Die Berliner Band "Tonträger" gibt ein mitreißendes Konzert, musikalisch vielfältig wie zwiespältig, dazu setzt sie auf deutschsprachige Texte. Foto: Frank-Gauckler Foto: Schwarzwälder-Bote

Kulturfabrik: Berliner Wundertüten-Combo sprüht nur so vor Energie / Mal Rocker, mal Liedermacher

Furtwangen. Musikstilmix mit heißen Rhythmen, Schlager, Chanson und Rock’n’Roll, musikalisch zwiespältig verzückte "Tonträger" am das Kulturfabrik-Publikum.

Smarte Jungs

Enorme Vielseitigkeit in der Musikalität gepaart mit viel Witz, Selbstironie und deutschen Texten sind Markenzeichen der "Berliner Wundertüten Combo". Die Bühne war knallvoll bestückt mit Piano, Schlagzeug und mehreren Gitarren und Bässen, zwischen denen sie auch durchwechselten. Smarte Jungs in lässiger Kleidung mit Samtschleifen mimten mal Rocker, Liedermacher und Schlagersänger. Bei ihrem Musikstil-Ritt packten sie das Dauergrinsen aus und gaben schmachtend einen Schlager zum Besten.

Sie brachten sofort Konzertstimmung in die Kulturfabrik und fanden schnell den Draht zum Publikum. So forderten sie für ihren Song zur Wohnungssuche in Berlin die gesangliche Unterstützung des Publikums beim Refrain, die sie auch bekamen. Auch verschieden laufende La-Ola-Wellen stellen für das Kulturfabrik-Publikum kein Problem dar. Deutsche Texte mit Tiefgang nahmen die Zuhörer mit auf eine innere Reise, sie handeln von alltäglichen Problemen, die aber nie so poetisch daherkommen.

Blues wäre schön, wenn er nicht so schwungvoll daherkäme. Sie leben ihre Musik, sprühen vor Energie und vermitteln dabei viel Spaß, erzeugten musikalische Widersprüche beim sehr leisen Song "Ich bin Shouter in ’ner Black Metal Band", nur mit Gitarre und einer traurig-sentimentaler Grundstimmung. Weltschmerz herrschte auch bei einer Indie-Rock-Pop-Nummer, die Hemden hochgeschlossen, die Hosenbeine aufgekrempelt und grünes Licht, damit man krank aussieht. Der Song handelte von all den unerfüllten Wünschen im Leben. Weiter ging die Musikstilreise zum deutschen Liedermacher. Der Pianist und Bassist machte sich auf in seine Kindheit, in der er die "Welt durch Tasten" entdeckte, das sich nun schon durch sein ganzes Leben zieht. Mit Ukulenweitwurf und vierhändigem Klavier-Spiel boten sie auch etwas fürs Auge.

Rockkonzert-Atmosphäre

Sehr abwechslungsreich gestalteten sie ihr Programm, rockige Nummern wechselten mit Balladen, dem Liegenbleiben-Blues folgte eine schwungvolle Nummer von Ray Charles, gerne auch mit A-cappella-Einlagen. Der Drummer hauchte ein gecovertes eingedeutschtes "Fever". Gegen Ende entlockten sie den Gästen gar eine Rockkonzert-Atmosphäre: Aufstehen, Bier trinken und Kopf nicken war alles, was es dazu brauchte, dann waren die vier Jungs gar nicht mehr zu halten. Ein aktiviertes eingeheiztes Publikum forderte deshalb mehr, also mehr Zugaben. Gerne könnte öfter eine Band wie "Tonträger" auf einer Kabarettbühne stranden.