Stolz präsentiert Vanessa Ziegler die EM-Trophäe. Auf der Anzeigetafel im Hintergrund ist das Finalergebnis zu lesen. Die deutschen U17-Juniorinnen bezwangen Spanien nach Elfmeterschießen mit 3:2. Foto: DFB

Frauenfußball: Vanessa Ziegler aus Schlatt feiert mit den U17-Juniorinnen EM-Titel.

"So langsam realisiere ich, dass ich Europameisterin bin", sagt Vanessa Ziegler. Die 17-Jährige aus Schlatt hatte großen Anteil daran, dass die U17-Juniorinnen des Deutschen Fußballbunds in Weißrussland den Titel gewannen.

Vanessa Ziegler war so etwas wie der Edel-Joker, den Bundestrainerin Anouschka Bernhard immer wieder aus dem Ärmel schütteln konnte.

Nur einmal durfte die Mittelfeldspielerin, die für den SC Freiburg in der Südstaffel der U17-Bundesliga aufläuft, von Beginn an ran, viermal wurde sie eingewechselt und war mit vier Treffern dennoch erfolgreichste Schützin der deutschen Auswahl. In den Vorrundenspielen gegen den Titelverteidiger und späteren Finalgegner Spanien wurde sie ebenso eingewechselt, wie beim 0:0 gegen Italien. Im letzten Vorrundenspiel gegen Tschechien durfte sie von Beginn an ran und stellte in diesem entscheidenden Spiel um den Einzug ins Halbfinale früh die Weichen auf Sieg. Mit ihren Trefffern zum 1:0 und 2:0 in der siebten und in der 22. Minute legte die Killertälerin den Grundstein zum 4:0-Erfolg.

Im Halbfinale gegen England schmorte sie 26 Minuten lang auf der Auswechselbank, kam, sah und traf nur drei Minuten später zur 1:0-Führung. Nach 70 Minuten legte sie das 4:2 nach. Am Ende jubelte Deutschland über einen 4:3-Sieg und den Sprung ins Endspiel gegen Spanien.

Auch dort vertraute Bundestrainerin Bernhard zunächst auf Kristin Kögel vom SV Alberweiler. "Ich war schon etwas enttäuscht, dass ich nicht von Anfang an spielen durfte. Aber die Trainerin hat mir erklärt, dass wir zwei starke "Zehner" sind und mit mir dann noch einmal Power von der Bank kommt", sagt Vanessa Ziegler. Ab der 51. Minute kam sie dann auch tatsächlich zu ihrem Final-Erlebnis – und das vor 10 200 Zuschauern im Stadion von Borissow. "Das war natürlich ein richtig gutes Gefühl. Es ist einfach klasse, vor so vielen Leute zu spielen." Ein Treffer sollte ihr in der regulären Spielzeit ebenso wenig gelingen, wie all den anderen Spielerinnen auf dem Feld. Dennoch hatte Vanessa Ziegler an diesem Montagabend noch reichlich Grund zum Jubeln. Denn im Elfmeterschießen setzte sich ihr Team mit 3:2 durch und entthronte den Titelverteidiger von der iberischen Habinsel.

Schon aufgrund des Einzugs ins EM-Finale qualifizierten sich die deutschen U17-Juniorinnen für die Weltmeisterschaft, die vom 30. September bis zum 21. Oktober in Jordanien steigt. "Da will ich auf jeden Fall wieder mit dabei sein. Dort einen guten Platz zu belegen, wäre die Krönung", sagt Vanessa Ziegler, die im Alter von fünf Jahren beim TSV Stetten/Hechingen mit dem Fußballspielen begann, danach zum FC Killertal und zur TSG Balingen wechselte. Bis dahin spielte sie stets mit Jungen. "Die Trainer wollen auch, dass man so lange wie möglich mit Jungs spielt. Da geht es athletischer und wesentlich schneller zu." Im Juli 2014 wechselte Vanessa Ziegler schließlich ins Fußball-Internat des SC Freiburg. Für den SC spielt sie nun für die U17-Mädchen, trainiert aber auch schon bei den Bundesliga-Frauen mit. "Es wäre super, möglichst bald den Sprung in die 1. Mannschaft zu schaffen, aber dazu fehlt schon noch ein bisschen was"

Schon jetzt hat sie der Alltag wieder im Griff. Bereits am Freitag muss sie mit der Freiburger U17, die in der Süd-Staffel den zweiten Platz belegt, bei Spitzenreiter TSG 1899 Hoffenheim ran, der zwei Spieltage vor Saisonschluss nicht mehr zu verdrängen ist.