Eine Spende von 3000 Euro für die Rehabilitationsklinik Katharinenhöhe brachten die beiden Wanderer von "Herz auf Reisen" mit in die Klinik nach Furtwangen. Im Bild (von links) stehend Entertainer Edwin Bug, Klinikleiter Stephan Maier, Heidi Tilgner-Stahl vom Verein Herz-Kinder Unterland, Wanderer Brigitte und Reiner Gauß sowie der Liedermacher Raphael Gottlieb. Foto: Heimpel Foto: Schwarzwälder-Bote

Katharinenhöhe: Elternpaar sammelt 3000 Euro für familienorientierte Nachsorge

Station in der Rehabilitationsklinik Katharinenhöhe machte die Aktion "Herz auf Reisen", die über die familienorientierte Nachsorge für herzkranke Kinder informieren möchte.

Furtwangen. Das Elternpaar Brigitte und Reiner Gauß haben sich von Freiburg aus auf den Weg gemacht und wollen in einem Vierteljahr quer durch Deutschland bis nach Kiel wandern, insgesamt 2000 Kilometer.

Da auch die Rehabilitationsklinik Katharinenhöhe herzkranke Kinder und deren Familien betreut, war es klar, dass Furtwangen eine Station auf diesem langen Weg sein wird. Vor 27 Jahren wurde ihr Sohn mit seinem Herzfehler in der Klinik in Heidelberg operiert. Doch in den meisten Fällen bedeutet die entsprechende Behandlung der herzkranken Kinder keine Heilung, sondern es kommen immer wieder neue Probleme auf die Kinder und damit auch ihre Familie zu.

Doch damals steckte die familienorientierte Nachsorge noch ganz in ihren Anfängen: Auf der Katharinenhöhe waren als erster Einrichtung für familienorientierten Nachsorge erstmals neben den krebskranken Kindern auch herzkranke Kinder mit ihren Familien aufgenommen worden. Die Familie Gauß hatte damals von diesen Möglichkeiten nichts gewusst, obwohl sie so etwas sicher gerne genutzt hätten. Viele Jahre Kampf brauchte es, vergleichbar mit dem Kampf für die krebskranken Kinder, bis auch die herzkranken Kinder einen Anspruch auf die familienorientierte Nachsorge bekamen.

Den eigentlichen Durchbruch schaffte man erst zu Beginn dieses Jahrs mit der neuen Flexirente. Jetzt sind solche Familien-Rehas festgeschrieben, betroffene Familien haben einen Anspruch darauf. Doch, darauf wiesen Brigitte und Reiner Gauß hin, vielen betroffenen Eltern ist auch heute die Möglichkeit für eine solche Maßnahme nicht bekannt.. Denn etwa jedes 100. Kind wird mit einem Herzfehler geboren, das sind in Deutschland etwa 7500 Kinder pro Jahr. Und jedes Jahr müssen rund 4500 Jungen und Mädchen am offenen Herzen operiert werden.

In dieser Situation haben sich Brigitte und Reiner Gauß nun vorgenommen, für diese Reha-Möglichkeit zu werben und darüber zu informieren. Mit ihrer spektakulären Wanderung quer durch Deutschland wollen sie immer wieder über Veranstaltungen und die Presse diese Möglichkeiten publik machen.

Besonders aktiv unterstützt werden sie von ihrer Freundin Heidi Tilgner-Stahl, mit der zusammen sie 1995 in Brackenheim bei Heilbronn als Interessen-Kreis betroffener Eltern den Verein "Herz-Kinder Unterland", inzwischen einer von 26 solcher Selbsthilfegruppen in ganz Deutschland. Diese sind wiederum im Bundesverband herzkranke Kinder zusammengeschlossen, der nun auch wesentlich diese Tour quer durch Deutschland unterstützt.

Station machen die beiden Wanderer unter anderem auch bei vielen dieser Selbsthilfegruppen und ebenso bei den entsprechenden Kliniken und Herzzentren. Und immer wieder finden dort dann entsprechende Veranstaltungen statt, deren Erlös wiederum Aktionen für herzkranke Kinder zugutekommt. In der Rehabilitationsklinik Katharinenhöhe wurden die beiden natürlich herzlich willkommen geheißen und ihnen auch das hier entwickelte Konzept der familienorientierten Nachsorge ausführlich noch einmal erläutert.

Gute Wünsche gab es auch von den Eltern der aktuellen Reha in der Klinik für die Wanderer und zusammen gab es auch dann noch einen unterhaltsamen Abend in der Klinik mit einem bunten Showprogramm von Entertainer Edwin Bug und Liedermacher Raphael Gottlieb.

Brigitte und Reiner Gauß schildern ihre Situation in den letzten 27 Jahren, als sie ihren Sohn auf seinem langen Weg begleiteten: Es war ein Schock für die Eltern, als Stefan mit einem schweren Herzfehler zur Welt kam. Viele Wochen des Bangens und der Verzweiflung, aber auch der Hoffnung vergingen bis Stefan nach vier Monaten seine beiden Herzoperationen gut überstanden hatte.

Trotz vieler Besuche beim Arzt und in der Klinik verlief die Kindergarten- und Schulzeit relativ ungestört. Aber es ging weiter: Mit 16 Jahren brauchte Stefan einen Herzschrittmacher. Der Lebensweg wurde wieder jäh gestört, als Stefan mit 26 Jahren einen Schlaganfall erlitt, den er aber glücklicherweise gut überstanden hat.

Und der lange Weg geht weiter: Heute ist Stefan glücklicher Vater eines gesunden Sohnes und genießt die ersten Monate seines Kindes ohne Krankenhausaufenthalte.