Sie löste Begeisterungsstürme aus: Stephanie Trick. Ihre Stride-Piano-Darbietungen überstiegen alle Erwartungen. Foto: Kouba

23-jährige Stride-Pianistin Stephanie Trick zu Gast in Furtwangen. Großes Gefühlsspektrum.

Furtwangen - Neue Wege, so Jacques Barthillat, beschritt der Verein "Uhr & Kultur". Durch Vermittlung von Siegfried Mohr und Jürgen Kern aus Vöhrenbach konnte Stephanie Trick engagiert werden, die Stride-Piano-Musik im Gepäck hatte.

Sie war gerade aus der Schweiz gekommen, wo sie mit internationalen Größen konzertierte. Sie stammt aus den USA und bildete sich in Deutschland und Österreich weiter. Die 23-Jährige mit ihrer sympathischen, natürlichen Ausstrahlung und ihrem offenen Gesicht eroberte die Herzen im Fluge. Sie beherrscht das stride-piano par excellence.

Der Stil ist eine "Erfindung" von vor rund 100 Jahren, eine Paarung von Ragtime und Jazz-Piano. Im swingenden Wechsel werden auf eins und drei die Bassnoten gespielt, während auf zwei und vier Akkorde erklingen.

Zwischen tiefer Bassnote und höher liegendem Akkord ist es ein "weiter Schritt – der Stride". Berühmtheiten waren seinerzeit James P. Johnson, Willie "The Lion" Smith, Duke Ellington, Luckey Roberts und Fats Waller, die häufig durch das Harlemer Nachtleben tigerten, um auf "rent parties" oder "cuttin’ contests" zu spielen. Ergreifender Rhythmus und akkordische Vielfalt wurden bewahrt und fanden in Furtwangen neue Anhänger.

Was die junge Pianistin bot, war einfach umwerfend. Sie geht mit unkompliziert- meisterhaften Art ans Werk. Ihr pianistisches Können grenzt an Gigantismus. Alles spielt sie auswendig. Man spürt die intensive Probenarbeit, denn was sich da so leicht anhört, ist ohne stundenlanges Üben nicht zu bewältigen.

Bewundernswert sind ihr Engagement, die jugendliche Musizierfreude und der punktgenaue Einsatz von Händen und Fingern. Treffsicher kann sie die Bassfiguren wiedergeben, auch wenn die Intervalle bis zur drei Oktaven differieren. Den rechten Fuß auf dem Pedal, der linke Fuß bedient die Schuhhacken im rhythmischen Pendel, ihr Körper ist grazil aufgerichtet und frappierend ist der energische Einsatz auf den schwarz-weißen Tasten.

Sie beherrscht die melodiösen Phrasierungen und ihre Finger fliegen durch die Oktaven. Und sie bietet ein großes Gefühlsspektrum von weichem Blues, bezaubernder Serenade (Frank Sinatra), lustiger Verspieltheit (Nothing), über rassigen Ragtime bis zum mitreißenden Jazz.

Sie lässt ganze Eisenbahnzüge davon dampfen und widmet ihrem Hasen einen "Blues for Alfie", eine Eigenkomposition ganz im Stil der großen Vorbilder. Sie durchfurcht die Tastenskala, beeindruckt mit Akkordtrillern und bewältigt schwierige gegenläufige Bewegungen (Viper’s Drag).

Ihre Verehrung gilt Waller und Johnson, dessen "Caprice Rag" zu den Höhepunkten zählte. Keinen Zweifel gab es bei der Romanze, deren Thema vom russischen Pianisten und Konservatoriumsdirektor Anton Rubinstein stammte!

Furtwangen lag der Pianistin zu Füßen.