Der Videobeweis hat viele Kritiker. Foto: dpa

Bundesliga: Reizfigur weg aber großer Klärungsbedarf. Mehr Klarheit gefordert. Mit Umfrage

Die Reizfigur ist weg, die Leitlinie vorgegeben – doch die Diskussion um den Videobeweis noch lange nicht vorbei.

Nach der Absetzung von Videochef Hellmut Krug muss sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wieder auf die eigentliche Umsetzung konzentrieren. Bislang verhinderten zu viele Unklarheiten den Erfolg des Pilotprojekts. "Ich glaube, es ist bis heute immer noch nicht genau klar, wann der Videoschiedsrichter eingreifen soll", sagte Schalkes Sportvorstand Christian Heidel bei Sky90: "Wir müssen das korrigieren. Doch ich tue mich schwer, den Videoschiedsrichter an sich infrage zu stellen."

Umso dringender scheint das klärende Gespräch, zu dem Schiedsrichter-Boss Lutz Michael Fröhlich am Montag eingeladen hatte. "Unter Einbeziehung aller Beteiligten soll klar herausgestellt werden, unter welchen Umständen der Video-Assistent eingreifen soll und wann nicht", teilte der DFB in der Presseerklärung zu Krugs Degradierung mit, die das Chaos auf die Spitze getrieben hatte. Der umstrittene 61-Jährige war am vergangenen Freitag zunächst auf Anraten der Ethikkommission nur aus der Schiedsrichterkommission geworfen worden, er sollte aber Leiter des Videoprojektes bleiben. Drei Tage später inklusive schwerwiegender Vorwürfe in der "Bild" war aber auch das hinfällig, und Fröhlich übernahm Krugs Job – laut DFB aber eben nicht wegen der negativen Berichterstattung.

"Die Entscheidung, Lutz Michael Fröhlich ab sofort mit der Projektleitung Video-Assistent zu beauftragen, ist keine Reaktion auf die in den Medien erhobenen Manipulationsvorwürfe gegen Hellmut Krug", erklärte der zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. Die Entscheidung sei "vor allem zum Schutz des Schiedsrichterwesens, des wichtigen Projekts Video-Assistent und nicht zuletzt zum Schutz der Person Hellmut Krug" getroffen worden. Quasi abgeschafft wurde die Position des Supervisors, in der Krug angeblich unerlaubten Einfluss genommen haben soll, trotzdem.

Die "Aufseher" in Köln sollen "künftig" während der Spiele keinen direkten Kontakt mehr zu den Video-Assistenten haben. Dieser soll, das betonte der DFB nach den völlig misslungenen Kommunikationsversuchen mit den Bundesliga-Vereinen in der vergangenen Woche, nur dann eingeschaltet werden, "wenn in entscheidenden Szenen ein Wahrnehmungsfehler vorliegt". Nur bei "glasklaren Fehlentscheidungen", forderte Heidel: "Ebenso noch bei einer Roten Karte, die nicht ins Blickfeld des Schiedsrichters gefallen ist – ansonsten soll er sich nicht melden. Das war der Ansatz, aber in der Praxis sieht es leider anders aus."