50 Jahre nach dem Abschluss ihres Ingenieur-Studiums an der Furtwanger Ingenieurschule trafen sich die Absolventen nun zu einem Austausch von Erinnerungen. Vorne ganz rechts Professor Gerhard Weihpratizky, einer ihrer damaligen Dozenten.         Foto: Heimpel Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Absolventen 1965/66 des Ingenieurstudiums organisierten ein Treffen / Damals war alles anders

50 Jahre Ingenieur: die Absolventen 1965/66 des Ingenieurstudiums der ehemaligen Fachbereiche GA (Gerätebau und Automation) der Hochschule beziehungsweise damals Ingenieurschule trafen sich nun zu ihrem Jubiläum an der Hochschule.

Furtwangen. 18 der ehemaligen rund 25 Studenten waren zum wiederholten Mal, teils mit ihren Partnerinnen, nach Furtwangen gekommen.

Besonders freuten sie sich über das Kommen ihres ehemaligen Professors Gerhard Weihpratizky, der damals eine Vorlesung über elektrische Antriebe las. Von den insgesamt zwölf Professoren lebt außerdem nur noch der ehemalige Rektor Helmuth Kainer, der aber nicht mehr zu dem Treffen kommen konnte.

Nur zwei Fachbereiche standen zur Wahl

Nach einem Sektempfang stellte Olaf Neiße die jetzige Hochschule mit ihren Fakultäten und Studiengängen vor. Ferner stellt er die Studieninhalte der einzelnen Fakultäten und vor allem die modernen Vorlesungspraktiken und deren Hilfsmittel sehr temperamentvoll und verständlich dar. Dann stand aber das gemütliche Beisammensein und der Austausch im Mittelpunkt bei Kaffee und Kuchen in der Krone in Schönenbach und später beim Abendessen im Kolmenhof.

Viele Erinnerungen an die damals ganz andere Studiensituation wurden aufgefrischt, die manchen heutigen Zuhörer überraschen dürften. Damals wurde man nur über eine Ausleseprüfung in das erste Fachsemester aufgenommen. An der Ingenieurschule Furtwangen gab es damals nur zwei Fachbereiche, Feinwerktechnik sowie Gerätebau und Automation.

Das Interesse an der Schule war sehr groß, in der Regel kamen zehn Bewerber auf einen Studienplatz. Erst ab 1963 kam ein weiterer Fachbereich Elektronik und Regelungstechnik hinzu. Ein kultureller Höhepunkt für die Studenten war in jedem Semester der Semesterball, der allerdings mit einem zwei-stündigen Theaterstück begann. Und da an der Ingenieurschule nur Herren studierten, wurden für dieses Ereignis immer Studentinnen der pädagogischen Schule in Gengenbach eingeladen, die mit zwei Bussen anreisten.

Arbeitsvorverträge beim Schnitzelessen dargelegt

Vorgeschrieben bei diesem Semesterball war auch standesgemäße Kleidung wie ein Anzug mit Krawatte oder ein festliches Kleid für die Dame.

Dazu gab es noch weitere Bälle im Hotel Neueck, veranstaltet von der Studentenverbindung Horlogia. Eine Mensa gab es damals in Furtwangen noch nicht. Das Mittagessen gab es gegen eine vom Land bezuschusste Essensmarke für 1,20 DM in verschiedenen Gaststätten. Wer keinen Wert auf diese feste Nahrung legte, konnte dafür im Gasthaus Rößle auch vier Glas Bier trinken. Ein Auto hatte zu dieser Zeit kaum ein Student, die 18 Parkplätze in der Gerwigstraße waren meist leer. Die Studenten reisten zu Semesterbeginn jeweils mit der Bregtalbahn nach Furtwangen an. Vom Bahnhof ging es direkt in die Gaststätte Bahnhöfle oder Rössle.

Etwas Besonderes waren die zahlreichen, bei den Studenten sehr beliebten "Beschnitzelungen" für die fünften und sechsten Semester im Hotel Ochsen: bei dem großen Ingenieurmangel reisten Vertreter großer Firmen von Bosch über Mercedes bis Siemens an, um Absolventen anzuwerben. Die entsprechenden Arbeitsvorverträge wurden beim Schnitzelessen besprochen. Pro Semester fanden zwischen zehn und 15 "Beschnitzelungen" statt.