Ehemaliger Flüchtling spricht bei Ausstelungs-Eröffnung im OHG / Den Mauerfall in Berlin selbst erlebt

Furtwangen (sh). Eine Ausstellung ist am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) für die Öffentlichkeit bis zum Ende der kommenden Woche zu sehen: "DDR – Mythos und Wirklichkeit".

Zur Eröffnung war Andree Kaiser als Referent gekommen, der aus seiner eigenen Lebensgeschichte über seinen Fluchtversuch und seiner Gefangenschaft in der DDR berichten konnte. Neben den Schülern von Gymnasium und Realschule ab der Klasse neun hatte sich auch eine ganze Reihe von Gästen am OHG eingefunden.

Schulleiterin Ursula Kiefer machte deutlich, dass gerade für die Jugendlichen 25 Jahre nach dem Mauerfall die DDR und ihre Lebensumstände Geschichte seien. Dabei bestehe die Gefahr, dass man im Nachhinein die Vergangenheit verkläre, weil man sich gerne an die schönen Dinge erinnere. Doch man dürfe nicht vergessen, dass die DDR ein Unrechtsstaat war. Dies, so Kiefer, habe zuletzt auch Bundespräsident Joachim Gauck mit seinem Unbehagen über einen Ministerpräsidenten aus "der SED-Nachfolgepartei" zum Ausdruck gebracht.

Präsentiert wurde die Ausstellung von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, die durch den Leiter des Regionalbüros Südbaden, Thomas Wolf, vertreten war. Der Fotograf Andree Kaiser hatte erst vor kurzem ein Buch veröffentlicht. "Nur raus hier!" ist eine Sammlung von sehr persönlichen Lebensgeschichten betitelt, deren Erzähler alle, erfolgreich oder nicht, die Flucht aus der DDR versucht haben.

Auch seine eigene Flucht-Geschichte hat Kaiser hier dargestellt. Nach seinem Fluchtversuch im Alter von 18 Jahren über die Tschechoslowakei wurde er 1982 an der Grenze zu Österreich verhaftet und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach vielen weiteren Schikanen wurde er dann überraschend 1986 ausgebürgert und konnte die DDR verlassen.

Es sei nicht einfach, über diese persönlichen Geschichten zu sprechen, sagte er. Dabei machte er deutlich, die Personen dieses Buches seien weder Helden noch Opfer.

Die ganze Entwicklung müsste vielschichtig betrachtet werden. Wichtig sei es aber auch, dass man Spuren bewahre, so wie er es etwa in seinem ehemaligen Stasi-Gefängnis dann erlebt hat, das er jedem zur Besichtigung empfahl. Erschreckend seien auch die Beobachtungen, was die Stasi alles im Lauf der Jahre über ihn gesammelt hat: Bei der Akteneinsicht war dies ein ganzer Wagen voll Ordner. Dabei seien dies oft ganz banale Beobachtungen oder auch massive Fehlinformationen gewesen.

Nach seiner Lesung aus dieser Lebensgeschichte gab es auch noch einige Fragen aus dem Publikum. So ging es darum, wie man nach solchen Erlebnissen reagiert, wenn man plötzlich den ehemaligen Schergen begegnet. Ebenso schilderte Kaiser, wie er selbst den Mauerfall erlebt hat, zufällig direkt als Zeitzeuge bei der Öffnung der Grenze an der Bornholmer Brücke.

Bis einschließlich Donnerstag, 27. November, ist die Ausstellung "DDR – Mythos und Wirklichkeit" in der Aula des OHG auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie kann werkstags von 8 bis 17 Uhr besucht werden.

Dargestellt sind verschiedene Mythen über die DDR und ihre Geschichte, die dann auch ausführlich widerlegt werden. Beispiele dafür sind: "Die DDR war ein demokratischer Rechtsstaat", "Die Stasi war ein ganz normaler Geheimdienst", "In der DDR gab es genug Wohnungen, Lebensmittel und Autos…", "Im DDR-Schulsystem hatten alle gleiche Chancen".