Eine Frau gibt die Richtung vor: Sabrina Eckhoff Foto: Baumann

Zwischen Viererkette und Talentförderung: Sabrina Eckhoff ist die erste WFV-Verbandssportlehrerin – und eine Frau mit Visionen.

Ostfildern - Ein bisschen angespannt und nervös ist Sabrina Eckhoff schon gewesen vor ihrem ersten Lehrgang als Referentin in der Sportschule Ruit. Auf dem Programm der Trainerfortbildung des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) stand das Thema Viererkette. „Die Teilnehmer haben sich wohl schon gedacht: Was will die junge Frau jetzt von uns?“, sagt Sabrina Eckhoff.

Diese junge Frau misst gerade mal 1,63 m und ist seit 11. Mai eine der vier hauptamtlichen WFV-Verbandssportlehrer. Sie ist die erste Frau, die dieses Amt in Württemberg ausübt. Die Hürde Viererkette hat sie bravourös gemeistert, die Rückmeldungen der Männergruppe waren allesamt positiv. Warum auch nicht? Schließlich dreht sich bei der gebürtigen Hamburgerin schon immer alles um den Ball. Eckhoff hat selbst aktiv gespielt, ehe ein doppelter Kreuzbandriss ihre aktive Karriere beendete. Zuletzt arbeitete sie als Assistentin der Geschäftsführung beim Schleswig-Holsteinischen Fußballverband und nebenbei als Co-Trainerin der Frauen von Zweitligist Holstein Kiel. „Aber ich wollte nicht nur im Büro sitzen, sondern lieber immer auf dem Rasen stehen“, sagt Eckhoff, deren Vorstellung von Fußball sich mit der Philosophie des WFV vom ballorientierten und ballgewinnenden Spiel deckt.

Am Tag des Interviews sitzt Sabrina Eckhoff auf dem Außengelände der Sportschule Ruit im Schatten unter Kastanienbäumen, während die Sonne auf die Rasenplätze prallt. Die 31-Jährige hat nicht viel Zeit, denn in der kühlen Fußballhalle läuft gerade die Sichtung für den WFV-Kader des Jahrgangs 2003. Eckhoff bildet nicht nur Fußball-Lehrer aus, sondern kümmert sich auch um die WFV-Mädchen unter 14 Jahren. Um die Zukunft des Frauenfußballs. „Diese Sportart kommt sympathisch und jung rüber, das haben auch zuletzt die Einschaltquoten bei der WM in Kanada gezeigt“, sagt Eckhoff, die vor allem von den US-Amerikanerinnen begeistert war. Sie hätten neben der Kraft für Tempoläufe auch überlegte Anspiele gezeigt. Beim deutschen Team, das WM-Vierter wurde, fehlte ihr oft der Plan B: „Und bei Ballbesitz gab es das Problem, dass zu wenige Chancen kreiert worden sind.“

Hoffen auf den VfB Stuttgart

Eckhoff selbst verfügt über die A-Lizenz und möchte möglichst bald auch den Fußball-Lehrer in Köln machen. Wie sie den weiblichen Nachwuchs fördern will, davon hat sie klare Vorstellungen: „Die Mädels sollen, so lange es geht, mit Jungs spielen. Das fördert die Athletik und die Schnelligkeit.“ Sie wäre natürlich stolz, wenn aus den Reihen des WFV auch mal wieder eine Spielerin den Sprung in die Nationalelf schaffen würde – so wie zuletzt die Stuttgarterin Leonie Maier, die aktuell für Bayern München spielt. Es macht Eckhoff Sorgen, dass die besten Nachwuchsspielerinnen aus der Region nicht gehalten werden können. „Wir brauchen deshalb wieder einen Topverein in Württemberg, damit die Talente nicht nach Freiburg oder anderswo abwandern.“

Die WFV-Verbandssportlehrerin hofft darauf, dass der VfB Stuttgart ähnlich wie der VfL Wolfsburg oder der FC Bayern irgendwann ein Frauen-Team aufbaut. Dieses Experiment hatte auch der Hamburger SV gewagt. „Die Mannschaft wurde dann aufgelöst, weil 400 000 Euro gefehlt haben“, sagt Eckhoff, „das finde ich beschämend.“

Gleichzeitig ist die Ausbilderin aber auch Realistin. Sie weiß, dass das Strukturproblem im Frauenfußball nicht so schnell zu lösen ist – und der VfB gerade andere Baustellen zu bearbeiten hat. Sie würde sich dennoch freuen, wenn sich der neue WFV-Präsident Matthias Schöck und VfB-Chef Bernd Wahler bald mal austauschen würden. Nicht über den Saisonstart der Männer. Sondern über den Startschuss für ein Frauen-Team.