Per Handschlag beschließen Josef Herdner und Mykola Dzjadzin die Zusammenarbeit. Foto: Schwarzwälder-Bote

Freundschaft zwischen Furtwangen und Wylkowe angebahnt / Per Handschlag beschlossen Josef Herdner und Mykola Dzjadzin die Partnerschaft

Furtwangen/Wylkowe - Ein Memorandum der Freundschaft schlossen die Donauquellstadt Furtwangen und die Stadt an der ukrainischen Donaumündung Wylkowe im Rahmen der Anbahnungsreise einer Furtwanger Delegation. Bürgermeister Josef Herdner, die Gemeinderäte Heinz Guhl, Rainer Jung, Wolfgang Kern, Thomas Riesle, Norbert Staudt und Roland Thurner sowie Hauptamtsleiter Marcel Schneider erhielten nach ihrer Ankunft in der Schwarzmeermetropole Odessa im dortigen Bayerischen Haus zunächst einen kurzen Abriss über die Entwicklung der Ukraine. Vorstand Karl Walter, Initiator der Anbahnung, und Direktorin Maria Degtjarenko gaben einen Überblick über das umfangreiche Wirken des Bayerischen Hauses als Wohltätigkeitsfonds.

Anschließend fuhr die Delegation nach Wylkowe, um die Bevölkerung und die Stadt kennenzulernen. Mit großer Herzlichkeit wurde sie vom neu gewählten Bürgermeister Mykola Dzjadzin und dessen Deputierten empfangen. Die Stadt im Donaudelta, wurde Ende des 18. Jahrhunderts von aus Russland vertriebenen "Altgläubigen" gegründet, die in den Sümpfen des Donaudeltas Zuflucht gesucht hatten. Heute ist Wylkowe eine kleine Stadt mit ca. 10 000 Einwohnern, direkt an der Donau und der rumänischen Grenze liegend.

Im Rahmen eines "Runden Tisches" wurden die Besonderheiten und Gemeinsamkeiten beider Städte vertieft. Schnell zeigte sich, dass die oftmals auftretende Konkurrenz von Ökonomie und Ökologie sowohl in Furtwangen wie auch in Wylkowe eine besondere Rolle spielt. Insbesondere bei Dzjadzin waren schwere Sorgen herauszuhören: "Es ist schön in einem weltweit bekannten UNESCO – Schutzgebiet zu leben. Der Bedarf an einer ökonomisch erfolgreichen Entwicklung sei aber sehr, sehr groß und stehe oftmals in direktem Konflikt zu den ökologischen Auflagen im Schutzgebiet."

Herdner sprach sogleich eine Gegeneinladung für das kommende Jahr aus. "Es ist trotz der enormen infrastrukturellen, wirtschaftlichen Unterschiede offenkundig, dass beide Städte viel voneinander lernen können", sagte er.

Große Bedeutung maß auch der von der Oblastverwaltung (der Landesebene) eigens angereiste Verwaltungsleiter für Internationale Beziehungen, Jurij Maslow, dem Besuch aus Furtwangen bei. Dieser sei für die Bevölkerung ein "Mut machendes Signal auf dem Weg zur Integration in die Europäische Union und dem Bemühen um westeuropäische Lebensverhältnisse".

Höhepunkt der Anbahnungsreise war die Fahrt zum Nullkilometer der Donau. der Fluss verzweigt sich, bevor erdie letzten Kilometer zum Schwarzen Meer überwindet, in einem fast 5000 Quadratkilometer großen Mündungsdelta, das von der UNESCO zum "Biosphärenreservat" erklärt wurde. Am Ziel reichten sich Dziadzin und Herdner die Hände durch die Ziffer des Null-Kilometersteins und versprachen sich, die Freundschaft zwischen den Menschen ihrer Städte zu fördern.

Für Herdner ein "ein tief bewegender Moment, in dem sich die Bedeutung der Donau als Brücke zwischen unseren immerhin 2880 Kilometer entfernten Städten, aber auch den Völkern entlang des Flusses widerspiegelte".

Es folgte die Unterzeichnung eines Memorandums der Freundschaft, mit dem die "Tür für weitere Maßnahmen" geöffnet wurde. "Ein solches Memorandum gerade mit der Stadt an der Donauquelle zu schließen, ist für mich und die Einwohner Wylkowes eine unglaublich große Freude", zeigte sich Dzjadzin hiernach glücklich.

Für den letzten Abend der Delegationsreise in Odessa hatte das Bayerische Haus zum Abschluss einen Empfang organisiert, bei dem der stellvertretende Vorsitzende der Oblast-Deputierten, Yurij Dimchoglo den Besuch als einen Beitrag zum "Bau des Hauses Europa" gewürdigt. "Diese Reise war ein eindrucksvolles Erlebnis, das im nächsten Jahr mit dem Gegenbesuch seine Fortsetzung finden wird", bilanzierte Walter, der die Reise gemeinsam mit Marcel Schneider koordiniert hatte, zufrieden.

Finanziell gefördert wurde die Anbahnungsreise von der Engagement Global gGmbH, einem im Auftrag der Bundesregierung arbeitenden und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanzierten Service für Entwicklungsinitiativen.