Gegenüber der Robert-Gerwig-Schule will das Land eine Holzvergasungsanlage bauen, um den Energiebedarf der Fachhochschule und ihrer Nebengebäude umweltfreundlich zu decken. Der Gemeinderat schäumt nicht gerade vor Begeisterung über. Foto: Liebau

Fachhochschule will klimaneutral werden - doch im Gemeinderat gibt es kritische Stimmen.

Furtwangen - Eine C02-neutrale Hochschule will die FH Furtwangen werden. Aus diesem Grund plant sie den Bau einer 4,2 Millionen Euro teuren Holzvergasunganlage, um sich ab 2016 selbst mit Energie zu versorgen. Doch nicht alle Gemeinderäte scheinen davon begeistert zu sein.

Ein ehrgeiziges Ziel hat sich die Fachhochschule gesetzt. Sie will als eine der ersten im Land klimaneutral werden. Da kommt es gerade recht, dass die bisherige Fernwärmeanlage, die von der EGT mit Erdgas betrieben wurde, veraltet ist und erneuert werden muss.

Die FH ist bekanntlich eine Liegenschaft des Landes Baden-Württemberg. Edwin Dalibor, stellvertretender Leiter des Amtes Vermögen und Bau in Konstanz, stellte am Dienstag Abend im Gemeinderat die ersten Pläne vor.

Die Holvergasungsanlage soll gegenüber der Robert-Gerwig-Schule in den Hang gebaut werden, auf einem Grundstück, das der Stadt gehört. Dort soll hölzernes Schnittgut, das vor allem bei der Straßenpflege in der Region anfällt, vergast werden. Das gewonnenen Holzgas wird dann in einem dazugehörigen Blockheizkraftwerk (BHKW) verfeuert.

Ein BHKW ist ein Verbrennungsmotor, ähnlichen einem Automotor, der einen Stromgenerator antreibt. Die anfallende Wärme kann für Heizung und Warmwasser durch ein Leitungsnetz auf dem gesamten Campus genutzt werden.

Da Holz im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen wie Erdöl oder Erdgas ein nachwachsender Rohstoff ist, ist das Verfahren höchst umweltfreundlich.

Unterstützung zu Spitzenlastzeiten soll die Anlage durch eine kleine Hackschnitzel-Verbrennungsanlage bekommen. Hackschnitzel ist zerhacktes Holz, das ebenfalls oft bei Forstarbeiten oder in Sägewerken anfällt.

Edwin Dalibor betonte, dass man das benötigte Holz vorrangig aus der Region beziehen möchte. Für das Land sei eine C02-neutrale Hochschule ein Aushängeschild, ein ökologischer "Leuchtturm". Das alles diene auch dem Image der Stadt Furtwangen.

Die Begeisterung hielt sich trotz der umweltfreundlichen Technik beim Gemeinderat in Grenzen. Wolfgang Kern (FW) wollte wissen, ob die Anlage Lärm an die Umgebung abgebe. Dalibor erwiderte, dass die üblichen Schallschutzmaßnahmen ergriffen werden und damit alle Grenzwerte eingehalten werden können. Kern wollte auch wissen, ob und welche Abgase produziert werden, ob eine "Rauchfahne" über der Anlage schweben würde. Dalibor verneinte dies, das erzeugte Holzgas wird in den Motoren verbrannt, die Abgase entsprächen in etwa dem von normalem Erdgas.

Franz Sauter (CDU) fragte nach den Maßen. Die Anlage habe eine Fläche von 2500 Quadratmetern, ist 50 Meter breit.

"Auf was lässt Furtwangen sich da ein?" fragte Rainer Jung (FW). Er habe eine Holzvergasungsanlage im Geflügelhof Zapf in Gengenbach besucht und den Eindruck gewonnen, dass die Technik noch nicht ausgereift sei. Auch kritisierte er, dass das Amt für das Projekt von der Stadt ein Grundstück möchte, aber keine Energie abgebe. "Sie denken nur an sich", so Jung. Zudem störe es ihn, dass die EGT nicht im Boot sei. Die Stadt ist an der EGT finanziell beteiligt.

Dalibor betonte, dass mehrere Anlagen dieses Typs gut laufen, "für mich ist diese Technik ausgereift", auch wenn der Betrieb komplizierter sei als ein reines Gas-Blockheizkraftwerk". Man habe mit der EGT "gemeinsam gerechnet", das Energieunternehmen habe aber erklärt, diese Technologie nicht wirtschaftlich anbieten zu können.

Lob kam von Roland Thurner (UL). Er kenne eine vergleichbare Anlage auf der Insel Mainau, und die laufe gut. Wenn man das Holz aus der Region oder zumindest aus Ländern beziehe, in denen eine nachhaltige Fortswirtschaft betrieben werde, könne er zustimmen.

Rainer Jung setzt noch mal nach. "C02-Neutralität ist ein Modewort und die Klimaneutralität kann man bei so einem Projekt auch schönrechnen. Das bringt uns keine Studenten mehr nach Furtwangen".

Die Gemeinderäte haben nun Zeit, sich intern Gedanken zu machen. Das Thema wird zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf die Tagesordnung kommen.