Die Begeisterung ist spürbar, die von den Pionieren der "Neuen Heimat" Besitz ergriffen hatte, wenn Fritz Baier, 91 Jahre jung, von seinen Anfängen als Siedler erzählt. Foto: Wild Foto: Schwarzwälder-Bote

Fritz Baier ist einer der Pioniere des Furtwanger Siedlungsbaus

Fritz Baier ist einer der Pioniere des Furtwanger Siedlungsbaus

Das Ende: Der Krieg war für Fritz Baier auf einem Minenräumer im Nordatlantik, genauer, in russischen Hoheitsgewässern, zu Ende. Sein Kapitän wagte es, Funksprüche, die die Übergabe an die Siegermächte anordneten, in deren Hoheitsgewässern man sich befand, zu ignorieren. Schiff und Mannschaft unterstellte er den Engländern in Südnorwegen. Nach einem Jahr Räumen von Minen und Seesperren vor den zahlreichen Fjorden Norwegens und in der Ostsee, wurde die Mannschaft in Bremerhaven in die Freiheit entlassen.

Die Heimat: Die Parole hieß auch für andere Furtwanger "Heimat". Zum Wiederaufbau der Firmen nach der Demontage der Produktionsmaschinen brauchte man viele Hände. Dank weit blickender Bürger blieb die Stadt in den letzten Kriegstagen vor der geplanten Zerstörung durch das eigene Militär verschont. Sichtbares Zeichen der Dankbarkeit ist die Fatima-Kapelle hoch über der Stadt, erbaut 1948.

Die Arbeit: Baier hatte vor dem Krieg eine Lehre bei der DAT-Fabrik Emil Furtwängler in der Weiherstraße begonnen. Die durfte er, als Maschinenmaat auf See mit Motoren und Generatoren vertraut, nun beenden. Die Familiengründung folgte, und "im weiteren Verlauf meiner Zeit beim Stempelfabrikanten konnte ich dort auch den Meister als Mechaniker machen", fügt Fritz Baier an. Damals wurden 50 und mehr Stunden in den Fabriken gearbeitet, um die fehlenden Maschinen zu ersetzen.

Das Geld: Nach der Währungsreform im Sommer 1948, die ein Guthaben von 100 Reichsmark auf 6,50 Deutsche Mark eindampfte, kam der Aufschwung, den das Ausland bald als das "Wirtschaftswunder" bezeichnete. So relativiert sich auch der zunächst gering erscheinende Stundenlohn für Helfer beim vor allem nächtlichen Hausbau, denn die Kaufkraft einer D-Mark lag 1949 bei etwa zehn Euro.

Der Einsatz: Obwohl Bauholz wegen der "Franzosenhiebe" als Teil der Wiedergutmachung knapp war, konnten Baier und seine Mit-Siedler alle sechs Doppelhäuser in eineinhalb Jahren unter Dach und Fach bringen. Die Stadtmusik begleitete Gäste und Redner im Herbst 1950, als die Siedler Richtfest feierten. Im Frühjahr 1951 zog die junge Familie ins neue Heim, der letzte Siedler Ende des selben Jahres.