Ab durch die Mitte: In dieser Szene setzt sich der Gechinger Marsel Cicak (Mitte) gegen seine ehemaligen Nagolder Kameraden Burak Tastan (links) und Raphael Schaschko durch. Das glücklichere Ende in diesem Spiel war den Nagoldern vergönnt. Foto: Kraushaar

Landesliga: 30 Sekunden fehlen zur Gerechtigkeit. Spielerische Leichtigkeit geht dem VfL Nagold ab.

Gibt es sie, die Gerechtigkeit im Fußball? Spieler, Trainer und Fans des Fußball-Landesligisten aus Gechingen stellten sich am Sonntagnachmittag die Frage: Warum ist es dem VfL Nagold vergönnt, dieses Spiel in der Nachspielzeit noch zu gewinnen?

Die Antwort auf die Kernfrage darauf besteht nicht nur aus dem banalen Hinweis auf das "Glück des Tüchtigen" oder "Wer oben in der Tabelle steht, dem lacht das Glück", sondern auch aus ganz einfachen Fakten.

Schiedsrichter Marc Packert ließ – vielleicht unnötigerweise – drei Minuten nachspielen lassen. Dass die letzten Sekunden aus Gechinger Sicht zu viel waren, ist unbestritten, dass die Einheimischen jedoch mit an der Uhr gedreht haben, ebenfalls.

Mit der Einwechslung von Marcel Cicak (85.) wollte Benni Maier dem Ex-Nagolder noch eine Einsatzzeit gegen seine ehemaligen Kameraden geben, mit der Einwechslung von Engin Kilic für Fabian Schneider (89.) aber ganz offen noch etwas Zeit von der Uhr nehmen. Schneider stand zu diesem Zeitpunkt auf der anderen Seite des Spielfeldes und trabte ganz gemütlich über den Kunstrasen.

Diesen Umstand hatte auch der Unparteiische registriert und der Nachspielzeit angehängt. In wie weit der Einwechslung und der einhergehenden Umverteilung in der SFG-Abwehr noch eine Mitschuld am Ausgleich zukommt, lässt sich in dem knappen Zeitfenster nur schwer sagen. Fakt ist jedoch, dass die individuelle Klasse von Daniel Schachtschneider in dem alles entscheidenden Zweikampf vor der Flanke und die Abgebrühtheit eines Pascal Reinhardt im Sturmzentrum den Ausschlag gab.

Letztendlich aber war der Sieg des Tabellenführers aus Nagold gestützt auf die tollen Reaktionen von Torhüter Bubacarr Sanyang nach gut einer Stunde. Relativ kalt, weil bis dahin so gut wie nie ernsthaft geprüft, entschärfte der Ghanaer zwischen der 49. und der 68. Minute drei, vier Hochkaräter, unter denen der Kopfball von Florian Gehring eigentlich in die Kategorie "unhaltbar" gehörte.

Kurz zuvor hätte Andreas Kiwranoglou gegen seine ehemaligen Nagolder Kameraden für die Sportfreunde Gechingen zum Held des Tages werden können. Hätte er bei seiner Chance aus vier Metern den Ball über die Linie gebracht, das Thema Nachspielzeit wäre wohl vom Tisch gewesen, denn der VfL Nagold wäre zu diesem späten Zeitpunkt wohl kaum noch ins Spiel zurückgekommen.

In Gechingen fehlte der Elf von VfL-Trainer Armin Redzepagic die spielerische Leichtigkeit vom Saisonstart. Dazu haben freilich auch die Gechinger ihren Beitrag geleistet. Trainer Benni Maier "Wir haben sehr gut gegen den Ball gearbeitet und eine sehr hohe Laufbereitschaft an den Tag gelegt."

Auf Nagolder Seite war bei Trainer Armin Redzepagic am Ende einfach nur Durchatmen angesagt. "In der Summe war ich mit dem Spiel nicht zufrieden. Die Gechinger hätten einen Punkt verdient gehabt", setzte er einmal mehr sein korrektes und sachliches Einschätzungsvermögen vor das anderswo eher übliche "Vereinsbrillenniveau".