Schiedsrichter in der Regionnalliga: Tobias Doering vom FC Brigachtal. Foto: Kienzler

Fußball: Tobias Doering vom FC Brigachtal ist in der Regionalliga angekommen – als Schiedsrichter.

Tobias Doering ist der Shootingstar unter den Schiedsrichtern im Schwarzwald. Seit der Saison 2016/17 leitet er Spiele in der Regionalliga und assistiert in der 3. Liga. Den Klassenerhalt hat er gemeistert. Nun möchte er den Sprung zu den Profis schaffen.

29 Jahre alt, eloquent, selbstbewusst: Das ist Tobias Doering aus Klengen (Brigachtal). Von Beruf ist er Versicherungskaufmann. Da ist dies sicherlich von Vorteil. Viel mehr jedoch bei seinem Hobby. Tobias Doering ist der Schwarzwälder Shootingstar an der Pfeife. Neun Spiele hat er in dieser Saison in der Regionalliga als Hauptschiedsrichter geleitet. Dazu war er zwölf Mal Assistent in der 3. Liga. Gut möglich also, dass wir ihn bald in der Bundesliga pfeifen sehen? "Ich denke von Spiel zu Spiel und Saison zu Saison", sagt Doering. Jedes Wort ist wohlüberlegt, das merkt man. "Aber ich bin der Meinung, dass man sich immer neue Ziele setzen muss."

Schiedsrichter ist Tobias Doering seit seiner Jugend. Begonnen hat alles beim FC Klengen neben seiner aktiven Fußballzeit als Juniorenspieler beim FC 08 und der DJK Villingen. Irgendwann fiel die Entscheidung für Pfeife und Kartenset. "Es hat sich mehr und mehr herauskristallisiert, dass ich als Schiri weiterkommen kann als mit dem Kicken selbst", erklärt er. Der Ehrgeiz hatte ihn gepackt. Der Weg führte ihn 2011 in die Oberliga. 2016 folgte der Aufstieg in die Regionalliga.

"Es war der größte Sprung, den ich bisher gemacht habe", blickt der 29-Jährige zurück. Die Umstellung sei hart gewesen – in allen Bereichen: Tempo, Taktik, Fitness, Psyche. "Da ist alles noch einmal eine Stufe höher. Deshalb habe ich am Anfang auch Lehrgeld bezahlt."

Nach seinen ersten beiden Partien in der Regionalliga (VfB Stuttgart II – 1. FC Saarbrücken 3:2, und SV Eintracht Trier 05 – TuS Koblenz 0:3) gab es eine lange Nachbesprechung. Diese ist in der Regionalliga nochmals um einiges intensiver als der Oberliga – auch bei den Schiedsrichtern. Jede Partie wird mit Videos und Feedback nachbereitet. "Ich bin unglücklich in die Saison gestartet, hatte jeweils ein bis zwei schlechte Entscheidungen dabei", erinnert sich Doering. Der Aufstieg war für ihn damit bereits früh gelaufen. "Denn ein falscher Pfiff kann auch für uns die ganze Saison kaputtmachen", weiß er. Auch, dass "ich zu blauäugig rangegangen bin".

Also hat Doering die richtigen Maßnahmen getroffen. Die Vorbereitung auf die Partien erhöht. "Ich habe mich besser auf die beiden Teams vorbereitet: spielen sie 4-4-2 oder 4-3-3", erklärt Doering. Das verrät ihm, auf was für eine Partie er sich einstellen muss. Wird viel über die Außenbahnen oder durch die Mitte gespielt – mit kurzen oder langen Bällen. Dazu kommt, in welcher Tabellensituation sich die Mannschaften befinden – unter großem Druck stehen – oder, was für Charaktere sie haben. "Auf solche Dinge kann sich ein Schiedsrichter vorbereiten – und das ist elementar."

Danach wurden die Leistungen immer besser. Doering behielt auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf. Zum Beispiel bei der Partie Wormatia Worms gegen den TSV Steinbach (1:1), als er dem bereits ausgewechselten Steinbacher Spieler Patrick Dulleck die Gelb-Rote Karte zeigte.

Die richtige Entscheidung sagt er bis heute: "Es gab unschöne Szenen auf der Ersatzbank, also habe ich auf Hinweis von meinem Assistenten Gelb-Rot gezeigt", erklärt er. "Da muss man auch ihn loben. Das war die absolut richtige Entscheidung."

Die Regionalliga-Saison hat Doering im Schiedsrichterranking auf dem 18. Platz abgeschlossen und damit den Klassenerhalt geschafft. "Das war sehr wichtig. Die Klasse zu halten, hatte Priorität Nummer 1", zeigt sich der 29-Jährige zufrieden – zumindest für den Moment.

In der kommenden Saison möchte er mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machen. Weil man sich für den Aufstieg beinahe keine Fehlentscheidung erlauben kann, will sich Doering professionalisieren. "Ich werde nun mit Headset arbeiten", sagt er, dass er mit technischen Hilfsmitteln den nächsten Schritt in Richtung 3. Liga geht.