Auch diese artistische Einlage von Max Besuschkow gegen Italien brachte der klar überlegenen deutschen U19-Nationalmannschaft nichts ein. Foto: Eibner

Rottenburger Talent auf Spuren von Aleksandr Hleb. Einsatzzeiten im VfB-Profiteam nächstes Ziel.

Max Besuschkow hat in der vergangenen Wochen ganz besondere Momente in seiner noch jungen Karriere erlebt: Eine Europameisterschaft im eigenen Land - sogar in der Heimat Baden-Württemberg.

Dann 55 000 Zuschauer, die die deutsche Mannschaft beim Eröffnungsspiel in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena anfeuerten. Dort will der Rottenburger in Zukunft noch öfter vor einer solchen Kulisse spielen. Das Talent des VfB Stuttgart möchte sich in dieser Saison für höhere Aufgaben empfehlen.

Max Besuschkow hat ein Bilderbuch-Jahr hinter sich. In der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart gehörte er in der enttäuschenden Drittligasaison zu den einzigen Lichtblicken. Der 19-Jährige spielte sich mit seinem guten Schuss und den starken Dribblings gleich in seinem ersten Jahr in der Stammformation fest. Er wurde von Beobachtern und vereinsnahen Experten sogar mit der VfB-Legende Aleksandr Hleb verglichen. So gelangen ihm in 33 Spielen vier Tore und sechs Vorlagen.

Zur Belohnung wurde er von DFB-Coach Guido Streichsbier in das Aufgebot für die U19-EM eingeladen. Doch in der vergangenen Woche musste er schmerzhaft feststellen, dass das Profi-Geschäft von Höhen und Tiefen geprägt ist. Die Enttäuschung nach dem schwachen Auftritt bei der Heim-EM war auch beim Rottenburger groß. Warum es nicht so geklappt hat, wie die hochtalentierte Mannschaft es sich vorgestellt hat, ist auch für Besuschkow ein Rätsel.

Ein Mann von großen Worten ist der 1,87 Meter große Schlacks nicht. Seine Stärken liegen eher auf dem Platz. So stand er auch nach der 0:1-Auftaktniederlage gegen Italien in den Katakomben seiner Mercedes-Benz-Arena. "So ist eben Fußball", sagte Besuschkow knapp mit gesenktem Blick. Doch diese kargen Worte treffen es auf den Kopf. In den 90 Minuten zuvor hat die DFB-Auswahl die Italiener regelrecht an die Wand gespielt. Besuschkow war dabei einer der stärksten Akteure auf dem Rasen. Beackerte seine linke Seite, leitete mit starken Dribblings viele Angriffe ein, kam auch selbst oft gefährlich zum Abschluss.

Das einzige, was in dieser Partie eben gefehlt hat, war ein Tor. "Max war von der ersten Minute an voll da. Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht. Was er eigentlich noch besser macht, sind die Aktionen wo er vom Flügel in die Mitte zieht. Normalerweise kommen seine Schüsse da noch platzierter. Da ist noch Luft nach oben", lobte auch der Coach die Leistung des Rottenburgers.

Damit bringt Streichsbier eine Stärke von Max Besuschkow auf den Punkt. Sein anderes großes Plus kennt sein früherer Coach vom VfB II, Walter Thomae: "Max ist einer der Spieler mit dem besten ersten Kontakt." Heißt: "Ihm springt der Ball kein bisschen weg", sagt er über seinen früheren Schützling. "außerdem zeichnet er sich durch eine hohe Passsicherheit aus."

Mit seinen Anlagen scheint Besuschkow daher wie gemacht für die klassische Spielmacherrolle. Bei der EM spielte er allerdings im linken Mittelfeld. In Streichsbiers System gibt es keinen klassischen Zehner. Er bevorzugt ein System mit zwei defensiven Mittelfeldspielern und zwei Spielern auf den Flügeln. Besuschkow selbst ist es egal: "Ich kann beides spielen und mag beide Positionen. Ich spiele grundsätzlich da, wo der Trainer mich aufstellt", erklärte er.

Doch nach dem Italien-Spiel durfte Besuschkow seine Stärken nicht mehr allzu oft in das Spiel der deutschen Mannschaft einbringen. Bei der haarsträubenden 3:4-Niederlage gegen Portugal war für den Rottenburger nach einer guten Stunde Schluss. Davor ließ er in zwei Szenen noch sein Talent aufblitzen. In der 13. Minute leitete er mit einem starken Pass auf den Dortmunder Janni Serra den wichtigen Führungstreffer ein. Gut 20 Minuten später ließ er das portugiesische Gehäuse mit einem Lattenkracher aus 25 Metern erzittern. Nur ein paar Zentimeter haben ihm dabei zum EM-Torerfolg gefehlt.

Dass der Rottenburger am Donnerstag beim Play-Off-Spiel (der Gegner wird heute Abend ermittelt) noch einmal zum Einsatz kommt, ist unwahrscheinlich. Denn im letzten Vorrundenspiel der EM verzichtete Streichsbier auf seinen Mittelfeldstrategen. Und das ausgerechnet beim Spiel in Reutlingen, das ein nächstes "Heimspiel" für Besuschkow gewesen wäre. Stattdessen bekam Fabian Reese (FC Schalke 04) die Chance sich zu zeigen. Ausgerechnet in diesem Spiel stellte der DFB-Coach zudem auf eine Mittelfeldraute um - und ließ damit ohne ihn mit Besuschkows Lieblingsposition "Zehn" spielen.

"Wir haben nicht die Zeit, jetzt lange zu lamentieren", sagte der 19-Jährige nach der Auftaktniederlage gegen Italien. Die hat er auch jetzt nicht. Am Donnerstag folgt der EM-Abschluss. Mit einem Sieg würde sich Deutschland doch noch für die U20-WM im nächsten Jahr qualifizieren und hätte damit das Minimalziel erreicht. Und danach geht es für Besuschkow gleich Schlag auf Schlag weiter. Wahrscheinlich wird er der Zweitligamannschaft aus Stuttgart ins Trainingslager am Chiemsee hinterher reisen.

So ist das eben bei Jugendspielern. Es geht immer darum, sich zu empfehlen - was natürlich nicht immer gelingt. In diesem Alter kann das Pendel mit Blick auf die spätere Karriere noch in beide Richtungen ausschlagen.

Deshalb wird auch Max Besuschkow den Kopf nicht lange hängen lassen. Sein Ziel, so viel Einsatzzeit bei der Profimannschaft des VfB Stuttgart in der 2. Bundesliga wie möglich zu bekommen, wird er so schnell nicht aufgeben.