Durch ein Spalier der Fans lief mit dem "Durchmarsch"-T-Shirt Lucas Haug. Foto: Burkhardt

Fußball: SV Wittendorf plant nach Durchmarsch in Landesliga bei Neuzugängen "keine verrückten Sachen".

Schon am drittletzten Spieltag der Bezirksliga war es geschafft: Zum ersten Mal steht der ehemals als "unabsteigbar" geltende SV Wittendorf, der dann doch den Gang in die Kreisliga A antreten musste, in der Landesliga.

Trainer Lukas Wuzik hat mit seinem Einstieg vor drei Jahren die Initialzündung für die neue Zeitrechnung in Wittendorf gegeben. "Er ist für uns ein Glücksfall. Optimiert wurde das Ganze aber noch, als Jürgen Haug als kompetenter Co-Trainer eingestiegen ist. Beide sind total unterschiedlich, leben aber die Einstellung zum Fußball vor und sind in allem ein Vorbild für die junge Truppe", meinte in der Stunde des Erfolgs der Fußball-Abteilungsleiter Hansi Drotleff.

Nach einem Holperstart in die laufende Saison mit zwei Heimniederlagen gegen den VfR Sulz und die SF Salzstetten wechselte die Mannschaft vor allem in der Rückserie auf die Überholspur und machte den Titelgewinn am drittletzten Spieltag perfekt, an dem man bereits beeindruckende 89 Treffer zu Buche stehen hatte. "Ich bin überwältigt und zugleich stolz auf das Team und den gesamten Verein SV Wittendorf. Ich werde bestimmt erst in einigen Tagen realisieren, was das junge Team erreicht hat", meinte ein sichtlich geschaffter Abteilungsleiter Hansi Drotleff nach der Begegnung gegen Oberiflingen und dem 2:2-Unentschieden.

Dass dem kleinen Verein aus der Loßburger Teilgemeinde der Durchmarsch von der Kreisliga A in die Landesliga gelingen konnte, hat mehrere Gründe. Da ist zum einen die gute Jugendarbeit des Vereins, und so fanden die teilweise auch in Lombach ausgebildeten Eigengewächse Lysander Skoda, Lukas Haug und in der Winterpause Henry Seeger über die Stationen SpVgg Freudenstadt und TSG Balingen wieder zurück an die Lange Furche. "Dass der Henry in der Winterpause zu uns kam, war sicher das Tüpfelchen auf dem i. Er hat mit seiner Schnelligkeit unsere Spielweise noch gefährlicher gemacht", meinte das Vorstandsmitglied Wilfried Vogt, der zugleich auch anmerkte, dass man auch mit Blickrichtung Landesliga betreffs Neuzugängen keine "verrückten Sachen" machen werde.

Bemerkenswert auch, dass in der jungen Truppe außer dem Waldachtäler Kevin Hug und dem Wittlensweilermer Radion Eckert alle Akteure aus Loßburger Gemeinden kommen. So sieht auch Kapitän Sandro Bossert einen der Hauptgründe des Erfolgs in der Kameradschaft im Team, das s auch außerhalb des Platzes viel gemeinsam unternimmt. Übrigens kann auch sein Vater, die Wittendorfer Torjägerlegende Michael "Spitzer" Bossert, mit einem Augenzwinkern verschmerzen, dass sein Sohnemann jetzt höher spielt als es ihm selbst noch vergönnt war.

Dass die Trainer Lukas Wuzik und Jürgen Haug eine aus vielen Studenten bestehende, homogene und spielintelligente Truppe geformt haben ist unbestreitbar, doch gerade dabei sieht der immer vorausdenkende Jürgen Haug auch eine Gefahr. "Ich freue mich riesig für die Mannschaft und über die Meisterschaft, aber die vielen auswärts studierenden Spieler machen mir ein bisschen Sorgen; hier müssen wir eine Lösung finden, Vielleicht, dass sie bei einem Verein nahe ihres Studienorts mittrainieren und sich fit halten können. Bisher konnten wir nämlich nur am Freitag mit bis zu 17 Leuten optimal trainieren, unter der Woche hat das eher bescheiden ausgesehen. Das könnte jetzt eine Klasse höher ein Problem darstellen", meint der Ex-Freudenstädter Erfolgscoach, dessen Sohn Lucas bei noch zwei ausstehenden Spielen mit 35 Treffern die Torjägerliste souverän anführt und damit allein neun Tore mehr erzielt hat als die gesamte Mannschaft der SG Hallwangen.

Welche Offensivpower die Wuzik-Elf hat, zeigt sich auch darin, dass Sandro Bossert mit stattlichen 22 Treffern ebenfalls in der Spitzengruppe der Bezirksliga-Torjägerliste platziert ist. Defensiv dagegen gilt es noch einige Baustellen zu bearbeiten. So hat man mit dem Freudenstädter Lucas Finkbeiner schon einen talentierten Schlussmann verpflichtet, der bereits Landesligaerfahrung sammeln konnte. Ansonsten überragt das gute Kollektiv mit einem überragenden Lysander Skoda auf der Sechserposition.

Gelungen war auch die Feier nach dem Titelgewinn, als jeder Spieler einzeln durch ein Spalier der Fans gerufen und entsprechend gefeiert wurde. Apropos Feiern: nach dem letztjährigen Double-Gewinn aus Meisterschaft und Bezirkspokalsieg sowie dem Erfolg bei der Leserwahl des Schwarzwälder Boten zur "Mannschaft des Jahres" 2016 hat man damit bereits Erfahrung. Ein Diskussionspunkt mit Trainer Lukas Wuzik ist aber noch nicht geklärt: Fällt nun nur sein Markenzeichen, ein gepflegter Zopf, der Schere zum Opfer oder gibt es sogar eine Vollglatze. Spätestens nach der offiziellen Meisterfeier wird man weiter sehen.