Der VfR Hirsau/Ernstmühl (dunkle Trikots/hier gegen den FC Alzenberg/Wimberg) spielte sich überraschend ins Finale. Foto: Kraushaar

Fußball: Erster Sieg der VfL-Kicker nach 36 Jahren. Hirsauer überraschen mit Einzug ins Endspiel.

Die Calwer Stadtmeisterschaft hat eine lange Tradition, und die reicht so weit zurück, dass die sportlichen Erfolge der Fußballer des VfL Stammheim, die jetzt endlich wieder triumphieren konnten, ganz offensichtlich in Vergessenheit geraten sind.

Erklären lässt sich dies am ehesten damit, dass die Stammheimer tatsächlich 32 Jahre lang nichts mehr reißen konnten.

Der letzte Pokalgewinn des VfL Stammheim stammt aus dem Jahr 1985, die damaligen Protagonisten wie Mann, Kömpf, Schäuble oder Tipold verfolgen die Calwer Stadtmeisterschaft schon lange von der Tribüne aus.

Was geblieben ist, sind die Erinnerungen und die Tatsache, dass ein Stadtpokal nach dreimaligem Gewinn (1977, 1979, 1981) noch heute in der Stammheimer Vitrine steht. Turnierleiter Rainer Seba stellte bei der Siegerehrung auch klar, dass der VfL Stammheim nur auf dem neuen, dem aktuellen Pokal noch nicht verzeichnet sei.

Das Turnier im Georg-Baumann-Stadion entwickelte sich am Samstag relativ zäh. In den ersten fünf Spielen gab es lediglich zwei Treffer zu sehen. Das 4:0 des VfL Stammheim gegen den FV Calw entpuppte sich in Sachen Tore als Strohfeuer.

In den anschließenden Spielen regierte wieder die Null, bis es dem VfR Hirsau/Ernstmühl gelang, mit einem 4:0 gegen den Türkischen SV ein Zeichen in Richtung Finale zu setzen.

Die Hirsauer waren zweifellos die Überraschungsmannschaft des Turniers. Neben dem klaren Sieg gegen den Türkischen SV landeten die Rasensportler zwei 1:0-Erfolge, zudem endeten drei Begegnungen torlos 0:0. Unter dem Strich standen 14 Punkte bei 7:0 Toren.

Zu verdanken hatten die Hirsauer ihr gutes Abschneiden vor allem Vitor Araujo. Der Torjäger erzielte fünf der insgesamt sieben Treffer.

Abzusehen war schon zu diesem Zeitpunkt, dass der Weg zum Gewinn der Stadtmeisterschaft nur über den VfL Stammheim führen würde. Der Bezirksligist war personell am besten bestückt und zeigte auch einige passable Spielzüge. Technisch stark präsentierte sich der junge Jonathan Tommasi. Spielertrainer Manuel Vogt gab der Abwehr Halt, Jan Philipp Hielscher rückte in die Spitze.

Überbewerten wollte der Stammheimer Fußballboss Werner Mann den erhofften Turniersieg bei der Calwer Stadtmeisterschaft jedoch nicht. "Am Mittwochabend im Spiel gegen den VfL Nagold wird man erstmals sehen, wo wir stehen", machte er schon mal Werbung für das schnelle Wiedersehen mit seinem bisherigen Trainer Armin Redzepagic.

Am zweiten Spieltag qualifizierte sich der VfL Stammheim mit zwei Siegen und 7:0 Toren aus den Spielen gegen den Türkischen SV und den FC Alzenberg/Wimberg für das Endspiel.

Der VfR Hirsau/Ernstmühl war in Sachen Abschluss am zweiten Turniertag in den Gruppenspielen zweimal erfolgreich und das reichte gegen NK Zrinski Calw und den FC Altburg, da die Mannschaft von Trainer Denis Malandra jeweils ohne Gegentor blieb. VfR-Vorsitzender Gerhard Weber konnte sich angesichts der Defensivleistung schon mal zufrieden zurücklehnen.

Bälle waren bei der Calwer Stadtmeisterschaft ein weiteres Thema. Teils wurden sie so unfair behandelt, dass sie weit über das Gelände hinausflogen – ärgerlich, denn ohne Ball funktioniert Fußball nicht. Aber was tun, wenn sich die Freude am Suchen und am Zurückbringen in Richtung null entwickelt? Am Samstagmittag hatte sich die Situation jedenfalls so zugespitzt, dass der Vorrat an Bällen zur Neige gehen drohte.

Der Ball stand auch im Finale im Mittelpunkt – nicht nur wie vorgesehen als Spielgerät, sondern als lautstarker Diskussionspunkt zwischen dem Schiedsrichter und Eberhardt Seydt. "Der Ball hat keine Luft", so der Unparteiische. "Der Ball hat Luft", so Eberhard Seydt. "Der Ball hat keine Luft schallte es zurück." "Das ist der Spielball – und der hat Luft", konterte Seydt nochmals, doch der Unparteiische blieb hart und forderte einen neuen Ball.

Dieser erlebte keine vier Umdrehungen, dann drosch ihn VfR-Keeper Carlos Seeger hoch motiviert und vor allem weit über die Barrieren. Ob danach der eigentlich Spielball eine zweite Chance bekam, ließ sich nicht mehr recherchieren.