Nach dem 1:0 gegen Argentinien und der gewonnen Weltmeisterschaft war die Freude der Fans in der Region Stuttgart am Sonntagabend kaum zu bändigen - damit der Freude nicht der Frust folgte, war die Polizei im Einsatz.
Nach dem 1:0 gegen Argentinien und der gewonnen Weltmeisterschaft war die Freude der Fans in der Region Stuttgart am Sonntagabend kaum zu bändigen - damit der Freude nicht der Frust folgte, war die Polizei im Einsatz.
Stuttgart - Die Polizei in der Region Stuttgart hat es bei Fan-Feiern nach der gewonnenen Weltmeisterschaft am Sonntagabend mit kleineren Verstößen zu tun gehabt.
Für eine Überraschung sorgte der Fahrer eines Traktors, der sich in Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) einem Autokorso anschloss. Er hatte sein Gefährt mit einer Musikanlage ausgerüstet, die mit einem separaten Stromaggregat betrieben wurde, und ließ auf dem Anhänger des Traktors ganze 30 Personen mitfahren. So war das Gespann auch noch nach 1 Uhr in der Stadt unterwegs - die Polizei musste wegen der Lärmbelästigung einschreiten.
Auch im Bereich Alter Postplatz wurde es laut - dort warfen Unbekannte mit Böllern. Als ein Busfahrer dort den vielen Feiernden ausweichen wollte, übersah er einen vom Stadtgraben kommenden BMW und prallte mit ihm zusammen. Verletzt wurde niemand, es entstand ein Schaden in Höhe von rund 1000 Euro. In Winnenden kam es innerhalb des Korsos zu einem Auffahrunfall mit drei Beteiligten, bei dem ein Schaden von mehreren hundert Euro entstand.
Im Landkreis Ludwigsburg gab es im Zuge der WM-Feierlichkeiten keine Probleme, wie die Polizei mitteilt. In der Ege-Trans-Arena in Bietigheim-Bissingen feierten rund 4000 Fans friedlich. Der größte Autokorso durch die Ludwigsburger Innenstadt zählte rund 1000 Fahrzeuge. In der Barockstadt zogen nach dem Sieg der deutschen Nationalelf etwa 1000 Feiernde in den Tunnel der Bundesstraße 27 unter der Stern-Kreuzung. Die Polizei musste den Bereich sperren.
Etwa 600 Autos waren in Autokorsos in Böblingen unterwegs. 6500 zum Teil deutlich alkoholisierte Fans feierten dort in der Innenstadt den Sieg der deutschen Mannschaft. In Leonberg musste die sogenannte Höschele-Kreuzung zeitweise gesperrt werden, da sich dort rund 1000 Fans versammelten. Etwa 1300 Fans verfolgten das Spiel im Stadion der SpVgg Renningen.
Feuerwerkskörper knallen die halbe Nacht
Bei vielen Fan-Feiern zündeten Unbelehrbare wieder Feuerwerkskörper und bengalische Feuer. Ein 31-Jähriger hatte gegen 0.20 Uhr in der Böblinger Poststraße eine bengalische Fackel auf einer Stange befestigt. Als Polizisten den Mann ansprachen, reagierte er aggressiv und schwenkte das Feuer über deren Köpfe. Eine 26-jährige Polizeibeamtin wurde von abtropfendem Material getroffen und zog sich Verbrennungen am Kopf zu. Bei seiner anschließenden Festnahme setzte sich der Mann massiv zur Wehr. Er muss sich nun wegen gefährlicher Körperverletzung, Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamte und einem Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz verantworten.
Zeugen sucht die Polizei noch zu einem Vorfall, der sich gegen 3 Uhr auf dem Brauhaus-Parkplatz in der Straße Lange Straße in Böblingen ereignet hat. Zwei bislang unbekannte junge Männer, die mit Deutschland-Trikots bekleidet waren, traten dort den rechten Außenspiegel eines geparkten Streifenwagens ab und flüchteten anschließend in Richtung Herrschaftsgartenstraße. Hinweise nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 07031/13-2500 entgegen.
Auch im Kreis Göppingen feierten die Fans teilweise sehr ausgelassen. Zahlreiche Fans feierten in der EWS-Arena und strömten danach in die Innenstadt. Dabei leerten sie auf der Lorcher Straße einige zur Abfuhr bereitgestellte gelbe Säcke aus und verteilten den Inhalt auf der Straße. Der Verkehr im Zentrum Göppingens kam rasch zum Erliegen, Straßen mussten gesperrt werden. Am Autokorso beteiligten sich etwa 500 Fahrzeuge. Zwischen dem Marktplatz und dem Kreisel Mörikestraße fanden sich 5000 Fans zur Siegesfeier ein.
Ein 17-Jähriger warf in der Kreuzung einen Kanonenschlag in die feiernde Menschenmenge. Er konnte ermittelt werden.
In Geislingen zählte die Polizei gegen 0.30 Uhr am Sternplatz rund 600 Fans, von denen einige Böller zündeten und Bierflaschen auf der Straße zerschlugen. Der Autokorso, der über die Stuttgarter und die Überkinger Straße führte, umfasste bis zu 120 Fahrzeuge. Die Polizei musste die Kreuzung zeitweise sperren.
Männer klettern auf Baukran
Gegen 0.30 Uhr stiegen im Bereich Post-/Pflegstraße zwei 24-jährige Männer einen 25 Meter hohen Baukran bis zur Kanzel hoch und kletterten noch weiter. Dann stiegen sie auf den Ausleger. Die Feuerwehr rückte mit einer Drehleiter an. Als die Floriansjünger eintrafen, kletterten die Männer wieder herunter und versuchten zu flüchten. Einer der Beiden sprang aus einer Höhe von drei Metern und verletzte sich am Knöchel. Er musste in eine Klinik gebracht werden.
Auch im Landkreis Esslingen verliefen die Fan-Feiern größtenteils friedlich - bis auf wenige Ausnahmen. Im Außenbereich einer Gaststätte in der Parksiedlung in Ostfildern kam es zwischen dem 53-jährigen Wirt und einem 36-jährigen Gast zu Streitigkeiten, die in einer handfesten Auseinandersetzung endeten. Der 36-Jährige soll dabei mit einer Bierflasche auf den Kopf des Gastwirts eingeschlagen haben. Der 53-Jährige erlitt Schnittverletzungen und eine Kopfplatzwunde.
Auch der mutmaßliche Schläger wurde verletzt. Beide kamen in ein Krankenhaus. In der Bahnhofstraße in Esslingen beleidigte ein 45-Jähriger gegen 1.15 Uhr einen Polizisten und versuchte grundlos, ihn mit der Hand ins Gesicht zu schlagen. Der Polizeibeamte konnte den Schlag abwehren, es kam zu einem Gerangel. Als beide zu Boden stürzten, verletzte sich der 45-Jährige leicht. Gegen ihn wird nun wegen versuchter Körperverletzung ermittelt.
Insgesamt feierten in Esslingen rund 2000 Fans, etwa 250 Autos fuhren im Korso durch die Stadt.