Bundesliga: Zerstückelte Spieltage und Videobeweis. Auftakt am Freitag mit Bayern gegen Bayer. Mit Video

Neue Anstoßzeiten, alte Favoriten, viel Tradition. Nach langer Sommerpause von 13 Wochen startet die Fußball-Bundesliga am Freitag in ihre 55. Saison.

Die weitere Zerstückelung der Spieltage und die Einführung des Videobeweises werten viele Beobachter als unvermeidlichen Aufbruch in die Moderne. Wenig Veränderungen werden jedoch im Titelkampf erwartet. Ein Ende der nunmehr fünfjährigen Münchner Alleinherrschaft scheint nicht in Sicht.

Die Zeiten aber, in denen sich die Bayern 25 oder 19 Punkte Vorsprung wie 2013 und 2014 erspielten, sind nach Meinung des Mönchengladbacher Trainers Dieter Hecking vorbei. "Insgesamt ist die Liga in der Lage, den Abstand zu verkürzen. Die Bayern werden mehr Stolpersteine auf ihrem Weg haben."

Die größere Ausgeglichenheit der Liga stützt diese These. Außenseiter wie Greuther Fürth, Paderborn, Darmstadt oder Ingolstadt sind nicht mehr dabei. Mit dem VfB Stuttgart und Hannover 96 kehrten zwei Traditionsteams mit großen Zielen zurück.

Mehr als über das Kräfteverhältnis der Liga oder deren bisherige Transferausgaben wurde zuletzt über die Einführung des Videobeweises diskutiert – und das bereits vor dem Eröffnungsspiel zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen am Freitag (20.30 Uhr). Nach dem Fehlstart beim Supercupsieg der Bayern in Dortmund, als eine technische Panne die Beurteilung einer angeblichen Abseitsposition erschwerte, fühlen sich die Kritiker bestätigt.

Zum großen Kreis der Skeptiker gehört Uli Hoeneß. "Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es Blödsinn ist. Wenn wir mal bei zehn Grad minus spielen und während eines Spiels wird fünfmal zwei Minuten unterbrochen, dann musst du noch die Fitnesstrainer auf den Platz schicken, damit die Spieler warm bleiben", spottete der Bayern-Präsident. Weniger kritisch beurteilen die Vereinsbosse dagegen die weitere Zerstückelung der jeweiligen Spieltage. Schließlich wächst damit die Chance, mehr TV-Gelder zu erlösen. Zum Verdruss vieler Fans finden erstmals fünf Partien an einem Montag (20.30 Uhr) statt. Das späte Sonntagsspiel wird nicht mehr um 17.30 Uhr, sondern erst um 18 Uhr angepfiffen. Darüber hinaus beginnen fünf Sonntagspartien bereits um 13.30 Uhr.

Der VfB Stuttgart vor dem Start

VfB-Zugänge Badstuber und Aogo auch in Berlin nicht in der Startelf

Hannes Wolf lässt sich nicht unter Druck setzen. Dem Trainer des VfB Stuttgart droht zum Auftakt gegen Hertha BSC zwar fast die komplette Viererkette wegzubrechen - doch die beiden Neuzugänge Badstuber und Aogo haben ihm für die Startelf noch zu wenig Training.

Vor dem ersten Bundesliga-Spiel seiner jungen Trainer-Karriere bleibt sich Hannes Wolf treu. Der Aufstiegs-Coach des VfB Stuttgart muss gegen Hertha BSC am Samstag in der Abwehr womöglich massiv improvisieren, weil zahlreiche seiner Fußballer angeschlagen sind. Deswegen aber die beiden Neuzugänge Holger Badstuber und Dennis Aogo nach weniger als zwei Wochen Training mit der Mannschaft in die Startelf beordern?

Auch wenn sie derzeit zu den wenigen gesunden ausgebildeten Verteidigern im Kader zählen? "Trotzdem finde ich nicht, dass ich es verantworten kann, sie von Anfang an spielen zu lassen mit so wenig Einheiten und so wenig Training mit der Mannschaft", sagte Wolf vor dem Spiel. Eher würde der 36 Jahre alte Trainer Spieler aus der zweiten Mannschaft in den Kader nehmen, hofft aber vielmehr noch auf etwas Glück bei der Genesung der Akteure, die sich schon deutlich länger mit seiner Spielidee beschäftigen.

Timo Baumgartl etwa, nach seiner Gehirnerschütterung von vor einer Woche bislang ohne Training, würde er auch nach nur einer Einheit für das Duell mit dem Europa-League-Teilnehmer auf den Platz stellen. Den zweiten Innenverteidiger, Marcin Kaminski, hat Wolf nach dem Umknicken im Pokal-Spiel gegen Cottbus und trotz des individuellen Trainings seither auch noch nicht abgeschrieben. Und auch Dzenis Burnic und der (offensive) Anastasios Donis könnten ihre muskulären Probleme in den Stunden bis zum Anpfiff noch in den Griff bekommen, hoffte Wolf am Donnerstag.

Reicht es bei keinem, "dann werden wir ein bisschen zaubern müssen im Verein. Entweder drehst du in einer Position oder du ziehst einen hoch", sagte er. Sicher nicht spielen wird dagegen Daniel Ginczek. Der 26-Jährige hat Probleme im Knie. Wolf nannte es eine Belastungsreaktion, in deren Folge der oft verletzte Stürmer einen Druck im Gelenk spüre. "Das heißt, er ist für die nächsten beiden Spiele raus und wird da nicht spielen", sagte Wolf zu der Vorsichtsmaßnahme.

Auch beim Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 fehlt den Schwaben deswegen diese Option. Doch trotz der Personalsituation will Wolf mit Selbstvertrauen ins Olympiastadion einlaufen (15.30 Uhr/Sky). "Natürlich beschäftigt uns das. Aber wir werden daraus kein Alibi machen", sagte er. "Wir haben die Substanz mit einer Topleistung und dem Quäntchen Glück in Berlin was zu holen.«Dass er am Samstag sein erstes Spiel in Deutschlands höchster Spielklasse betreut ist für Wolf dabei gar kein Thema. »Ich habe mich nach dem Aufstieg sehr darüber gefreut, dass ich in der Bundesliga arbeiten darf. Aber im Moment habe ich gar keine Zeit darüber nachzudenken. Es geht darum, da die Mannschaft ans Limit zu bringen. Das ist alles, was zählt", betonte er.

Vielleicht hilft es dem Aufsteiger, dass die Berliner ebenfalls nicht auf alle Profis setzen können. Rekordeinkauf Davie Selke steht wie auch der aus Salzburg gekommenen Valentino Lazaro nicht zur Verfügung. Verletzt sind auch Maximilian Mittelstädt und Ersatztorhüter Jonathan Klinsmann. Julian Schieber ringt nach langer Verletzungspause um seinen Wiedereinstieg. U21-Europameister Niklas Stark soll nach seiner Pause (Rippenbruch) wie im Pokal gegen den Drittligisten Rostock zunächst nur auf der Bank sitzen.

Sieben Clubs starten mit neuem Kapitän

Sieben Clubs starten mit neuem Kapitän

Sieben Vereine gehen mit einem neuen Mannschaftskapitän in die 55. Bundesliga-Saison. Beim deutschen Fußball-Meister Bayern München tritt Manuel Neuer die Nachfolge von Philipp Lahm an, der seine Karriere beendet hat. Auch bei Werder Bremen ist eine beendete Profi-Laufbahn der Grund für den Spielführer-Wechsel: Zlatko Junuzovic löst Clemens Fritz ab. Für viele überraschend kam dagegen die Entscheidung des neuen Schalke-04-Trainers Domenico Tedesco, Weltmeister Benedikt Höwedes als Kapitän abzusetzen. Nachdem der Verteidiger sechs Jahre lang die Binde getragen hatte, übernimmt Torhüter Ralf Fährmann nun den Job. Zudem wechselten auch RB Leipzig, der FC Augsburg, der VfL Wolfsburg und Aufsteiger Hannover 96 den Spielführer.

Die Kapitäne der Bundesligisten in der Übersicht:

Verein/alter Kapitän/neuer Kapitän

Bayern München: Philipp Lahm - Manuel Neuer

RB Leipzig: Dominik Kaiser - Willi Orban

Borussia Dortmund: Marcel Schmelzer - Marcel Schmelzer

TSG Hoffenheim: Eugen Polanski - Eugen Polanski

1. FC Köln: Matthias Lehmann - Matthias Lehmann

Hertha BSC: Vedad Ibisevic - Vedad Ibisevic

SC Freiburg: Julian Schuster - Julian Schuster

Werder Bremen: Clemens Fritz - Zlatko Junuzovic

Borussia Mönchengladbach: Lars Stindl - Lars Stindl

FC Schalke 04: Benedikt Höwedes - Ralf Fährmann

Eintracht Frankfurt: Alexander Meier - Alexander Meier

Bayer 04 Leverkusen: Lars Bender - Lars Bender

FC Augsburg: Paul Verhaegh - Daniel Baier

Hamburger SV: Gotoku Sakai - Gotoku Sakai

1. FSV Mainz 05: Niko Bungert - Niko Bungert

VfL Wolfsburg:  Diego Benaglio - Mario Gomez

VfB Stuttgart: Christian Gentner - Christian Gentner

Hannover 96: Manuel Schmiedebach - Edgar Prib