Das Reformations-Gedenken ist noch nicht abgeschlossen. Gabriele Sander-Bauer referiert über "Luther und die Frauen" und lässt die damalige gesellschaftliche Situation einfließen. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Gabriele Sander-Bauer beleuchtet Lebensverhältnisse und Umfeld

Furtwangen. Einen interessanten Vortrag zum Lutherjahr und 500 Jahre Reformation hielt Gabriele Sander-Bauer zum Thema "Luther und die Frauen". An vier Beispielen beleuchtete sie persönliche Lebensverhältnisse und das gesellschaftliche Umfeld.

Sie machte klar, dass die Reformatoren Kinder ihrer Zeit waren, basierend auf mittelalterlicher Denkweise und Kultur. Luther äußerte sich teils abschätzig gegenüber Frauen, machte aber mit "Die Freiheit eines Christenmenschen" den Weg frei zur Gleichberechtigung.

Bewusst klammerte die Diplom-Psychologin Luthers Ehefrau Käthe aus. Dafür wartete sie mit vier Frauen auf, die durchaus ins Licht gerückt gehören und ein Bild im reformatorischen Wandel von alten Strukturen zur selbstbewussten Frau transportierten. Ein Exempel war Argula von Grumbach (um 1492 bis 1568), eine bayerische Reichsfreiin, die eine deutsche Bibel besaß, Luthers Schriften kannte und den Disput mit Gelehrten der Ingolstädter Universität suchte, was der "christlich fraw" viel Pein einbrachte. Auf der Veste Coburg kreuzte Luther ihren Weg. Trotz Anfeindungen hielt sie daran fest: "Über das Wort Gottes hat niemand zu gebieten."

Zum engeren Wittenberger Kreis gehörte Elisabeth Cruciger (um 1500 bis 1535), Ehefrau des mit Luther befreundeten Theologen Caspar Cruciger. In Lyrik und Musik artikulierte sie ihre religiösen Erfahrungen und gilt als erste Kirchenlieddichterin, deren Choral "Herr Christ, der einig Gotts Sohn" immer noch zu Epiphanias gesungen wird. Die Straßburgerin Katharina Zell (um 1497 bis 1562) war verheiratet mit dem dortigen Münsterprediger Matthäus Zell. Sie kümmerte sich um Arme und Leidtragende, war gastfreundlich und eine dem reformatorischen Gedankengut aufgeschlossene Theologin und Predigerin. Das Paar war sich einig als gleichwertige, gesellschaftliche und religiöse Partner.

Geradezu im heutigen Sinne emanzipiert war Marie Dentière (1495 bis 1561). Die aus Tournai stammende, hochgebildete Priorin eines Augustinerklosters wandte sich dem Protestantismus zu und kam nach Genf. Bedeutungsvoll war ihre Schrift "Epistre très utile". Trotz Druckverbotes und obwohl von Gegnern und bürgerlicher Obrigkeit hart angegangen, blieb sie ihren reformatorischen Überzeugungen treu.