Kollektive Freude beim SV Gültlingen: Erstmals in der Vereinsgeschichte holte sich der SVG den Bezirkspokal. Foto: Kraushaar

Bezirkspokal: Scheidender Trainer erlebt sportlichen Höhepunkt. Kompakte Mannschaftsleistung ermöglicht Erfolg.

Für die Fans des SV Gültlingen sind die Spieler des A-Ligisten seit Donnerstag genau genommen nur eins: Pokalhelden. Im Bezirkspokal-Finale in Deckenpfronn hatte sich der SVG als A-Ligist gegen den Bezirksligisten aus Bondorf durchgesetzt.

Für die Fußballer aus der Wildberger Teilgemeinde ist der 3:1-Sieg nach Verlängerung der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte.

Blick zurück: Ein Doppelschlag innerhalb von 58 Sekunden mit Toren von Mustafa Topuzelli und Philipp Tartsch hatte dem SV Gültlingen im April im Halbfinale gegen den Liga-Konkurrenten SC Neubulach den Sprung ins Bezirks-Pokalfinale ermöglicht. Die Mannschaft des scheidenden Trainers Timo Sauer hatte plötzlich die Möglichkeit, Vereinsgeschichte zu schreiben.

Das Endspiel am Donnerstag in Deckenpfronn brachte dem SV Gültlingen tatsächlich den erhofften Triumph. Der A-Ligist behielt nach 120 anstrengenden Minuten in der Verlängerung mit 3:1 Toren die Oberhand über den SV Bondorf.

Beim Bezirksligisten hingegen war die Enttäuschung groß. "Wir waren sicherlich die bessere Mannschaft, haben es aber nicht geschafft, unsere Qualität in der Offensive auf dem Platz umzusetzen" bilanzierte Dennis Marlovic das Finale. Der Bondorfer Spielertrainer hatte sich nach 58 Minuten eingewechselt und gleich darauf in einer akrobatischen Art den Ausgleich erzielt. Das war’s dann aber auch schon für den Favoriten, wobei Marlovic anmerkte, dass der Gültlinger Torhüter Felix Weinhardt gleich zweimal klasse gegen ihn reagiert hätte.

Natürlich hatte der Kreisligist in der einen oder anderen Situation auch einfach das nötige Glück, doch dieses muss man sich unter dem Strich gesehen aber erst einmal verdienen. Vom Bezirksligisten aus dem Gäu kam insgesamt gesehen einfach zu wenig. Dennis Marlovic sprach von einer Blockade, davon dass die Mannschaft mehr kann und dass sie sehr enttäuscht sei.

Dazu kam, dass der Favoriten – wie üblich – gegen die Sympathien des Außenseiters anspielte. Diese wurden vor allem von einer Gruppe lautstarker Sulzer Fans bekundet. Als Timo Sauer in der Verlängerung die 2:1-Führung per Freistoß erzielte, flippten diese fast aus. Jetzt ging es nicht mehr um den SV Gültlingen sondern um "unseren neuen Trainer".

Timo Sauer hat mit seinem Auftritt bei den Sulzer Fans Begehrlichkeiten geweckt, sie hatten Sauer schon lange vor dessen Amtsantritt auf den Thorn gehievt.

"Ich weiß was die Mannschaft kann und was wir in den sechs Jahren gelernt haben, aber im Ligabetrieb spielen leider zu viele andere Faktoren rein, als dass wir das über die Saison gesehen abrufen können", so Timo Sauer.

Dass die Mannschaft Fußball spielen kann, haben wir heute auch an den Toren gesehen. "Ich glaube, der Sieg war verdient, auch wenn ich sehe was dieser kleine Verein im Umfeld alles für die Mannschaft leistet. "Wir haben heute alles gegeben und mit diesem Sieg sind für mich sechs Jahre Arbeit im Verein gekrönt", sagte der scheidende Spielertrainer.

Timo Sauer selbst hatte mit einer überragend läuferischen und spielerischen Leistung großen Anteil am Erfolg. Im Duell zwischen Marco Schweizer und Sven Keck musste der Gültlinger "Fünfer" mehrfach über seine Grenzen gehen. Philipp Tartsch war viel unterwegs und überzeugte mit zahlreichen guten Balleroberungen. Der zweikampfstarke Dominic Blum, Kevin Krause vor der Abwehr und Marcus Pflieger mit Impulsen aus dem Mittelfeld – alle hatten ihren Anteil daran, dass der Traum vom Bezirkspokalsieg wahr werden durfte.

Der SV Gültlingen war über weite Strecken gleichwertig, phasenweise sogar die bessere, weil zielstrebigere Elf. "Es wäre ungerecht heute einen herauszuheben", stimmten Timo Sauer und Fördervereinsvorsitzender Reinhard Hamberger übereinstimmend fest.

Wie immer wenn ein "David" einem "Goliath" eine Grube gräbt, gehen die Emotionen hoch. Auf der herrlichen Sportanlage in Deckenpfronn war das nicht anders. Der SV Gültlingen feierte, Torhüterlegende und Abteilungsleiter Gunter Deuble kämpfte mit den Tränen. Timo Sauer waren die 120 Minuten ins Gesicht geschrieben. Der SV Bondorf schob derweil Frust.

Bezirkspokalsieger zu werden, heißt, dass die Vorbereitung auf die kommende Saison zumindest zum Teil auf den Pokal abgestimmt werden sollte. Die Rede ist hier nicht vom Bezirkspokal, sondern vom Verbandspokal, denn für diesen Wettbewerb haben sich die Gültlinger mit dem Sieg in Deckenpfronn qualifiziert. Vielleicht geht’s ja gleich gegen einen attraktiven Gegner.