Rettungsübung am Linacher Stausee. DRK, DLRG und Bergwacht arbeiten Hand in Hand. Foto: Archiv

Helfer freuen sich über bessere finanzielle Mittel - haben aber weiter harte Nuss zu knacken.

Furtwangen - Die Bergwacht darf sich über mehr Geld freuen: Die Pauschalen für einen Einsatz steigen im kommenden Jahr erneut und auch die Förderbeträge werden aufgestockt. Doch den Helfern drückt an einer Stelle weiterhin gewaltig der Schuh.

Sie rücken immer häufiger aus – und zwar nicht nur, wenn es darum geht, Hilfe auf der Piste oder in unwegsamen Gelände zu leisten, sondern auch als Zubringer für den Notarzt oder zur Erstversorgung. Die Bergwacht ist auch in Furtwangen nicht mehr aus dem Kreise der Rettungs- und Hilfsorganisationen wegzudenken. Noch vor einem Jahr waren die Helfer insbesondere finanziell aber selber noch in Not – das hat sich mittlerweile geändert.

"Die Einsatzpauschalen, die von den Krankenkassen bezahlt werden, sind gestiegen", berichtet Lutz Scherer, Landesgeschäftsführer der Bergwacht Schwarzwald. Von ehemals 323 Euro je Einsatz steigt die Pauschale in mehreren Schritten nun bis zum 1. Januar 2018 auf 650 Euro. "Das Geld wird für die laufenden Kosten eingesetzt", verdeutlicht Scherer.

Ein wichtiger Faktor im Sicherheitsbereich

Es freut ihn dabei auch, dass die Aktivitäten der Bergwacht hinsichtlich der Wahrnehmung nach außen durchaus von Erfolg gekrönt sind. So sei man beim Innenministerium auf die dramatische Situation in den vergangenen Jahren aufmerksam geworden. "Man hat den Mehrbedarf erkannt", so der Landesgeschäftsführer über die guten Gespräche mit Innenminister Thomas Strobel. Hierdurch konnte erreicht werden, dass der Förderbetrag seitens des Landes, der für strukturelle Mittel eingesetzt wird, deutlich erhöht wird – wenn auch erst für den Haushalt 2018/2019.

Zugesagt habe man dabei eine Steigerung von derzeit 120.000 Euro an Fördergeldern für den Landesverband (hiervon 70 000 für die Bergwacht Schwarzwald) auf 600 000 Euro (350 000 Euro für den Schwarzwald). Scherer: "Das ist eine grundlegende Verbesserung, aber es gilt bis dahin noch eine ordentliche Durststrecke zu überwinden." Aus seiner Sicht habe das Land verstanden, dass die Bergwacht ein wichtiger Faktor im Sicherheitsbereich sei, "zumal wir einen Mehrbedarf an Rettung haben".

Auch hier vor Ort freuen sich die Helfer über die finanzielle Verbesserung. Doch der Vorsitzende der Ortsgruppe Furtwangen, Rainer Probst, stellt mit Blick auf das Engagement bei diversen Festen zugleich klar: "Wenn das Geld reichen würde, müssten wir keine Schnitzel braten." Die Einnahmen, die bei Festen – wie beispielsweise jüngst der Trödlermarkt – generiert werden, fließen in neue Ausrüstung und in die Ausstattung der Helfer.

Forderung nach Regelung für Verdienstausfälle

Während zumindest bei der Finanzierung positive Veränderungen wahrnehmbar sind, so spricht Probst von einer anderen "harten Nuss", die es zu knacken gilt. Denn weiterhin werden die Retter der Bergwacht in Baden-Württemberg nicht für einen Verdienstausfall entschädigt. Sprich: Eilen sie während der Arbeitszeit zu einem Einsatz, müssen sie die verloren gegangenen Stunden entweder nacharbeiten oder mit weniger Verdienst auskommen.

"Wenn wir mal zwei Tage bei einer Suchaktion gebunden sind, dann sind das gravierende Einbußen, mit denen wir zu kämpfen haben", berichtet der Vorsitzende. Bei einigen Arbeitgebern sei es laut Angaben von Probst beispielsweise nicht möglich, die Stunden nachzuholen – die Folge: Am Ende des Monats fehle auf der Lohnabrechnung vieler Lebensretter ein ordentlicher Batzen Geld. Probst stellt dabei die Frage: "Wir helfen anderen, aber wer hilft in diesem Fall uns?"

Er wünscht sich deshalb eine Regelung, wie sie beispielsweise in Bayern praktiziert wird. Dort kommt das Land für den Verdienstausfall während eines Einsatzes auf, auch bei der Freiwilligen Feuerwehr sei dies grundsätzlich deutschlandweit so verankert. "Es ist schwer nachzuvollziehen, warum das in Bayern möglich ist, aber nicht bei uns." Er wünsche sich hier für Deutschland und alle Hilfs- sowie Rettungssituationen eine einheitliche Regelung.

Die Problematik verschärft sich derzeit dadurch, dass die Bergwacht immer häufiger eingesetzt wird. Vor allem in der Urlaubszeit wird das für den harten Kern, dem in Furtwangen derzeit rund 25 Helfer angehören, zur Herausforderung. "Manche von uns verzichten auf Urlaub, damit die Einsatzfähigkeit gewährleistet ist", erklärt Probst und ergänzt: "Das machen wir zum Wohle der Bergwacht und der Allgemeinheit, aber wir müssen irgendwann natürlich auch an uns und unsere Familien denken."

Umso wichtiger sei es da, dass erfolgreiche Nachwuchsarbeit betrieben wird. Rund zehn Kinder sind laut Aussagen des Vorsitzenden derzeit mit Eifer mit dabei. "Wir haben dabei das Glück, dass wir mit Yasmin Koch eine tolle Jugendleiterin haben", freut sich Probst über die "schöne Truppe", die die Bergwacht in Furtwangen beisammen hat. Seine Hoffnung ist, dass sich die Rahmenbedingungen deutlich besser sind, wenn die Jungs und Mädels ihre Ausbildung beendet haben.