Steigt der FC 08 Villingen in die Regionalliga auf? Träumen davon darf man zumindest schon mal. Foto: Eibner

Welche Auflagen Oberliga-Tabellenführer FC 08 Villingen in der vierthöchsten Klasse erfüllen müsste.

Träumen ist beim erfolgreichen Fußball-Oberligisten FC 08 Villingen erlaubt. Doch der Weg in die Regionalliga ist für den Spitzenreiter natürlich noch weit. Aber was würde denn auf den Traditionsverein bei einem Sprung in die Viertklassigkeit zukommen?

Der Begriff "Regionalliga" hat für viele – besonders für die älteren – Nullachter heute noch einen fast magischen Klang. Unvergesslich sind die Jahre von 1966 bis 1972, als der FC 08 Villingen zweitklassig war und vielen großen Teams wie Kickers Offenbach, 1860 München oder dem Karlsruher SC in so mancher Partie als Underdog das Fürchten lehrte. Damals lagen die Zuschauerzahlen bei den Heimspielen oft zwischen 7000 und 8000. Oft war der FC 08 in der "Sportschau" zu sehen.

Leo Grimm, der Präsident des FC 08, sieht es – logischerweise – viel nüchterner. Aber der Spaichinger Unternehmer registriert und genießt natürlich auch die stetig wachsende Begeisterung im Umfeld um die attraktiv und erfolgreich spielende Mannschaft von Trainer Jago Maric. "Wir hatten vor der Saison bereits sehr viel Vertrauen in unseren Kader. Aber wir sind doch selbst überrascht, dass es bislang so gut läuft", gesteht Leo Grimm gerne ein.

Er und die anderen Villinger Verantwortlichen genießen einfach den Moment. "Wir möchten keinerlei Druck auf die Mannschaft aufbauen. Jago Maric soll einfach mit seinen Jungs diesen Weg – auch mit diesem positiven Schuss Unbekümmertheit – so weitergehen."

Leo Grimm gilt seit Jahren als professioneller Vordenker beim FC 08. Eiskalt erwischt wirkt er – bei aller Zurückhaltung – jedenfalls nicht bei der Frage, was denn tatsächlich passieren würde, wenn diese Mannschaft in der Oberliga weiterhin die Konkurrenz hinter sich lässt.

"Der Sprung wäre ein Riesenschritt"

"Ganz klar, der Sprung in die Regionalliga wäre für den FC 08 ein Riesenschritt, denn um viertklassig eine ordentliche Rolle spielen zu können, bräuchten wir natürlich in allen Bereichen noch mehr Substanz. Aber sollte es so kommen, dann werden wir uns auch dieser Herausforderung stellen."

Im Klartext bedeutet dies, dass der FC 08 – sollte das Team in der Winterpause immer noch vorne in der Oberliga stehen – auch in Richtung einer eventuellen Regionalliga-Zukunft einen Plan erstellen wird.

Für die 08-Führung gibt es aber momentan eine ganze Liste an Themen, die zeitnah abgearbeitet werden müssen. "Wir wollen uns wirtschaftlich weiter stabilisieren", zeigt es Leo Grimm auf. Die VIP-Logen sollen so im Sommer 2018 fertig sein. "Wir wollen aber auch mit der Stadt zusammen das Stadion generell fit für die Zukunft machen", sagt Leo Grimm.

Mit Coach Jago Maric sollen bald die Gespräche über eine Vertragsverlängerung anlaufen. "Seine gute Arbeit spricht sich immer mehr herum", schmunzelt der Präsident der Nullachter. Außerdem läuft die Suche nach einem neuen Sportvorstand. "Wir gehen Schritt für Schritt weiter", betont Leo Grimm. "Träumen ist erlaubt, aber wir wollen im Tagesgeschäft erfolgreich sein."

Sollten die Nullachter auch noch am 2. Dezember – dann steigt der letzte Spieltag vor der Winterpause – realistische Aufstiegschancen besitzen, dann können sie sich übrigens schon auf einen Besuch der Regionalliga-Verantwortlichen einstellen. "Wir schauen uns die Stadien und das Umfeld der Aufstiegskandidaten in der Regel schon im Januar oder Februar an", gibt Felix Wiedemann, der stellvertretende Geschäftsführer der Regionalliga Südwest, preis.

Zusammen mit den jeweiligen Vereinsverantwortlichen, Vertretern der Stadt und der Polizei wird dann vor Ort alles unter die Lupe genommen, was für den Spielbetrieb in der vierthöchsten Fußball-Klasse Deutschlands wichtig ist.

Es geht um Flutlicht und Sicherheit

Dabei gibt es einige Grundvoraussetzungen für Regionalligisten. "Das Stadion muss über eine Kapazität von mindestens 2500 Zuschauern verfügen, darunter müssen mindestens 250 Sitzplätze sein", so Wiedemann. Weiter wird eine Flutlichtanlage mit einer Stärke von 400 Lux vorausgesetzt. "Dies bedeutet aber nicht, dass wir dies alles sofort verlangen. Alles ist wirklich machbar", betont der Vize-Geschäftsführer. "Seit der Ligen-Reform zur Saison 2012/13 haben wir mit Aufsteigern immer Lösungen gefunden – auch mit eher ›kleinen Vereinen‹ wie Spielberg oder zuletzt Stadtallendorf. Alle sportliche Aufsteiger haben es bisher auch in die Regionalliga geschafft", stellt Felix Wiedemann klar.

Zu den weiteren Auflagen gehören ein VIP- und Presse-raum, ein gesicherter Bereich für die Spieler sowie – vor allem – ein Sicherheitskonzept. Dabei geht es nicht nur um einen umzäunten Gästebereich, sondern auch um die Parkplatzsituation. "Aber deshalb schauen wir uns ja schon im Januar oder Februar die Situation vor Ort an", so Felix Wiedemann.

Übrigens – an der Aufstiegsregelung von der Oberliga Baden-Württemberg in die Regionalliga Südwest soll sich nichts ändern. Der Meister steigt weiter direkt auf, der Vizemeister ermittelt gegen die Pendants aus den Oberligen Hessen und Rheinland-Pfalz/Saar einen weiteren Regionalliga-Aufsteiger.

"Wendelsteiner Vorlage" versus "Anstoß Nordost"

 Die aktuelle Regelung

Seit der Saison 2012/2013 existieren fünf Regionalligen. Ihre Staffelgröße ist auf 16 bis 18 Mannschaften festgelegt. Drei Teams aus den fünf Ligen steigen in die 3. Liga auf. Die Tabellenersten der fünf Regionalligen Nord, Nordost, West, Südwest, Bayern – sowie der Tabellenzweite der Regionalliga Südwest – ermitteln die drei Aufsteiger. Die Entscheidungen werden im Hin- und Rückspielmodus ausgetragen.

Der Unmut

Wer Meister in seiner Regionalliga wird, steigt nicht automatisch auf.

Die Vorschläge

Der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) schlägt in seinem Konzept "Anstoß Nordost" die Einführung einer zwei- oder dreigleisigen 4. Liga unter dem Dach des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vor. Bei einer schnellen Übergangslösung spricht sich der NOFV für ein Modell aus, bei dem drei Meister direkt in einem rotierenden System aufsteigen. Der vierte Aufsteiger soll in Relegationsspielen ermittelt werden. Der Landesverband Bayern BFV spricht sich in seiner "Wendelsteiner Vorlage" dafür aus, dass die Meister der Regionalligen West und Südwest, in deren Bereich 50 Prozent der deutschen Herrenmannschaften in den Spielbetrieb fallen, direkt aufsteigen. Aufgrund möglicher großer Distanzen bei einer Zusammenlegung plädiert der BFV für den Fortbestand der drei weiteren Ligen Nord, Nordost und Bayern. Im Westen und Südwesten wird für eine viergleisige Regionalliga plädiert mit vier direkten Aufsteigern. Der Norddeutsche Fußball-Verband votiert für ein permanentes direktes Aufstiegsrecht der Meister im Westen und Südwesten von der Saison 2018/19 an. Zudem sollten die Meister der Regionalligen Bayern, Nord und Nordost untereinander in einem jährlich rotierenden Verfahren zwei weitere Aufsteiger ermitteln.

Die DFB-Reaktion

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) beruft eine Arbeitsgemeinschaft ein. Diese soll die vorgeschlagenen Modelle sorgfältig prüfen und dem Spielausschuss ein Ergebnis vorlegen. Die AG wird vom DFB geleitet, ihr gehören jeweils ein Vertreter jedes Regionalliga-Trägers, insgesamt fünf Vertreter der Drittliga-Vereine und ein Vertreter der DFL (Deutsche Fußball Liga) an. DFB-Präsident Reinhard Grindel kündigte die Verabschiedung einer neuen Struktur im Dezember an. Grindel selbst plädierte in einem Gespräch mit der Funke-Mediengruppe für vier Aufsteiger von fünf Staffelsiegern. Der DFB-Präsident sagt: "Wir gehen ohne Festlegungen ergebnisoffen in die Diskussionen. Aber ich denke, dass das Modell vier aus fünf gute Chancen haben könnte, sich durchzusetzen. Weil es ganz eine einfache und gerechte Lösung ist."

Regionalliga Südwest

"Man muss abwarten, was da am Ende herauskommt. Sollten die Regionalliga-Staffeln zum Beispiel von fünf auf vier verkleinert werden, dann ist dies ein Prozess, der Zeit braucht. So eine Umgestaltung würde ja auch große Auswirkungen auf die unteren Klassen haben", teilt Felix Wiedemann, der stellvertretende Geschäftsführer der Regionalliga Südwest mit. "Sollte es aber eine Art Rotation geben, dann könnte eine neue Regelung schon nach dem Ende der Runde 2018/19 greifen", gibt Wiedemann gegenüber unserer Zeitung preis.