Kevin Braun in seinem Element: Erst Maß nehmen, mit mustergültiger Schusstechnik abschließen und anschließend den Treffer bejubeln. Kevin Braun ist mit Abstand der Topscorer der Liga. Foto: Burkhardt

Spieler des Tages: Toptorjäger erklärt sich seinen Erfolg vor allem über das mannschaftliche Kollektiv.

Die Liste würde lang, wollte man aufzählen, über wen, was oder wie die Freudenstädter rückblickend auf die Saison jubeln dürften. Das gilt in Person vor allem auch für Kevin Braun – an einem Punkt kommt er ganz besonders ins Schwärmen.

Der aktuelle Toptorschütze der Bezirksliga nämlich – ihn einzuholen ist nahezu unmöglich – zählt ausgerechnet das entscheidende Tor zum 4:3 am Sonntag in der wichtigen Partie gegen den SV Wachendorf zu seinem schönsten Treffer überhaupt: "Das war ein Seitfallzieher aus sieben, acht Metern vor dem Tor. Die Flanke kam von Robby, schön mit Zug rein. Ich wusste sofort, mit dem Kopf wird das nichts. Ich muss es anders probieren. Vielleicht blamiere ich mich aber dabei". Braun entscheidet sich für die technisch anspruchsvollere Lösung und bringt sich mitnichten in Misskredit bei Mitspielern, Trainer und Zuschauern – er trifft wunderschön, die Meisterschaft ist eingetütet, der Aufstieg in die Landesliga perfekt.

Scheidender Trainer bedeutet Braun viel

Dass Kevin Braun ein Toptorjäger von Qualität ist, ist das eine. Der 25-Jährige weiß aber auch: "So viel Tore schießt man nicht alleine, sondern als Mannschaft." Da ist der Bogen zu Flankengeber "Robby", gemeint ist Robert Ruoff, schnell gezogen. Ohne solch eine präzis gezirkelte Vorlage kein so schöner Treffer. Klar freue man sich über jedes Tor, "aber ich würde ohne diese Mannschaft nicht so viele auf meinem Konto haben".

Das Kollektiv also. Kevin Braun wechselte vor zwei Jahren vom SV Baiersbronn, dort ist er groß geworden und hat von klein auf gespielt, "eine geniale Zeit, definitiv. Aber ich wollte auch nochmal etwas neues ausprobieren", sagt der gelernte Bankkaufmann. Über seinen Bruder Michael, der jahrelang für Freudenstadt kickte, es ihn dann nach Oberachern zog, sei ein gewisser Kontakt zu seinem aktuellen Verein immer schon da gewesen, auch durch ihn kannte er Trainer Jens Bertiller, der mit Saisonende aus beruflichen Gründen aus dem Amt scheidet. "Das ist persönlich sehr schade. Gerade sportlich und menschlich hat er mir viel gegeben. Das ganze Team wünscht ihm alles Gute", kommt es ehrlich aus Braun heraus.

Von dem, was der Coach hinterlässt, meint Braun nur Achtbares ziehen zu können. Mit 16 gleichwertigen Spielern verfüge man über einen großen Kader, "nie ist jemand mit etwas unzufrieden, die Trainingsbeteiligung immer hoch, ist doch klar, dass man da mehr will", sagt Braun. Konkret meint er damit, wieder Landesliga spielen zu können, nach dem Abstieg zuletzt sei es "immer schwer, direkt wieder aufzusteigen. Unser Saisonziel war diesmal, unter die ersten zwei zu kommen, jetzt freuen wir uns auf die Landesliga. Die Klasse wollen wir dann unbedingt halten". Da sei es umso besser, dass die Mannschaft nahezu komplett bleibe.

Wie die dann ihre Gegner teilweise vorgeführt hat, lässt sich an vielen Spielen dieser Saison ablesen. Vor allem auch gegen Spielende konnte Freudenstadt immer wieder mal einen draufsetzen, "weil wir auch konditionell top sind. Die Gegner standen oft tief, da konnten wir am Ende schöne Tore herausspielen", weiß Braun. Zuletzt war das wieder gegen Wachendorf zu sehen, "die waren am Ende platt".

Nur der rechte Fuß bereitet etwas Sorgen

Und doch müsse für die Landesliga noch eine Steigerung her. Kevin Braun scheint mit seiner vergleichsweise neuen Position im Mittelfeld zufrieden zu sein. Eigentlich gefiel er sich immer als Stürmer und war auch so gesetzt, seit seinem Wechsel zu Freudenstadt ist das anders. Mal auf der Acht, dann auf der Zehn oder auch der Sechs, "in der Zentrale habe ich fast alles gespielt. Es ist schön, was da alles möglich ist, um zu Torchancen zu kreieren", sagt der abschlussstarke Spieler. Nur mit seinem rechten Fuß hadert der Linksfuß noch respektive hat es schon komplett aufgegeben, irgendwann noch gleichwertig beidfüßig zu spielen: "Entweder man kann’s oder eben nicht. Für einen Pass reicht es aber noch."

Das klingt eher nach Luxusproblem und ohnehin hat Braun gerade besseres zu tun. "Am Sonntag hatten wir es schon etwas krachen lassen. Aber der größere Abschluss kommt noch", freut er sich – der Mannschaft sei’s gegönnt.