Die Spvgg Grömbach hat sich in der vergangenen Saison – hier mit Kevin Kübler (links) im Halbfinale des Bezirkspokals gegen die SG Hallwangen (3:1) – einen Namen als Pokalmannschaft gemacht. Foto: Schade

Fußball: Das ganz große Los: B-Ligist empfängt morgen im WFV-Pokal die Stuttgarter Kickers.

Es ist so, als würde man im DFB-Pokal den FC Bayern München ziehen: Morgen empfängt die Spvgg Grömbach im WFV-Pokal die Stuttgarter Kickers. Bei dem B-Ligisten herrscht der Ausnahmezustand.

Spvgg Grömbach – Stuttgarter Kickers (morgen, 17 Uhr). Es sind momentan goldene Zeiten für die Spvgg Grömbach, denn mit sportlichen Highlights wurde das 700-Einwohner-Örtchen in den vergangenen Monaten reich gesegnet. Zunächst war die kleinste Gemeinde des Landkreises Freudenstadt im Juni 2015 Gastgeber des Relegationsspiels zwischen der Spvgg Freudenstadt II und dem SC Kaltbrunn, zu dem mehrere hundert Zuschauer kamen. Zwei Wochen später bestritt die Weisweiler-Elf – die Traditionsmannschaft von Borussia Mönchengladbach – mit ihren Alt-Stars ein Freundschaftsspiel in Grömbach. Und nun sind es die Stuttgarter Kickers, die mit ihrem Gastspiel in der ersten Runde des WFV-Pokals für einen weiteren Höhepunkt in der Vereinschronik sorgen.

"Wir freuen uns riesig und fiebern dem Spiel schon total entgegen", sagt der Grömbacher Sport-Vorstand Reinhard Schlegel vor der Partie gegen den großen Namen, der in der vergangenen Saison noch in der 3. Liga gespielt hat. Und Volker Roller – bei der Spvgg zuständig für die Finanzen sowie die Organisation des Pokalkrachers – unterstreicht: "Es ist das attraktivste Los, das wir ziehen konnten. Zwar spielen Sonnenhof Großaspach und der VfR Aalen jetzt eine Liga höher als die Kickers, aber vom Namen her ziehen die doch mehr."

Dass die Spvgg Grömbach im WFV-Pokal steht, darf ohnehin als kleines Wunder bezeichnet werden. Überraschend, aber doch tapfer hatte sich der B-Ligist in der vergangenen Saison bis ins Endspiel des Bezirkspokals durchgekämpft, wo er auf den SV Wittendorf traf. Der A-Ligist, der kurz darauf den Aufstieg in die Bezirksliga perfekt machte, war für die Spvgg Grömbach jedoch eine Nummer zu groß: Das Finale wurde mit 0:3 verloren. Allerdings: Neu ist in dieser Saison, dass nicht nur die Sieger, sondern auch die Finalisten der Bezirkspokale für den WFV-Pokal qualifiziert sind.

Anfang des Monats wurde dann nachmittags in Stuttgart die erste Runde ausgelost. Die Nachricht vom großen Los verbreitete sich in Grömbach wie ein Lauffeuer. "Innerhalb von ein, zwei Stunden wusste jeder Bescheid", sagt Roller. Seitdem herrscht bei dem Zehntligisten so etwas wie der Ausnahmezustand. Eigentlich sollte die Vorbereitung auf die neue Saison erst in dieser Woche beginnen. Die wurde nun um 14 Tage vorverlegt. Vergangene Woche stand verschärftes Konditionstraining auf dem Programm, mehrere Male wurde an der Erzgrube gejoggt. Dazu nahm die Spvgg Grömbach mit Blick auf das Pokalspiel am Blitzturnier in Spielberg teil, um sich besser einzuspielen. "Die Trainingsbeteiligung ist derzeit natürlich sensationell, jeder will laufen und gegen die Kickers spielen", meint Roller und schmunzelt: "Hoffentlich bleibt das auch in der restlichen Saison so."

Doch nicht nur bei den Grömbacher Spielern glühen derzeit die Schuhe, denn auch organisatorisch gibt es für den Verein viel zu tun. Roller, bei dem die Fäden zusammenlaufen, steht unter anderem in regelmäßigem Kontakt mit Kickers-Geschäftsstellenleiter Kim-Tobias Stehle. Der habe bereits angekündigt: Sogar ein Fanbus wird am Samstag von der Landeshauptstadt in den Nordschwarzwald fahren. Die "Blauen" hätten sich im Vorfeld sehr kulant gezeigt und auch der Verlegung des Spielbeginns von 15 auf 17 Uhr zugestimmt. Roller: "Bei uns auf dem Dorf ist 15 Uhr ja nicht so angenehm."

Insgesamt erwartet der Grömbacher Finanz-Chef 500 bis 700 Zuschauer. "Bei den Roten und den Getränken haben wir etwas mehr kalkuliert, damit nichts schief geht", meint Roller. Finanziell rechnet er allerdings nicht mit dem großen Los: Zehn Prozent der Zuschauereinnahmen gehen ohnehin an den Württembergischen Fußballverband. Vom Rest muss das Schiedsrichtergespann bezahlt werden, zudem bekommen die Kickers Fahrtkosten, die Spvgg Grömbach allerdings auch eine Platzmiete. Den übrigen Betrag teilen sich beide Vereine. Roller vermutet: "Vom Pokalfinale gegen Wittendorf wird bei uns mehr hängen bleiben als jetzt gegen die Kickers."

Und sportlich? Da nimmt es die Spvgg Grömbach fast schon mit Humor. "Für uns ist es ja jetzt schon ein Riesen-Erfolg, überhaupt dabei zu sein", lacht Sport-Vorstand Schlegel und betont: "Wir werden versuchen, nicht ins offene Messer zu laufen, und wollen zeigen, dass wir kicken können. Ziel ist ein Ehrentreffer und kein Debakel zu erleben." Und das will der Gastgeber, für den wohl selbst die Bezeichnung "Underdog" nicht mehr passt, mit fairen Mittel erreichen. Schlegel: "Der Platz ist in einem 1a-Zustand. Wir wollen nicht tricksen und auf keinem Acker spielen."

Bis auf Johannes Klenk und Kai Winter, die ihren Urlaub nicht mehr umbuchen konnten, tritt der B-Ligist morgen in Bestbesetzung an. "Die Stamm-Elf steht, aber die Plätze dahinter sind heiß begehrt", macht auch Schlegel auf die rasant gestiegene Trainingsbeteiligung aufmerksam. Er gehört selbst zum Kreis derer, die noch den Sprung in den Pokal-Kader schaffen könnten. Gegen die Kickers noch einmal aufzulaufen hält der Oldie zumindest nicht für komplett unwahrscheinlich. Und immerhin war es ja Schlegel, dem vergangenes Jahr bei der 2:10-Niederlage gegen die Weisweiler-Elf beide Grömbacher Treffer gelangen.

Keinen Hehl macht Schlegel daraus, keinen der Kickers-Akteure zu kennen. Jedoch hat Trainer Andreas Raisch den Gegner kürzlich beobachtet – im Fernsehen, denn das Testspiel der Kickers gegen den FC Ingolstadt wurde auf Sport1 übertragen. Besser kann man wohl nicht veranschaulichen, welche Welten zwischen beiden Vereinen liegen.