Daniel Lathan (rechts) bei der Präsentation seiner Naturtöne im finnischen Oulo. Foto: Baden-Württemberg International Foto: Schwarzwälder-Bote

Daniel Lathan will krankmachenden Lärm bekämpfen und motivations-orientiertes Lernen statt Auswendig-Lernen

Von Matthias Winter

Furtwangen. Man stelle sich vor, beim Zahnarzt im Wartezimmer zu sitzen. Doch statt des nervenden Bohrers ist eine Flöte oder Meeresrauschen zu hören. Oder in einem Großraumbüro zu sitzen, wo der Schall-Nachhall drastisch reduziert ist.

Für Daniel Lathan, Dozent an der hiesigen Hochschule, keineswegs Zukunftsmusik, sondern machbar, Bestandteil von konkreten Projekten. "Die Produktivität in Großraumbüros wird bis zu 70 Prozent reduziert", weiß er aus Studien.

Schuld ist der permanente Geräuschpegel, der die Aufmerksamkeit vom Gegenstand der Arbeit abzieht.

Das muss nicht sein, meint der Erfinder der Naturtöne, der Schallpegel ließe sich mit neuartigen Akustik-Absorbern in einem hohen Maß zurückfahren. Lathan hat auf die neuen Akustik-Absorber aus seiner Ideenkiste bereits ein Patent angemeldet.

Lärm macht krank, ist nicht nur seine Überzeugung. Mittlerweile stürben mehr Menschen an Flug- und Verkehrslärm als es Verkehrstote gebe, betont er.

Doch Daniel Lathan ist nicht nur auf diesem Gebiet Pionier. Auch im pädagogisch-didaktischen Bereich sieht er Handlungsbedarf. Seiner Überzeugung nach bereitet das heute übliche "möglichst schnell möglichst viel auswendig lernen" (und dann wieder vergessen) nicht besonders gut auf Anforderungen vor, wie sie im Berufsleben gefragt sind; Lathan spricht auch von "Bulimie-Lernen".

"Wir betrachten immer nur die eine Seite der Lernmedaille: Die Vermittlung von Wissen und eventuell Können und vergessen dabei die andere Seite, die Seite der Motivation, des selbstbewussten Handelns und des kreativen Denkens", ist seine Überzeugung.

Wird aber nur die logische und analytische Seite bei einem Schüler, einem Studenten gefördert und angesprochen, so kann das auch Ängste schaffen und demotivieren.

Dem setzt Lathan sein motivations-orientiertes Lernen entgegen. Denn die Realität bestehe eben nicht nur aus Zahlen und Fakten, sondern werde persönlich, individuell wahrgenommen und verarbeitet, meint er. Das sind die sogenannten "Soft skills", Fähigkeiten, die auf Kreativität und Kommunikationsvermögen beruhen.

Während Daniel Lathan in der deutschen naturwissenschaftlich-technischen Hochschullandschaft eher noch als einsamer Rufer gilt, ist das im Ausland ganz anders. Das erfuhr Lathan bei einem Besuch Mitte Juni in Finnland bei einem Forum in Oulo, bei dem es um "Health Care and E-Health" ging.

Lathan war im Rahmen des Baden-Württembergisch-Finnischen Wirtschafts- und Wissenschaftsforums zu dem Kongress gereist. Übrigens nicht im Auftrag der Hochschule, sondern weil das Forum im Internet auf ihn aufmerksam geworden war.

Ansatz stößt in Finnland auf große Begeisterung

In Finnland stieß er mit seinem Ansatz auf große Begeisterung und oft wurde ihm gesagt: "Genau das brauchen wir". Lathan konnte zahlreiche Kontakte knüpfen.

Umgekehrt beeindruckte ihn auch die finnische Herangehensweise an Probleme. Mit der Abwanderung von Nokia aus Oulo etwa fallen zahlreiche Arbeitsplätze weg.

Die Reaktion darauf ist zum Beispiel die Gründung einer "Business-Kitchen", eines Platzes für Neugründerinnen und -gründer, die hier neben Konferenz- und Kreativitätsräumen auch Büros und Infrastruktur gestellt bekommen. Kostenlos, versteht sich!

Und das könnten in den Augen Lathans auch ein Vorbild für Furtwangen sein, wo ein angedachtes "Gründerzentrum" noch immer auf sich warten lässt.