Packende Zweikämpfe lieferten sich der SV Seedorf (Christoph Müller) und SV Zimmern (Marcel Eisele) in einem rasanten Derby, das der Aufsteiger mit 4:3 gewann. Foto: Rudolf Foto: Schwarzwälder-Bote

Landesliga: Rassiges Derby gegen SV Zimmern hat einiges zu bieten / 4:3 für Aufsteiger

Von Jürgen Schleeh

SV Seedorf – SV Zimmern 4:3 (3:0). Da war alles drin. Der SV Seedorf lieferte sich mit dem SV Zimmern ein rassiges Derby, wobei die favorisierten Gäste in der ersten Halbzeit keinen Fuß auf den Boden bekamen.

Doch selbst die 3:0-Führung des Aufsteigers zur Pause war noch keine Sieggarantie. Richtig rund ging es im zweiten Durchgang. Beim SV Zimmern ließ Coach Patrick Fossé seinen Torjäger Christian Braun wegen dessen Leistenproblemen zunächst auf der Bank. Unbeeindruckt davon war es aber eindeutig der SV Seedorf, der der Partie vom Anpfiff weg seinen Stempel aufdrückte.

Tobias Heizmann, Spielertrainer des SVS, der verletzt zum Zuschauen verurteilt war, schwärmte hernach von der besten Saisonleistung des Aufsteigers. Hervorragend eingestellt, lieferte die Abwehr um Tobias Bea einen bärenstarken Auftritt ab. Die Räume wurden eng gemacht, die Gäste hatten kaum eine Gelegenheit, ein geordnetes Offensivspiel aufzuziehen.

Der SV Seedorf beschränkte sich jedoch keinesfalls nur auf Verteidigung. Auch nach vorn ging die Post ab. Bereits nach drei Minuten der erste Hochkaräter für die Gastgeber, als Johannes Wernz Gästekeeper Chris Fast prüfte. Der SV Zimmern versuchte ein hohes Tempo vorzulegen, um den Gegner zu Fehlern zu zwingen. Doch diese Rechnung ging nicht auf. Die Fehler passierten auf der anderen Seite. Nach einem Einwurf von der rechten Seite ging es ganz schnell. Kopfballverlänger von Kevin Kitiratschky und die SVZ-Hintermannschaft war entblößt. Tom Ritzel hatte freie Bahn, ließ Torhüter Fast mit seinem Flachschuss keine Chance und es stand nach elf Minuten 1:0 für den SV Seedorf.

Kann passieren – relativ gefasst nahmen die Gäste den Rückstand hin, versuchten weiter das Geschehen in die Hälfte des SV Seedorf zu verlagern. Doch es blieb eng. Mit großartigem Einsatz rackerten die Gastgeber und störten immer wieder erfolgreich den Spielaufbau des SV Zimmern. Die zwingenderen Möglichkeiten hatte weiterhin der Aufsteiger. So bei einem Freistoß von Yannik Scheck, als Kevin Kitiratschky (20.) im Nachschuss am Gästetorhüter scheiterte. Überfallartig der nächste Konter, bei dem Johannes Wernz einschussbereit im letzten Moment noch abgedrängt werden konnte.

Der SV Zimmern fand einfach keine Lösungen gegen die couragiert auftretenden Gastgeber, zeigte sich vor allem dann anfällig, wenn der SVS über die Außen kam. So die Entstehung zum 2:0, als Tom Ritzel über rechts bis zur Grundlinie durchstartete, seine scharfe Hereingabe beim Abwehrversuch von Hannes Friedrich im eigenen Kasten zum 2:0 (22.) landete.

Nun hatte es schon etwas mit Konfusion zu tun, was sich beim Tabellenzweiten in der Abwehr anspielte. Denn nur drei Minuten später stand es 3:0 für den SV Seedorf. Yannik Scheck zog über links in die Mitte und schloss aus gut 20 Metern erfolgreich ab.

Spätestens jetzt war es Zeit zum Handeln für Zimmerns Trainer Patrick Fossé. Mit einem Doppelwechsel nach knapp einer halben Stunde reagierte er, brachte nun auch seinen Torjäger Braun und versuchte, mit Markus Vogel die Defensive zu stärken. Ein "Black out" von SVS-Torhüter Steffen Werner in der 32. Minute schien den Gästen dabei in die Karten zu spielen.

Werner klärte vor seinem Strafraum gegen zwei SVZ-Angreifer per Hand, vereitelte damit eine Torchance, so dass Schiedsrichter Christof Pejdo Regelkonform die Rote Karte zückte. SVS-Coach Heizmann musste dafür Timmy Haag vom Feld nehmen und mit Michael Frey rückte der dritte Torwart ins Geschehen.

Den fälligen Freistoß zirkelte Tom Schmid an die Querlatte. Nachdem Sebastian Heim in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs gegen Vilart Hasani einen Angriff erfolgreich abblockte, hatte dies zur Folge, da Heim sich dabei verletzte, ausgewechselt werden musste.

Was zu erwarten war, trat nach Wiederbeginn auch ein. Neu eingestellt von Trainer Fossé machte der SV Zimmern enormen Druck. Innerhalb von gut einer Minute verkürzten die Gäste zum 3:2-Anschluss. Nach einem Angriff über Jannik Thieringer landete der Abwehrversuch von SVS-Abwehrchef Tobias Bea zum 3:1 (48.) im eigenen Kasten. Schon mit dem nächsten Angriff der Gäste war Tom Schmid nach Vorarbeit von Jannik Thieringer zum 3:2 (49.) erfolgreich.

Damit war die Abwehrschlacht für den SV Seedorf eröffnet. Der SV Zimmern drängte den Gastgeber völlig in dessen Hälfte, gefühlte 90 Prozent Ballbesitz. Nur noch sporadisch kam der SV Seedorf zu Entlastungsangriffen, die aber meist im Keim erstickt wurden oder spätestens nach der Mittellinie im Nichts endeten.

Es schien nur eine Frage der Zeit, bis der SV Zimmern zum Ausgleich kommen würde. Doch mit unbändigen Kampfeinsatz stemmten sich die dezimierten Gastgeber gegen die Überlegenheit. Nachdem die SVS-Abwehr aus dem Spiel heraus dennoch kein Durchkommen ermöglichte, vor allem Christian Braun neutralisiert wurde, versuchte es Nino Eisensteck in der 77. Minute nach abgewehrten Ball von Tom Schmid per Distanzschuss, der jedoch in der "dritten Etage" landete.

Worauf die einheimischen Zuschauer gehofft hatten, dass der SV Seedorf mal einen Entlastungsangriff durchbringt, trat in der 79. Minute ein. Christoph Müller gelang an der Mittellinie die Balleroberung gegen Nino Eisensteck, leitete auf Johannes Wernz weiter, der über links in den Gästestrafraum gleich mehrere Verteidiger des SV Zimmern auf sich zog und durch Eisensteck von den Beinen geholt wurde. Christoph Müller trat zum Strafstoß an, zeigte sich nervenstark und vollstreckte zum 4:2 für den SV Seedorf nach 80 Minuten.

Diesen Puffer braucht der Aufsteiger, um die Schlussoffensive des SV Zimmern zu überstehen, der weiterhin nichts unversucht ließ, um zumindest noch einen Punkt zu retten. Doch erst in der 89. Minute gelang es Christian Braun, nach Vorarbeit von Tom Schmid, aus kurzer Distanz auf 4:3 zu verkürzen. Trotz der vier minütigen Nachspielzeit verteidigte der SV Seedorf seinen knappen Vorsprung aufopferungsvoll und feierte sich selbst als "Derbysieger".

TRAINERSTIMMEN

Tobias Heizmann (SV Seedorf): "In der ersten Halbzeit sind wir super gestanden. Doch die zwei schnellen Gegentore nach der Pause haben uns natürlich gar nicht geschmeckt. Danach war es eine pure Abwehrschlacht, eine enorme Willensleistung, was wir da abgeliefert haben. Natürlich haben wir auch das nötige Quäntchen Glück gehabt, dass Zimmern nicht den Ausgleich macht. Bis der Sieg für uns feststand, war ein hartes Stück Arbeit."

Patrick Fossé (SV Zimmern): "Wir haben sämtliche Tugenden des Fußballs vermissen lassen. Wir waren viel zu überheblich. Von der ersten Minute an sind wir nicht in die Zweikämpfe gekommen. Die Gegentore entstanden aus einfachen Fehlern. Nach den zwei schnellen Toren von uns nach der Halbzeit haben wir es versäumt, den Druck zu erhöhen und das dritte oder sogar vierte Tor zu machen. Letztlich bin ich sehr enttäuscht von der Leistung meiner Mannschaft."

STATISTIK

SV Seedorf: Steffen Werner (33. Michael Frey) – Yannik Scheck, Sebastian Heim (45. Mario Grimmeißen), Tobias Bea, Fabian Herbst, Christoph Müller, Tom Ritzel (61. Max Schneider), Johannes Wernz, Thomas Flaig, Timmy Haag, Kevin Kitiratschky (74. Pascal Uhlenberg).

SV Zimmern: Chris Fast – Marcel Eisele, Nino Eisensteck, Alex Langhirt, Hannes Friedrich (29. Markus Vogel), Tom Schmid, Jannik Thieringer (74. Micha Fuoß), Roman Neumann (29. Christian Braun), Daniel Thieringer, Michael Weinmann, Vilart Hasani.

Tore: 1:0 (11.) Tom Ritzel, 2:0 (22./Eigentor) Hannes Friedrich, 3:0 (25.) Yannik Scheck, 3:1 (48./Eigentor) Tobias Bea, 3:2 (49.) Tom Schmid, 4:2 (80./Foulelfmeter) Christoph Müller, 4:3 (89.) Christian Braun.

Schiedsrichter: Christof Pejdo.

Gelbe Karten: 3/1.

Rote Karte: Steffen Werner (32./Seedorf).

Zuschauer: 260.