Die meisten Einsatzminuten für den FC Holzhausen absolvierte bisher Raphael Ruf (Bild links), hier im erfolgreichen Zweikampf gegen Noah Dörre von der TSG Tübingen. Foto: Burkhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Landesliga: Saisonziel nur noch sechs Punkte entfernt. Vor zweiten Serie soll Korrektur erfolgen.

Tabellenplatz vier mit 34 Punkten nach 17 Spielen. Wer diese Bilanz nach etwas mehr als der Hälfte der Landesliga-Saison für den FC Holzhausen vorausgesagt hätte, der wäre wahrscheinlich eher mit ungläubigem Kopfschütteln betrachtet worden.

Doch jetzt scheint im Umfeld des Vereins mit Beginn der Winterpause trotz dieser erfreulichen Zahlen tatsächlich eher Unzufriedenheit aufgekommen zu sein. Die eher schwächeren Resultate der letzten Spiele, vor allem aber die klare Niederlage im Spitzenduell bei der TSG Tübingen, haben ihre Spuren hinterlassen. Eine Tatsache, die Trainer Onur Hepkeskin nur mit Unverständnis hinnimmt, hat er doch trotz des zwischenzeitlichen Höhenflugs und der Übernahme der Tabellenführung an den Spieltagen 9 bis 13 immer vor all zu großem Überschwang gewarnt. Zu Recht, wie sich am Ende des Jahres herausstellen sollte.

Dabei muss aber auch daran erinnert werden, mit welchen Voraussetzungen die Mannschaft aus dem Sulzer Teilort in die Runde 2016/17 gegangen ist. In der Vorsaison machte der Aufsteiger am 29. und damit vorletzten Spieltag den Klassenerhalt mit dem 3:2-Auswärtssieg beim Meister VfL Pfullingen perfekt. Nach der Abschlussniederlage gegen den SV Nehren standen 42 Punkte und 47:51 Tore zu Buche. Und genau vor einem Jahr, nach dem letzten Spiel Anfang Dezember 2015 in Holzgerlingen (1:0), hatte man 26 Zähler aus 16 Spielen gesammelt. Das Saisonziel war daher, mit dem Abstiegskampf möglichst nichts zu tun zu haben.

Die Entwicklung ist also deutlich, und noch ist nicht abzusehen, wohin sie in der laufenden Saison noch führen wird. Zwar hat man in jüngster Zeit noch etwas an Boden auf die von den beiden Tübinger Mannschaften gebildeten Spitze verloren, aber noch ist auch nach ganz vorne alles drin. Im folgenden die Analyse des FC Holzhausen 2016/17 im einzelnen.

Der Torwart

Eine offizielle Nummer eins haben Coach Onur Hepkeskin und Torwart-Trainer Martin Watolla nicht ausgerufen, aber die Zahl der Einsätze spricht Bände. 14 Mal kam der vom VfL Nagold nach Holzhausen gewechselte Kevin Fritz zum Einsatz und löste damit Kevin Grepo (4) als Stammkeeper ab. Wahrscheinlich wären es noch mehr gewesen, hätte Fritz nicht schon früh in der Runde eine unberechtigte Rote Karte kassiert und aussetzen müssen. Allerdings nimmt Onur Hepkeskin gelegentlich auch einmal einen überraschenden Wechsel zwischen den Pfosten vor und unterstreicht, dass man zwei talentierte und beinahe gleichwertige Torwächter im Kader hat.

Die Abwehr

Mit Raphael Ruf und Roland Hoch stehen in der Innenverteidigung zwei feste Größen, auf die in fast allen Spielen Verlass war. Mit 17 Einsätzen und insgesamt 1530 Einsatzminuten ist Ruf der bisherige Rekordspieler im Kader des FC Holzhausen. Hoch wurde 16 Mal eingesetzt und kämpfte sich zwischendurch trotz Verletzungen durch. erst ganz am Ende verdarb sich die Holzhausener Defensive, in der anfangs der Saison Rahmi Kürtbagi (11 Einsätze) die Position von Kapitän Onur Kürtbagi (12) hinten links eingenommen hatte, ihre bis dahin gute Bilanz vor allem durch die insgesamt neun Gegentreffer in Böblingen (4:4) und Tübingen (2:5).

In der Rückrunde muss aber die entstehende Lücke auf der rechten Seite durch den berufsbedingten Rückzug des ebenfalls 16 Mal aufgelaufenen Riccardo Spataro gestopft werden. Zudem ist bei der offensiv ausgerichteten Mannschaft das Zusammenspiel zwischen defensivem Mittelfeld und Abwehr beim Umschaltspiel noch verbesserungsfähig.

Das Mittelfeld

Besonders gefragt im System des FC Holzhausen ist der meistens als einziger "Sechser" aufgelaufene Apostol Muzac, der den Weg vom Ergänzungs- zum Stammspieler mit seinen 17 Einsätzen geschafft hat. Der Rumäne hält dabei meist unauffällig, aber effektiv seinem Landsmann Ilie Iordache den Rücken frei, der als Regisseur zu den Topakteuren der Liga zählt. Gelegentlich scheint das Spiel der Mannschaft allerdings etwas zu sehr abhängig von der Tagesform und den Geistesblitzen des in 13 Spielen aufgelaufenen Iordache, dessen Formkurve in den letzten Spielen vielleicht auch kräftebedingt etwas nach unten zeigte.

Konstante Leistungen zeigte der oft von seiner rechten Position in die Spitze stoßende Marc Wissmann, der mit seinen 10 Treffern in 17 Einsätzen zu den torgefährlichsten Mittelfeldspielern der Klasse zählt. Noch nicht an seine Bestform anknüpfen konnte im Rundenverlauf dagegen der immerhin 15 Mal eingesetzte Ugur Akbaba. Mehr nach hinten arbeitete in der Zentrale bei seinen zehn Einsätzen der zuletzt verletzt fehlende Co-Trainer Patrick Bialas.

Der Sturm

Tim Wissmann zehn Tore, Marco Sumser zehn Tore. Eine auf den ersten Blick ausgeglichene Bilanz, doch der "Brecher Sumser benötigte wegen des zwischenzeitlichen Ausfalls wegen einer Schulterverletzung dafür nur 13 Spiele, während der eher technisch daher kommende Neuzugang aus Balingen alle 17 Partien mit machte. Unter dem Strich ist der FC Holzhausen vorne aber gut aufgestellt, zumal sich mit dem in dieser Saison praktisch durchgehend fehlenden Sven Schwalber bei dessen erhoffter Rückkehr und mit Neuzugang Marc Hohnwald zusätzliche Perspektiven bieten.

Die Neuzugänge

Passen fast durchgehend; voll überzeugend stechen bisher Torwart Kevin Grepo und die Zwillingsbrüder Marc und Tim Wissmann heraus. Noch Nachholbedarf offenbart der Spieler Thomas Heinz, und auch Philipp Münch kam über einige gute Ansätze nicht hinaus. Zuletzt oft in der zweiten Mannschaft eingesetzt wurde ebenso wie Clayton Zwetsch der Teammanager Roman Rieger. Noch keinen Einsatz verbuchte der lange ohne Spielgenehmigung gebliebene Mohammed Eid, der nach Einsätzen in der Reserve zuletzt immerhin im Kader auftauchte.

Das Umfeld

Noch immer haben viele Fußballanhänger offensichtlich nicht bemerkt, dass erstmals seit einigen Jahren eine Mannschaft mit Verbandsliga-Potenzial im Bezirk aktiv ist. Meistens herrscht gähnende Leere im Panoramastadion bei den Heimspielen, und die Spieler hätten mit ihren Leistungen sicher eine bessere Resonanz verdient. Organisatorisch hat der Verein dabei nach einigen Problemen in der Vorsaison einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht.

Die Perspektive

"Wir sind stolz auf das, was die Mannschaft in den vergangenen Monaten geleistet hat",, ist das Jahresfazit von Trainer Onur Hepkeskin. 40 Punkte hatte er als Ziel ausgegeben und auch daran festgehalten, als es zwischendurch bei vier Punkten Vorsprung an der Spitze sogar nach einem Durchmarsch zum Titel ausgesehen hatte. Nach einem Gespräch mit der Mannschaft soll jetzt bei bereits 34 erspielten Zählern eine Korrektur erfolgen.

Angesichts der engen Situation an der Spitze ist ein Platz unter den ersten Fünf sehr realistisch, sogar die Top Drei sind möglich und werden in der Mannschaft durchaus auch als Möglichkeit thematisiert. Und dann wäre auch Relegationsplatz zwei nicht weit entfernt, auch wenn die beiden Tübinger Mannschaften zuletzt sehr stabil wirkten und auch der VfB Bösingen und der VfL Nagold immer zu beachten sind.

Die Winterpause

Wird für die Spieler Mitte Januar bereits beendet sein, wenn die Mannschaft wieder in das Training einsteigt. Dann ist mit Marc Hohnwald zumindest ein Neuzugang vom SV Zimmern mit dabei, der die Offensive noch breiter aufstellen soll.

Eventuell kommen noch weitere Verstärkungen hinzu, zumal ab der Rückrunde Riccardo Spataro nur noch als "Stand-by"-Spieler zur Verfügung stehen wird.