Warum will der VfB Stuttgart seine Profifußball-Abteilung ausgliedern? Foto: dpa

Bundesliga: Präsident Wolfgang Dietrich wirbt für Ausgliederung. Großer Schritt für Traditionsverein. Mit Umfrage

Am Donnerstag um 18.30 Uhr beginnt für den VfB Stuttgart in der Mercedes-Benz Arena die seit Jahren wichtigste Mitgliederversammlung. Entscheiden sich die Mitglieder für die Ausgliederung oder dagegen?

Sportlich ist der VfB Stuttgart wieder in der Ersten Liga angekommen - finanziell soll die Lücke zur Spitze durch eine Ausgliederung verkleinert werden. Dazu hat der Verein zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung geladen. Am Donnerstag um 18.30 Uhr geht es in der Mercedes-Benz Arena um die Zukunft des Clubs. Die Folgen der Entscheidung sind weitreichend. So oder so. Hier die wichtigsten Infos.

Warum will der VfB Stuttgart seine Profifußball-Abteilung ausgliedern?

Der Verein will mehr Geld. Der Abstieg hat den VfB Stuttgart im Vergleich zur Konkurrenz finanziell zurückgeworfen. Sportvorstand Jan Schindelmeiser spricht von 50 Millionen Euro, die der Club verloren hat. Schon vor dem Betriebsunfall 2. Liga war das Thema aber präsent. Mit einer Ausgliederung in eine AG sollen auch rechtliche Fragen geklärt werden, die sich von einem eigentlich gemeinnützigen Verein, der sich als Bundesliga-Club wie ein Wirtschaftsunternehmen verhält, nur schwer beantworten lassen.

Wie viel Geld würde eine Ausgliederung bringen?

Präsident Wolfgang Dietrich will für maximal 24,9 Prozent der Anteile 100 Millionen Euro einnehmen. Dieses Geld soll in den kommenden ein bis zwei Jahren zur Verfügung stehen und dafür sorgen, dass der VfB schnell wieder den Anschluss herstellen kann und in der Bundesliga sportlich erfolgreich ist - was dann mittelfristig zu mehr Einkünften beim TV-Geld, im Sponsoring und durch Ticketeinnahmen führt. In den kommenden vier Jahren will Dietrich so insgesamt sogar 250 Millionen Euro einnehmen.

Welche Investoren möchten beim VfB einsteigen?

Als sogenannter Ankerinvestor steht der Autobauer Daimler parat. Für 11,75 Prozent der Anteile ist ein Preis in Höhe von 41,5 Millionen Euro vereinbart. Weitere Gespräche sind nach Angaben von Dietrich noch nicht geführt worden. Das soll geschehen, sobald die Mitglieder sich für die Ausgliederung entschieden haben.

Übernehmen mit einer Ausgliederung Investoren das Kommando beim VfB?

Nein. Der e.V. behält 75,1 Prozent der Anteile an der AG. Die wesentlichen Entscheidungen trifft weiterhin der Vorstand - die handelnden Personen bleiben im Falle einer Ausgliederung unverändert Jan Schindelmeiser (Sport), Jochen Röttgermann (Marketing) und Stefan Heim (Finanzen). Überwacht wird der Vorstand von einem neunköpfigen Aufsichtsrat. Darin ist Daimler mit zwei Personen vertreten - ein Platz für den Investor Daimler, ein Platz für die Mercedes-Benz-Bank als Hauptsponsor. Der Verein ist durch den Präsidenten und den Vize-Präsidenten vertreten. Der bisherige Aufsichtsrat des Vereins wird im Falle einer Satzungsänderung - über die die Mitglieder am Donnerstag ebenfalls abstimmen - durch einen Vereinsbeirat ersetzt.

Wie wahrscheinlich ist es, dass die Ausgliederung scheitert?

Nicht repräsentative Umfragen und das Stimmungsbild in Foren deuten auf einen knappen Ausgang der Abstimmung hin. Eine Mehrheit für die Ausgliederung ist wohl ziemlich sicher - ob es aber die notwendigen 75 Prozent Zustimmung gibt dagegen gar nicht. Je mehr Mitglieder kommen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es klappt. Der Verein gibt sich deswegen alle Mühe und bietet neben kostenlosen Nahverkehrstickets auch jedem Anwesenden ein geschenktes Trikot.

Was sind die Kritikpunkte?

Die kritischen Fans fürchten vor allem einen Verlust an Einfluss. Zudem beklagen sie, dass die Vereinsführung um Dietrich und Schindelmeiser noch nicht lange genug am Werk ist, um sich das Vertrauen für eine solch weitreichende Entscheidung bereits verdient zu haben. Auch das Misstrauen gegenüber Daimler als Investor ist groß. Dass der Weltkonzern das geplante Engagement ausschließlich als Bekenntnis zur Region sieht und den Verein unterstützen will, dem auch viele Mitarbeiter die Daumen drücken, kaufen die Kritiker dem Nachbarn aus der Mercedesstraße nicht ab.

Tritt Präsident Wolfgang Dietrich bei einem Nein zurück?

Das hat er ausgeschlossen. Dietrich ist im Oktober für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt worden und will unabhängig vom Ausgang der Abstimmung Präsident des e.V. bleiben.

Was würde die Ausgliederung für die Kaderplanung bedeuten?

Die 41,5 Millionen von Daimler stünden relativ bald zur Verfügung und würden den Spielraum von Sportvorstand Schindelmeiser auf dem Transfermarkt vergrößern. Der VfB sucht Innen- und Außenverteidiger, Personal fürs defensive Mittelfeld und dem Vernehmen nach auch einen Torwart. Mehr Geld bedeutet, dass diese Zugänge qualitativ besser sein könnten, als es ohne die Mittel der Ausgliederung möglich wäre. Für den Fall einer Ablehnung hat Präsident Dietrich dagegen angekündigt, dass Spieler verkauft werden, um Geld einzunehmen.