Bester Freudenstädter Spieler und Antreiber seiner Mitspieler war einmal mehr Kapitän Pascal Fahrner. Archivfoto. Foto: Burkhardt

Landesliga: Konkurrent erteilt SpVgg kleine Lehrstunde und trifft jetzt auf Drittligist VfR Aalen.

Die Vorfreude war vor Anpfiff bei beiden Mannschaften groß: Wer gewinnt, darf in der nächsten Runde gegen den Drittligisten VfR Aalen ran, sollte der Klub von der Ostalb weiterkommen. Der lieferte dann auch. Freudenstadt nicht.

TSV Ofterdingen – SpVgg Freudenstadt 4:1 (1:0). Überzeugend hat der in die Landesliga aufgestiegene Gastgeber Ofterdingen den Freudenstädtern auf heimischem Kunstrasen die Grenzen aufgezeigt. Das lag mitunter auch an einer Galavorstellung des Dreifach-Torschützen Tim Löffler. Für seine Treffer benötigte er allerdings die Mithilfe seiner Mitspieler, und das Team um Spielertrainer Bernd Bauer begann druckvoll. Kevin Schneider hätte Ofterdingen bereits in der 11. Minute in Führung bringen können, "ja müssen", wie Bauer nach Abpfiff sagte. Seine Direktabnahme zehn Meter vor dem Tor nach einer Flanke aus dem linken Mittelfeld parierte Louis Pfau aber mustergültig.

Freudenstadt fiel dagegen spieltechnisch nicht viel ein, reagierte kaum. Die Versuche hauptsächlich über die linke Seite in Person von Alessio Weimer, Robert Ruoff und vorne mit Dominik Graf, verpufften zumeist früh. Fabio Weimer, von Graf geschickt, hatte noch die beste Möglichkeit, auszugleichen, sein Schuss verfehlte das Tor aber vorbei am rechten Pfosten (13.).

Was aus dem Spiel nicht fruchtete, versuchten die Gäste mittels Standards wettzumachen. Und von ganz hinten, also Torhüter Marvin Bock, war es zu vernehmen, in Richtung seiner Spielkameraden: "Ihr müsst Freistöße und Ecken vermeiden." Aber auch aus diesen schlug Freudenstadt kein Kapital.

Im Gegenteil waren es die Gastgeber, die nun drückten und Pfau zweimal hellwach zur Stelle sein musste. In der 35. Minute kannten die Ofterdinger dann kein Pardon mehr: Tim Löffler bekam einen feinen Pass aus dem Mittelfeld zugespielt, hebelte die Abwehr aus und brachte seine Elf mit einem humorlos vollendeten Schuss aus acht Metern in Richtung gegnerisches Tor mit 1: 0 in Führung.

Die Freudenstädter reagierten umgehend: Graf mühte sich, fand aber vorne keine Abnehmer. Daniel Ruoff zog danach nach einem Zuspiel aus 18 Metern direkt auf Bocks Tor, der parierte aber bravourös (42.).

Dreifacher Torschütze nutzt Missverständnis gnadenlos aus

Frisch aus der Pause nahm die Partie deutlich an Fahrt und auch Ruppigkeit zu. Ofterdingens Maurice Heim prüfte Pfau einmal mehr, der war aber zur Stelle (50.). Seine Vordermänner waren das zehn Minuten später nicht. Nach einem krassen Missverständnis zwischen Daniel Ruoff und seinem Schlussmann verstand es Löffler, deren Patzer eiskalt auszunutzen und mit seinem Schuss ins leere Tor auf 2:0 zu erhöhen.Dabei hatten die Freudenstädter in dieser Phase eigentlich mehr Spielanteile, vermochten es aber nicht, die Chancen in Zählbares umzumünzen.

Den besseren Torinstinkt hatte wiederum Löffler, der in der 64. Minute aufs Neue zuschlug. Völlig allein gelassen, erhöhte er mit einem sauberen Schuss aus 20 Metern auf 3:0. Freudenstadts Kapitän Pascal Fahrner stank es zu diesem Zeitpunkt gewaltig, er echauffierte sich: "Ihr müsst Euch wehren", trieb er seine Mannschaft an, "es kann nicht sein, dass ich alles vor klopfe". Tat er dann aber doch; vielmehr präzise angesetzt, fand seine Flanke – knapp auf Höhe der Mittellinie getreten – vorne in Michael Schmelzle einen Abnehmer, der auf 1:3 aus Gästesicht verkürzte (70. Minute).

Anschlusstreffer prompt gekontert

Die Antwort kam prompt. Nach einer kurzen Durchschnaufphase zogen die Ofterdinger wieder an und Bernd Bauer, völlig allein gelassen, hielt aus 20 Metern Entfernung drauf - und traf zum 4:1 (75.). Zehn Minuten später hatte Löffler noch die Möglichkeit, das Ergebnis hochzuschrauben. Er agierte aber zu eigennützig, anstatt den frisch eingewechselten und mitgelaufenen Jonas Walker zu bedienen, der sträflich allein gelassen und -stehend vor Pfau hätte einschieben können. Walker war zuvor für den unter Applaus verabschiedeten Kevin Schneider gekommen.

Trainerstimmen

Bernd Bauer (TSV Ofterdingen): "Über die 90 Minuten gesehen haben wir verdient gewonnen. Allerdings haben wir uns das Leben unnötig schwer gemacht. Wir hatten zu viele Ballverluste und Freudenstadt hat mitunter stark gekontert. Nach dem 2:0, spätestens nach dem 3:0, aber war die Sache erledigt. Jetzt freuen wir uns auf das Bonusspiel gegen Aalen. Das hat sich das Team redlich verdient."

Narcis Nahodovic (SpVgg Freudenstadt): "Ich hatte nur zwei Einheiten vor dem Spiel, um mit der Mannschaft zu trainieren. Es war ein verdienter Sieg für Ofterdingen. In der ersten Halbzeit haben wir zu passiv agiert, dann fielen die Tore Ofterdingens immer zu einem unglücklichen Zeitpunkt. Immer, wenn wir aktiver waren. Aber das Engagement der Truppe ist erkennbar, sie zeigt Herz und

Leidenschaft, der Wille ist da."

Mannschaften

TSV Ofterdingen: Marvin Bock, Max Kaufmann, Dejan Frzovic, Tim Löffler (79. Oliver Traub), Bernd Bauer, Mehmet Fidan, Maurice Heim, Jan Schwabe, Kevin Schneider (74. Jonas Walker), Andrej Schlecht, Fabian Schmid.

SpVgg Freudenstadt: Louis Pfau, Daniel Ruoff (70. Bodur Kürsad), Bastian Seufert, Pascal Fahrner, Robert Ruoff, Alessio Weimer (67. Patrick Ostoije), Michael Schmelzle, Dominik Graf, Fabio Weimer (60. Alieu Camara), Steffen Wurster (83. Sven Maywurm), Eugen Remmel.

Zuschauer: 120.

Schiedsrichter: Tobias Huthmacher.

Tore: 1:0/2:0/3:0 Tim Löffler (35./60./64.), 3:1 Michael Schmelzle (70.), 4:1 Bernd Bauer (75.).

Wie geht es weiter bei der SpVgg Freudenstadt, wer übernimmt das sportliche Ruder? Interims-Trainer Narcis Nahodovic, das war nach Abpfiff im schon obligatorischen Mannschaftskreis nicht zu überhören, sagte in Richtung der Spieler: "Ich wünsche Euch alles Gute." Hernach merkte er auch an, dass ab kommender Woche (Co-Trainer) Simon Schau wieder aus dem Urlaub zurück ist. "Ich gehe doch davon aus, dass er das Team dann trainieren wird", sagte er.

Während des Spiels war auch der Ex-Trainer der SG Empfingen, Klaus Glöckle, unter den Zuschauern zu sehen. Zu ihm gesellte sich dann Sven Hayer, Coach des GSV Maichingen. Doch Glöckle war schon in der Vergangenheit oft bei Spielen der Kurstädter zu Gast, so dass sich Spekulationen erst einmal verbieten.