Stadtarchivar Ludger Beckmann lobt die Leistungen von Hans Frank. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtarchivar Ludger Beckmann beleuchtet in einem Vortrag die erste Amtszeit des früheren Bürgermeisters

Furtwangen (kou). Stadtarchivar Ludger Beckmann hat auf Einladung der VHS einen Vortrag gehalten. Einige interessierte Bürger waren in die "Arche" gekommen, um etwas über "Furtwangen in der ersten Amtszeit von Bürgermeister Hans Frank (1957-1965)" und die damit verbundene Entwicklung der Stadt zu erfahren.

Frank sei "die prägende Persönlichkeit" im 20. Jahrhundert gewesen. Er habe viel für Furtwangen getan und und in seiner ersten Amtsperiode zehn Millionen D-Mark investiert. Er war aber auch umstritten.

Gerade das Standort-Thema des Otto-Hahn-Gymnasiums keimt immer wieder auf. Allerdings stimmten seinerzeit 14 Stadträte dafür, zwölf waren dagegen.

Hans Frank wurde am 8. Oktober 1919 in Offenburg geboren, schloss die Schule mit der Mittleren Reife. Gegen den jungen, energischen Frank hatte der 1895 geborene August Hug keine Chance. Im Zweiten Weltkrieg war dieser stellvertretender Bürgermeister und am 27.10.1957 erzielte er 32 Prozent, Frank dagegen 47,7 Prozent. Eine Nachwahl zeigte ein deutliches Ergebnis: Hug 35,7 und Frank 58,6 Prozent. Hug konnte die Niederlage kaum überwinden; erst 1973 erhielt er mit der Bürgermedaille eine Ehrung der Stadt.

Die Nachkriegszeit brachte große Veränderungen. Mit der Infrastruktur war es nicht zum Besten bestellt, ein riesiger Investitionsstau baute sich auf. "Die Planung ersetzte die Flickschusterei der Nachkriegszeit", urteilte Beckmann. Die Stadt wuchs durch Zuwanderung von Flüchtlingen aus Ostdeutschland.

Am 9. Dezember 1957 trat Frank das Bürgermeisteramt an, 20 Jahre danach war für ihn Schluss. 6754 Einwohner zählte die Stadt, wovon 3176 Beschäftigte waren. Die Jahn-Sporthalle wurde angegangen, 1959 die Erweiterung des Krankenhauses, 1960 des Progymnasiums. Wechselvoll gestaltete sich der Ausbau der Ingenieurschule, neben der die Berufsfachschule (Uhrmacherschule) bestand. Politisch waren andere Pläne angedacht, doch schließlich gelang es, die Schulen zu halten. In Angriff wurden der Siedlungs- und Straßenbau genommen (Ilben, Carl-Diem-Straße, Sommerberg, Spätheimkehrersiedlung). Das Progymnasium wurde gebaut, die schulische Gesamtsituation den Gegebenheiten angepasst, doch schwierig war immer noch die Wohnsituation.

1961 wurden 100 Wohnungen neu gebaut. 1962 war die Einwohnerzahl von 7506 auf 7824 angewachsen. 98 Wohnungen standen für 84 Familien mit 359 Personen bereit, darunter 119 Kinder unter 14 Jahren.

1963 kamen die Projekte Kläranlage, Schützenhaus, Kindergarten, Freibad und Progymnasium (Richtfest). 1964 wurde Frank als SPD-Mitglied in den Landtag gewählt. 1965 war Baubeginn am Kussenhof, die mechanische Kläranlage wurde installiert, die Krankenhausstruktur umgewandelt (Chefarztsystem), der Spatenstich zur Anne-Frank-Schule folgte. 1965 war bedeutend für Frank, der bei seiner Wiederwahl 78,76 Prozent erzielte (3067 Stimmen). Renoviert wurden Krankenhaus, Schulen und Kindergarten. Abschließend meinte Ludger Beckmann "Was er voran gebracht hat, war enorm."