Studierende der Hochschule haben Patienten der Katharinenhöhe begleitet und einen Film darüber gedreht

Von Beate Müller

Furtwangen. Die Katharinenhöhe symbolisiert für unzählige Krebskranke und deren Familienangehörige ein Start in ein neues Leben. Im Herbst hielten die "Wegbegleiter" von der Hochschule Furtwangen solch einen Neustart der jungen Krebspatientinnen Sarah und Betül, sowie des vierjährigen Paul und seiner Familie in einem Dokumentarfilm fest.

Seit ein paar Tagen ist das Ergebnis mit dem Titel "Zeit für mein Leben" auf der Webseite der "Weggefährten" zu sehen. Vor genau einem Jahr hatten die Studierenden der Digitalen Medien – Rebekka Bausch, Jonathan Preuß, Leonie Kuhn, Stefanie Brenner, Sarah Siebold und Johannes Hermann – die Idee, im Rahmen ihres Projektstudiums im vierten und fünften Semester einen Dokumentarfilm über die Krebsnachsorgeklinik zu drehen.

Ihr Ziel sei es, Betroffenen und ihren Familien mit dem Film Mut zu machen und Halt in einer schweren Zeit zu geben. In eigenständiger Arbeit stellten sie den Kontakt zum Leiter der Einrichtung, Stephan Maier her, der sich sofort begeistert für das Vorhaben zeigte. Nachdem auch Dekan Martin Aichele als erfahrener Dokumentarfilmer als betreuender Professor im Boot war, konnte die Konzeptionsarbeit beginnen.

Die Herausforderung für die Studierenden bestand darin, dass es kein wirkliches Drehbuch gab, da sie die Portraitierten und ihre Geschichte erst wenige Tage vor Drehbeginn kennenlernen konnten. Drei von vier Wochen Reha-Aufenthalt konnten die sechs Studierenden mit der Kamera begleiten. Im Oktober war das Team täglich von morgens bis abends auf der Katharinenhöhe anzutreffen.

Der Film behandelt auf eine sensible Art das Thema Krebs und erzählt die Geschichte von der 19-jährigen Betül, bei der ein Knochentumor im Oberschenkel diagnostiziert wurde und die sich nun mit einer Prothese zurück in den Alltag kämpft.

Sarah ist 22 und hatte in den letzten zehn Jahren mit vier verschiedenen Krebsarten zu kämpfen. Im Film ist die junge Frau als sympathische, lebensfrohe Kämpferin zu sehen. Umso erschreckender die Nachricht, die das Team vier Tage vor Veröffentlichung der Dokumentation erreichte: Sarah hat den Kampf gegen den Krebs verloren.

Der vierjährige Paul Szelies hatte einen Nierentumor und ist gemeinsam mit seinen Eltern zur Reha angereist. Die Dokumentation begleitet die Portraitierten bei Physio- und Sporttherapien, Freizeitaktivitäten wie Basteln, Reiten, Massagen und Wanderungen. Die Portraitierten erzählen in Interviews offen und ehrlich über ihre Gefühle und ihren Weg von der Diagnose bis zu ihrer Zeit auf der Katharinenhöhe. Auch Gespräche mit Sozialarbeitern und Gruppentherapien wurden dokumentarisch begleitet.

Nach dem Aufenthalt besuchte das Filmteam Paul und seine Eltern in Neuenburg und Betül in Köln, um die Zeit auf der Katharinenhöhe und den Alltag mit der Diagnose Krebs nochmals zu reflektieren. Nach insgesamt 32 Drehtagen und geschätzt 25 Stunden Rohmaterial ging es an den Schnitt des Filmes.

"Der Schnitt war emotionaler als der Dreh, weil man sich dabei mit dem Gesagten enorm auseinandersetzen muss und sich darüber Gedanken machen muss, wie man das Leben mit der Krankheit letztendlich darstellt", erklärt Leonie Kuhn. Die Hintergrundmusik stammt von Studierenden der Musikhochschule in Trossingen, die die Melodien eigens für den Dokumentationsfilm komponiert und live eingespielt haben.

Da der Film am Tag der Medien Ende Januar Premiere feierte, gestaltete sich der Schnitt als Wettlauf gegen die Zeit. "Tagsüber lernten wir auf die Klausuren, die Nacht gehörte dem Schnitt", reflektierte Hannes Hermann die Arbeit und bemerkt, dass Abschalten nicht so einfach war, "weil man sich ständig über Kleinigkeiten Gedanken machte, die man noch verbessern kann". Zusätzlich zum Film erstellten die sechs Medienschaffenden eine begleitende Webseite, auf der nun auch der Dokumentarfilm zu sehen ist.

Die Mühe hat sich gelohnt: die "Weggefährten" ergatterten bei der Media Night des Wintersemesters einen der begehrten Medienpreise. Doch mit der Veröffentlichung des Filmes ist noch lang nicht Schluss mit dem Projekt: Das Team steht in Kontakt mit regionalen Fernsehsendern und Filmfestivals und hofft auf eine Gelegenheit, "Zeit für mein Leben" nochmals vor Publikum zeigen zu können. Außerdem sollen DVDs hergestellt und verteilt werden.

Rückblickend sind sich die "Weggefährten" einig: "Der Film war mehr als nur ein Studienprojekt, nach der vielen Arbeit liegt er einem sehr am Herzen", findet Hannes Hermann. Nicht nur technisch haben die Studierenden dazu gelernt, sondern vor allem auf menschlicher Ebene. "Gesundheit ist ein wertvolles Gut, das man als gesunder Mensch nicht genug zu schätzen weiß", zieht Sarah Siebold ein Fazit für das gesamte Filmteam.

Weitere Informationen: http://weggefaehrten-hfu.de