Aufmerksame Zuhörer bei der Vorstellung des Modellprojekts zur Sicherung der medizinischen Versorgung sind Joachim Gwinner und Rolf Schofer (in der ersten Reihe). Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Modellprojekt: Sicherung der ambulanten medizinischen Versorgung in der Region

Schwarzwald-Baar-Heuberg. Der Patient "ambulante medizinische Versorgung" soll bald genesen.

Am Mittwoch fand dazu ein Symposion in der Furtwanger HFU-Aula statt. Ärzte, Vertreter anderer medizinischer Berufe und der Kassen sowie Politiker kamen auf Einladung des Landratsamtes.

Der Vertreter des Landrats Joachim Gwinner, begrüßte die Gäste und gab den offiziellen Startschuss zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung unter geänderten Rahmenbedingungen mit dem Ziel, Versorgungs-Akteure zusammen zu bringen, Konzepte für Maßnahmen zur Sicherung der ambulanten und insbesondere hausärztlichen Versorgung zu entwickeln und umzusetzen. Im Vorfeld haben das Forschungs- und Beratungsbüro Quaestio in Bonn, vertreten durch Bernhard Faller und die Goethe-Universität, Fachbereich Medizin, Frankfurt, repräsentiert durch Wissenschaftlerin Lisa Ulrich, detaillierte Untersuchungen angestellt mit dem Fazit, dass Probleme die teilweise Überalterung der Bevölkerung, schwaches Bevölkerungswachstum und steigender Bedarf an medizinischer Versorgung darstellen.

Dem soll mit neuen Strukturen ambulanter Versorgung entgegen gewirkt werden. Das von der Landesregierung finanzierte Projekt soll durch Arbeit einer Lenkungsgruppe und einen Bürgerdialog begleitet werden.

Weitere Analysen sollen folgen, durch Einzelinterviews mit Ärzten und Kliniken sowie dem Aufbau von Zukunftswerkstätten. Der Jurist Peter Hinz von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg ging auf die Fördermaßnahmen ein, stellte fest, dass deutschlandweit die Zahl der angestellten Ärzte zwischen 2005 bis 2015 von 8546 auf 29373 gestiegen sei, die Weiterbildung mit 21 Millionen Euro gefördert werde, dass Medizinstudenten nicht aufs Land wollen und Konkurrenz aus der Schweiz drohe.

"Der Landarzt ist ein Auslaufmodell, das alte Berufsbild ist überholt", so Bernhard Faller. Dem widersprach der Vöhrenbacher Arzt Johannes Grossmann.

Man könne sein Auskommen haben, aber das Image gehöre aufgebessert, wobei die Politik gefragt sei.

Insofern bedauerte Bürgermeister Frey aus Schonach, dass Arztaspiranten bei der Veranstaltung fehlten. Er bestand auf die Feststellung: "Das Problem besteht bereits".

Die Furtwangerin Lioba Kühne beklagte als Hindernis den Numerus clausus und dass die Allgemeinmediziner im universitären Bereich lächerlich gemacht würden. Michael Ehret vom ärztlichen Kreisverein sprach die einstige "Ärzteschwämme" mit ihren Folgen an und Frauenarzt Franz J. Moser forderte eine rasche, problemlose Genehmigung von Kooperationen. Facharzt Thomas Weinreich verlangte daneben die Forcierung von Initiativen, denn die Problematik sei bekannt.

Die Bürger der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg haben Mitspracherecht und dürfen Wünsche, Anregungen und Fragen an die Verantwortlichen herantragen. Immerhin sind sie durch Öffentlichen Personennahverkehr, Arztdichte und fehlenden Arztnachwuchs betroffen. Wer interessiert ist, sollte im Internet http://www.landarzt-sbh.de/ anklicken.