Der SV Wittendorf wehrte sich gut gegen den Gast aus Reutlingen. Foto: Heidepriem

WFV-Pokal: In der Abwehrarbeit Gastgeber noch zu naiv. Young Boys Reutlingen eine Runde weiter.

SV Wittendorf – Young Boys Reutlingen 3:5 (1:2). Ein "torreiches Spiel" wünschte gestern Abend in Wittendorf der Platzsprecher den Zuschauern und beiden Mannschaften, und die hielten sich daran. Nach einem abwechslungsreichen WFV-Pokalspiel zogen die effektiveren Gäste aus Reutlingen letztlich nicht unverdient in die dritte Runde ein.

Offensiv sah das bei den Gastgebern teilweise schon deutlich besser aus als noch beim Landesligastart am Samstag in Freudenstadt. Vor allem in der Schlussphase der ersten und der Anfangsphase der zweiten Halbzeit brachte man die Defensive der Gäste schon in ziemliche Schwierigkeiten, zeigte dabei auch ansehnliche Spielzüge und erspielten sich vor allem zwischen Minute 50 und 70 ein Chancenplus. Vor dem Tor aber waren die Young Boys vor allem durch den dreifachen Torschützen Panagiotis Nakos deutlich abgezockter und nutzten die wiederum auftretenden Abwehrschwächen des SV Wittendorf auch noch zu günstigen Zeitpunkten aus.

Die erste Gelegenheit hatte der SV Wittendorf durch Lysander Skoda nach einem Eckball (4.), doch das Leder lag gerade einmal vier Minuten später auf der anderen Seite im Netz. Torwart Timo Bronner verschätzte sich bei einem hoch aufspringenden weiten Ball in den Strafraum, und Andreas Kern hatte keine Mühe zum 0:1 einzuköpfen. Danach tropfte ein Schuss von Panagiotis Nakos von der linken Seite auf die Latte, und die erst kurz vor Spielbeginnen auf dem Wittendorfer Sportplatz angekommenen Reutlinger bekamen das Spiel zunehmend in den Griff. Ihre Aktionen im Mittelfeld vor allem über den mit einem großen Aktionsradius aufwartenden Justin Giorgis waren präziser, dazu brachte man immer einen Mann mehr in Ballnähe und erstickte viele Angriffe der Hausherren bereits im Ansatz.

Mit zunehmender Spieldauer aber schienen sich die Young Boys selbst ein wenig einzulullen, denn nach einer halben Stunde kam der SV Wittendorf nach einer ersten Chance des auf der rechten Seite auf und davon gehenden Henry Seeger zu einer ersten Chance; sein Außenristschlenzer ging aber am langen Eck vorbei. Nach 40 Minuten stand Sandro Bossert nach einer Ecke von Patrick Haug am Fünfmetereck frei, köpfte aber über das Tor.

Die nächste Torannäherung aber brachte doch den Ausgleich. Mit einem starken Einsatz holte sich in der 42. Minute Fabio Scarpa an der Torauslinie den Ball und das Leder kam über Henry Seeger zu Robin Huß, der aus kurzer Distanz flach zum 1:1 einschoss.

Die Freude währte jedoch nur kurz. Als auf der Gegenseite zwei Abwehrspieler Götz Gaiser nicht an einer präzisen Flanke hindern konnten, schlug Panagiotis Nakos erstmals zu und traf per Kopf in der 43. Minute unhaltbar zum 1:2-Halbzeitstand. Fast hätte er in der Nachspielzeit von Hälfte eins und einem unnötigen Ballverlust von David Klein nochmals getroffen, aber die Flanke von links wurde diesmal zu ungenau in die Mitte geschlagen.

Mit dem Wiederanpfiff folgte die interessanteste Phase der Partie, die mit dem erneuten Ausgleich des SV Wittendorf nach 47 Minuten eröffnet wurde. Nach einer Balleroberung schaltete der jetzt immer stärker werdende Lysander Skoda blitzschnell um und schickte Sandro Bossert mit einem Klassepass auf die Reise, der aus 16 Metern am heraus stürzenden Torwart Erik Rapp vorbei zum 2;2 vollendete, - die "Südkurve" stand nach 47 Minuten Kopf. Ernüchterung kehrte jedoch ein, als acht Minuten später bei einem abgefälschten Schuss von Alessio Bennardo Torwart Timo Bronner mit dem Herauslaufen zögerte und von Panagiotis Nakos ausgespielt wurde, der aus spitzem Winkel zur erneuten 2:3-Führung der Young Boys traf.

Es spricht für die Moral der Wittendorfer, dass man auch nach diesem Rückschlag nicht aufsteckte. Im Gegenteil: In der 57. Minute hätte Henry Seeger nach einem erneuten Zuckerpass von Lysander Skoda das 3:3 machen können, aber Erik Rapp brachte im letzten Moment im herauslaufen noch die Fingerspitzen dazwischen. Es folgten Chancen fast im Minuten-, teilweise im Sekundentakt, aber entweder zielte man daneben, wie Patrick Haug bei seinem Schuss ans Außennetz (61.), oder der Gästetorwart zeigte sich auf dem Posten. So bei den Schüssen von Robin Huß (63.) und wenig später Sandro Bossert. Einen Treffer wert war auch eine schöne Kombination über die rechte Seite mit dem Abschluss einer Direktabnahme von Henry Seeger, doch Abwehrspieler Paul Poddig brachte gerade noch eine Fußspitze dazwischen und lenkte das Leder über die Latte zum Eckball (66.).

Ein erneut von Erik Rapp stark parierter Schuss von Henry Seeger beendete nach 70 Minuten die Drangperiode. Die kalte Dusche sollte folgen, denn nach einem Freistoß von der rechten Seite durfte Panagiotis Nakos unbehelligt aus fünf Metern zum 2:4 einköpfen (72.). Hoffnung keimte noch einmal nach dem schönen Anschlusstreffer des eingewechselten Robin Schillinger auf, der das Leder nach einer Ballzirkulation auf der linken Seite ohne Zugriff der Gegner ins lange Eck zirkelte (82.). Doch ausgerechnet Schillinger prallte in der 88. Minute der Ball bei einer Abwehraktion im Strafraum an die Hand. Adhanom Semere verwandelte zum 3:5, die Entscheidung war gefallen.

SV Wittendorf: Timo Bronner, David Klein, Martin Schoch ´22. Lukas Wuzik), Radion Eckert, Patrick Haug (72. Daniel Kipp), Sandro Bossert, Robin Huß (72. Lucas Haug), Henry Seeger, Stefan Joos, Lysander Skoda, Fabio Scarpa (72. Robin Schillinger).

Young Boys Reutlingen: Erik Rapp, Matthias Kunst, Ante Galic (89. Philipp Martinovic), Andreas Kern (79. Mohamad Sarayji), Paul Poddig, Alessio Bennardo, Panagiotis Nakos, Tobias Haux (65. Adhanom Semere), Götz Gaiser, Justin Giorgis, Dennis Hagan.

Tore: 0:1 (8.) A. Kern, 1:1 (42.) R. Huß, 1:2, 2:3, 2:4 (43., 55., 72.) P. Nakos, 2:2 (47.) S. Bossert, 3:4 (82.) R. Schillinger, 3:5 (88., HE) A. Semere.

Zuschauer: 300.

Schiedsrichter: Alexander Wintermantel (Seiten-Oberflacht).

Trainerstimmen

Lukas Wuzik (SV Wittendorf):

"Wir machen einfach noch zu viele individuelle Fehler und müssen schnell lernen, kompromissloser zu verteidigen. Teilweise sind wir auch nicht richtig in die Zweikämpfe gekommen. Dazu fallen natürlich die Gegentore zu einem ungünstigen Zeitpunkt."

Jörg Junger (Young Boys Reutlingen):

"Angesichts der Tatsache, dass wir erst ganz spät hier angekommen sind und uns sechs, sieben Spieler gefehlt haben., bin ich mit dem Auftreten zufrieden. Die jungen Spieler haben das richtig gut gemacht."