Er ist die Keimzelle bei "Eine kleine Abendmusik": der evangelische Kirchenchor. Das Konzert mit einer Vielzahl von Interpreten gefällt mit musikalischen und literarischen Beiträgen. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Lyrik und Musik in der evangelischen Kirche / Wenige Zuhörer

Von Siegfried Kouba

Furtwangen. Seit vielen Jahren gibt es "Eine kleine Abendmusik" zur Herbstzeit in der evangelischen Kirche. Das Motto "Kommt herzu, lasst uns dem Herrn frohlocken" sollte nicht nur die Akteure motivieren, sondern auch genügend Publikum anlocken.

Die Veranstaltung hätte jedoch mehr Zuhörer verdient gehabt. Pfarrer Lutz Bauer begrüßte die Anwesenden und läutete den literarischen Teil ein, wobei ihm die Lyrik als Schwester der Musik galt. Wie ein roter Faden zog sich der Titel gebende Psalm 95 durch das Programm, ergänzt durch Texte von Joseph von Eichendorf, über Dom Helder Camera, Kurt Marti bis hin zu Paul Celan, Rose Ausländer oder Konstantin Wecker.

Vorgetragen durch Gabriele Sander-Bauer und Lutz Bauer war alles eine farbenreiche, sakrale und profane Ausschmückung, die sich in der Musik widerspiegelte. Die Leiterin des Kirchenchores, Ilse Stöckl, hatte ein ansprechendes Programm zusammengestellt, das von einer Vielzahl von Interpreten herüber gebracht wurde, darunter die elfjährige Pia Kienzler (Blockflöten) und der gleichaltrige Sven Morutzan (Orgel). Das Mädchen gefiel mit einem unbeschwerten Menuett von Jaap Kastelein und den "Grayes inne Masque" von Robert Johnson, im Duett mit Ilse Stöckl vorgetragen. Beachtliches war von Sven Morutzan bei der Invention Nummer eins (BWV 772) von Johann Sebastian Bach zu vernehmen, ein meisterliches, zweistimmiges, erfreulich silbrig klingendes Lehrstück.

Ein weiterer junger, talentierter Organist war mit Jonathan Schulz und Bachs "Wer nur den lieben Gott lässt walten" aus dem "Orgelbüchlein" zu hören. Der jugendlichen Konkurrenz setzte Edeltraud Kienzler Erfahrung an der Orgel mit dem heiter-gravitätischen "Einzug der Königin von Saba" (Händel) entgegen. Modern erklang daneben ein Allegro moderato von Hermann Schröder mit dissonanten Passagen, romantischen Anklängen und mächtigem Schluss. Der Kirchenchor verriet den Titel des Abends mit dem schlichten "Kommet herzu" bei Tempowechsel und abschließenden Hallelujah von Josef Michel (alias Johann Andreas Rosenschmidt). Daneben war dessen "Lobe den Herrn, meine Seele" a capella zu hören.

Ebenfalls ohne Begleitung präsentierte sich das fünfköpfige Gesangsensemble "Harmonix" mit qualitätsvollen, quicklebendigen Liedern, so Hans Leo Hasslers "Tanzen und Springen", Giovanni Gastoldis "An hellen Tagen" und dem französische "Tourdion" von Pierre Attaingnant. Ferner erklangen der Kontertanz "El Grillo" des von Martin Luther geschätzten Komponisten Josquin Desprez, der Segenswunsch "A Gaelic Blessing" von John Rutter und Reinhard Meys "Gute Nacht, Freunde" in einer komplizierten Bearbeitung.

Dass Blockflöte auch mit Pop, Rag und Folk klingen kann, bewies das Quartett "Quodlibet" mit "Cocktails" von James Duncan Carey, wobei die Bassflöte bei "Carneval Parade" eine besondere Rolle erhielt und alles recht schwungvoll, heiter und pfiffig erklang.

Das Duo Suse Schepker (Flöte) und Leberecht Thiele (Spinett) bot daneben die C-Dur-Sonate von Johann Christoph Pepusch, wobei der Kopfsatz recht rasch genommen wurde. Alle Akteure und das Publikum vereinten sich letztlich beim Schluss-Choral "Nun danket alle Gott".