Interview: Pensionierter Lehrer lässt bei Unterricht im Schulmuseum alte Zeiten wieder aufleben

Hüfingen. Helmut Britsch ist pensionierter Lehrer und gibt historische Unterrichtsstunden im örtlichen Schulmuseum. Im Gespräch erklärt er, was den Spaß an dieser Art von Unterricht ausmacht.

Herr Britsch, wie lange geben Sie schon historische Schulstunden?

Ich mache das seit 2011, nachdem ich pensioniert wurde. In dem Jahr bekam ich ein Anschreiben vom Schulamt, dass im Schulmuseum eine Versammlung sei, auf der man nach Lehrern suche, die eventuell Führungen geben und Schulstunden halten würden.

Welche Fächer haben Sie früher unterrichtet?

Ich war in Schwenningen an der Realschule und habe dort Geschichte, Sport, Geographie und Politik unterrichtet.

Wenn Sie im Schulmuseum unterrichten, wird das nicht so sein wie an der Realschule, oder?

Nein, völlig verschieden. Zwischen Realschule und Museumsschule liegen 50 Jahre Schulentwicklung. Die einzelnen Museumslehrer gestalten den Unterricht nach ihrer Auffassung. Es ist ja früher in der Schule auch so gewesen, dass jeder Lehrer anders war. Von meinen Fächern her mache ich auf dieser Basis meine Schulstunde.

Bereiten Sie den Unterricht vor?

Am Anfang habe ich mich schon vorbereitet. Wie man überhaupt solch einen Unterricht gestalten könnte. Ich mache es eben historisch und erkläre die Schule zwischen den zwei Weltkriegen, vor allem vor dem Ersten Weltkrieg, vor 100 bis 150 Jahren. Ich gehe dann konkret auf die Schulsituation ein, wie sie in Hüfingen und dem Großherzogtum Baden ausgesehen haben könnte.

Und der konkrete Unterricht orientiert sich an Ihren Erfahrungen?

Ja, das ist eine Erfindung von mir selbst. Ich bin nach dem Zweiten Weltkrieg in Allmendshofen auf die Schule gegangen, unter sehr einfachen Verhältnissen. Darauf greife ich bei meimen Unterricht zurück. Ich erzähle, wie es damals war. Wir waren 58 Schüler, drei oder vier Klassen zusammen in einem sehr großen Schulraum.

Ihr Vorbild für den Unterricht sind also Ihre Lehrer?

Ja, ganz klar. Der Unterricht wurde entweder mit einem Gebet oder einem Musikstück begonnen. Ein Lehrer hat Geige gespielt. Meistens hat er uns aber den Geigenstock auf den Kopf gehauen. Bei der Menge an Schülern musste der Lehrer schauen, wie er da Ruhe reinbringt.

Diese Strenge lassen Sie sicher auch durchblicken.

Ja, sowohl bei Erwachsenen als auch bei Schülern. Bei Erwachsenen mache ich es etwas lustiger, gehe auf ihre Schulzeit ein. Was ich aber nie mache: Jemanden bloß zu stellen. Der Unterricht selber ist das Schreiben. Dort lernen sie, auf einer Schiefertafel mit Griffel ihre Namen und die Adresse zu schreiben und dies dann in die deutsche Schrift zu übersetzen, die an der Wand zu sehen ist.

In welchem Alter sind denn die Besucher?

In der Regel sind es Schüler zwischen sechs und 14 Jahre oder Erwachsene zwischen 50 und 90 Jahre. Schulklassen eben oder Vereine und Jahrgangstreffen, die den historischen Unterricht erleben möchten.

Was können Besucher erwarten?

Ich sage zu ihnen, sie sollen eine Zeitreise machen. Ich hatte einen neunjährigen Jungen in der Schulklasse. Den habe ich gefragt, ob er sich vorstellen kann, dass ich mal neun Jahre alt war. Er sagte ja. Darauf antwortete ich ihm, dass ich mir das selbst nicht mehr vorstellen kann. Das sollten die Erwachsenen aber machen: sich zurückversetzen. Sie waren auch mal acht oder neun Jahre alt. Bei einigen kommt schon eine gewisse Nachdenklichkeit. Oftmals erzählen sie dann auch von sich und von früher. Das greife ich dann auch auf.

Was unterscheidet erwachsene Besucher von Schülern?

Bei Schülern bin ich mehr Lehrer. Im Schulzimmer müssen sie schon ruhig sein. Ich habe dort auch meine Stöcke, die zeige ich ihnen gleich. Damit kann ich auch mal richtig auf die Bank hauen, das gibt einen richtigen Krach. Das ist immer sehr interessant. Ich hole sie auch nach vorne, da bekommen sie Tatzen oder den Hosenboden versohlt.

Natürlich ist das alles nur Schau. Ich frage dann die anderen Besucher, wie oft ich draufhauen soll. Schreiben müssen sie allerdings auch. Wenn die Gäste im Museum etwas jünger sind, müssen sie etwas malen.

Was macht Ihnen beim historischen Unterricht am meisten Spaß?

Wenn Besucher von ihren eigenen Schulerfahrungen berichten oder davon, wie es ganz allgemein in Hüfingen oder Donaueschingen damals zuging.

Die   Fragen stellte Guy Simon.