Der Bad Dürrheimer Christian Braun (rechts) kann es nicht fassen, dass er den roten Karton gesehen hat. Foto: Morat

Verbandsliga: Kapitän spricht nach Spiel in Neustadt Klartext. Wie kann man 3:0-Führung herschenken?

Der Auftritt der Bad Dürrheimer in Neustadt (3:4) wirft mehr Fragen als Erkenntnisse auf. Wie kann man eine 3:0-Führung herschenken?

Klartext sprach nach dem Spiel Kapitän Yannick Bartmann: "Die zweite Halbzeit war einfach eine Katastrophe. Aus diesem Grund haben wir den Sieg nicht verdient gehabt. Der FC Neustadt hat sich in einen Rausch gesteigert", betonte er. Und weiter: "Wir legen denen ja fast vier Tore auf", sprach Bartmann von Geschenken.

Der Elfmeter, der zum Neustädter 1:3 führte, war vermeidbar. Nach einem abgefangenen Angriff hätte Bad Dürrheim den Ball nach vorne befördern können – anstatt hinten herum zu spielen. Auch danach war die Situation noch lösbar. Beim zweiten Gegentor bekamen die Kurstädter den Ball nicht aus der Gefahrenzone weg. Mehr durch Zufall landete das Spielgerät dann beim Torschützen. Beim dritten Gegentor wurde ein Schuss noch abgefälscht. Dieser wurde zu einem Heber über Goalie Jonas Kapp hinweg. Der vierte Neustädter Treffer resultierte aus einem umstrittenen Freistoß.

Die nächste Frage ist, wo das Team wirklich steht. Im ersten Durchgang spielte Bad Dürrheim schönen Kombinationsfußball für die Lehrbücher. Coach Reiner Scheu war nach dem zweiten und dritten Tor entzückt: "Zack, zack, zack und Tor. So geht das", zeigte er an der Seitenlinie die Spielzüge seinem Assistenten Frank Holder an. Doch die Unsicherheit in der Hintermannschaft, die kurz vor der Pause erstmals deutlich wurde, war unübersehbar. Auch das Mittelfeld tauchte in dieser Phase unter. Es fehlte eine ordnende Hand im Spiel.

Nach der Verpflichtung von Stürmer Mustafa Akgün hat Bad Dürrheim zwar jetzt wieder 17 Feldspieler zur Verfügung, doch drei davon sind Perspektivspieler, die noch reifen müssen. Gerade in der Defensive ist das Scheu-Team anfällig, weil der FCBD während der Saison drei Abgänge – Mario Buccelli, Roman Rudenko und Raphael Bartmann – zu verzeichnen hatte, aber kein Ersatz verpflichtet wurde. Das Fehlen von Patrick Detta (verletzt) merkte man in Neustadt zudem deutlich.

Nun hat Bad Dürrheim nicht nur das Derby verloren, sondern gleich noch zwei Spieler. Jonas Schwer verletzte sich bereits in der zehnten Minute nach einem Zweikampf mit Sam Samma am Nasenbein. Er spielte zwar die Partie zu Ende, aber nach dem Spiel sprach Scheu von einem Nasenbeinbruch. Christian Braun wird den Kurstädtern nach seinem Platzverweis in den nächsten Spielen sicher fehlen. Für viele Fans war dies eine zu harte Entscheidung von Referee Steffen Fante, der in den 90 Minuten zuvor dem Neustädter Sam Samma alles durchgehen hatte lassen.

Am kommenden Samstag gastiert der SC Lahr in Bad Dürrheim. Danach weiß man mehr, ob die Kurstädter die Personalprobleme kompensieren können.

Verbandsliga-Geflüster

Viele Emotionen

Neustadts scheidender Trainer Klaus Gallmann sorgte für Diskussionen. Während der Partie versuchte er immer wieder, Bad Dürrheimer Spieler zu provozieren. Auch nach dem Spiel konnte er es nicht lassen. Er ging auf Christian Braun los, der kurz zuvor vom Feld verwiesen worden war. "Hey Neuner!", schrie er Braun an, wurde jedoch dann von der gesamten Bad Dürrheimer Mannschaft weggeschickt. Neustadts Kapitän Fabian Papa war dagegen souveräner und versuchte die Wogen zu glätten: "Das muss man alles nicht so eng sehen."

Die Überraschung

Der SV Waldkirch schaffte am Samstag mit dem 2:1-Sieg gegen den bisherigen Tabellenführer aus Freiburg die große Überraschung. "Obwohl das Spiel sehr umkämpft war, ging es überwiegend fair zu. Mit großer Leidenschaft, einem gut aufgelegten Keeper Lindl und dem notwendigen Glück wurde der Sieg errungen", freute sich Spielertrainer Benjamin Pfahler, der das 1:0 per Kopfball erzielte. "Ich werde übrigens auch in der kommenden Runde das Team betreuen", meinte Pfahler gegenüber unserer Zeitung.

Abgerechnet

08-Geschäftsführer Martin Braun wünscht sich eine fairere Verteilung der DFB-Pokal-Gelder. Dieser Standpunkt ist bekannt. In der aktuellen Ausgabe des "Kicker" wird der Hintergrund noch einmal aufgerollt. Er fordert im Sinne der Solidarität erneut "eine fairere Aufteilung der Überschüsse" für die Amateurvereine. Die Nullachter befanden sich nach ihrer Partie gegen Schalke 04 im Zwist mit den Gelsenkirchenern. "Wir haben dann aber dem Druck der Schalker nachgegeben", sagt Braun, dass Villingen die 27.000 Euro teure Stadionmiete alleine getragen hat.