Nach 70 Jahren wird es in Neukirch wieder eine Turmuhr geben. Unser Bild zeigt Pfarrer Paul Demmelmair mit einem Papp-Muster der künftigen Zifferblätter, die jeweils einen Durchmesser von 1,20 Meter haben werden. Foto: Schwarzwälder-Bote

Umfangreiche Sanierung der Katholischen Pfarrkirche St. Andreas dauert noch bis ins Frühjahr

Von Jochen Schultheiß

Furtwangen-Neukirch. Einer umfassenden Außenrenovierung wird die katholische Pfarrkirche St. Andreas in Neukirch seit dem vergangenen Spätsommer unterzogen. Im Zuge der Arbeiten erhält auch der Turm wieder sein ursprüngliches Aussehen wie vor dem Kirchenbrand von 1945.

Nach ziemlich genau 70 Jahren wird erstmals wieder eine Turmuhr den Neukirchern anzeigen, was die Stunde geschlagen hat. Angefangen hatte alles damit, dass die Neukircher ihrer Kirche einen frischen Außenanstrich verpassen wollten, war das Äußere des Gotteshauses doch inzwischen in die Jahre gekommen. "Doch als man sich erst mal genauer mit dem Thema beschäftigt hat, war schnell klar, dass es alleine nur mit frischer Farbe nicht getan ist", erzählt Pfarrer Paul Demmelmair. Nach und nach wurde klar, dass darüber hinaus im Zuge der Renovierung weitere Arbeiten zu erledigen sind.

Das Kirchenschiff und der Turm präsentieren sich zwischenzeitlich mit einem neuen, freundlichen Anstrich in einem gedeckten Weiß, das ins Ockerfarbige hineingeht. Schön heben sich an den Ecken von Turm und Schiff die Sandsteineinfassungen ab, die ebenfalls überholt werden mussten. Die Sandsteineinfassungen der Fenster wurden ebenso erneuert wie die Dachrinnen und der Blitzschutz.

Noch in gutem Zustand sind die Dächer von Kirchenschiff und Turm, sodass auf Reparaturen verzichtet werden konnte. In neuem Kleid zeigt sich auch die Giebelfassade der Kirche. Die wenig ansehnlichen Eternitplatten, mit denen die Westfassade bislang verkleidet war, wurden abgenommen und durch Holzschindeln ersetzt. Diese wurden so gestrichen, dass sie farblich zu den dunklen Dächern von Kirchenschiff und Turm passen. Ein Kapitel für sich ist die Renovierung des Turmes. Neben einem Neuanstrich des Mauerwerks wurden ebenfalls die Eternitplatten, mit denen die oberen Turmstockwerke verkleidet waren, entfernt und durch Holzschindeln ersetzt.

Im Zuge der Renovierung kam die Wiederherstellung des Turms in seiner ursprünglichen Gestalt mit Turmuhr ins Gespräch. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, am 20. April 1945, war die Kirche durch Fliegerbeschuss in Brand geraten und bis auf die Außenmauern weitgehend zerstört worden. Beim anschließenden Wiederaufbau wurde der Turm in vereinfachter Form wieder hergestellt. Auf die Dachgaupen am Turmhelm wurde seinerzeit verzichtet, und auch eine Uhr gibt es seither in Neukirch nicht mehr. Eine tolle Sache war es, dass ein in Neukirch beheimateter Mitarbeiter der Schonacher Turmuhrenfirma Schneider von einem alten mechanischen Uhrenwerk erfuhr, das sich im Fundus des Unternehmens befindet. Die Firma Schneider sagte zu, es U den Neukirchern zu überlassen. So fiel schließlich die Entscheidung, den Turm in seiner ursprünglichen Gestalt wieder herzustellen und nach 70 Jahren wieder eine Turmuhr zu installieren.

Wie alte Fotografien beweisen, hatte der Turm die Gestalt, die nun wieder rekonstruiert wird, von seiner Renovierung im Jahr 1898 an bis zur Kriegszerstörung am 20. April 1945. Die Dachgaupen am Turmhelm sind zwischenzeitlich in ihrer alten Form wieder hergestellt und werden künftig Platz bieten für die Zifferblätter der Turmuhr. An allen vier Seiten des Turms wird ein Zifferblatt angebracht, von denen jedes einen Durchmesser von 1,20 Meter haben wird. In diesem Zuge soll auch wieder ein Schlagwerk installiert werden, sodass alle im Ort künftig nicht nur sehen, sondern auch hören, was die Stunde geschlagen hat.

Am Kirchenschiff sind die Gerüste bereits wieder abgebaut. Lediglich Restarbeiten sind zu erledigen, sobald der Schnee verschwunden ist. Der Turm ist noch von Gerüsten verhüllt. Wenn es die Witterung zulässt, werden die Arbeiten am Turm fertiggestellt und die Zifferblätter der Uhr angebracht. Im Verlauf des Frühlings soll die Außenrenovierung dann endgültig abgeschlossen werden.

Bleibt abschließend ein Blick auf die Kosten. Diese belaufen sich auf rund 300 000 Euro. Etwa ein Drittel wird aus Zuschüssen der Erzdiözese Freiburg finanziert. Die verbleibenden 200 000 Euro kann die kleine Pfarrei aus Eigenmitteln bezahlen, "denn hier wurde in den vergangenen Jahrzehnten gut und sparsam gewirtschaftet", freut sich Pfarrer Demmelmair.