Werkstattleiter Arthur Olfert erklärt den Besuchern die Arbeiten auf dem Fischerhof. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Wahlkampf: SPD-Bundestagskandidate Jens Löw und Christa Lörcher diskutieren über Behindertenhilfe

Er kommt auf Touren, der Wahlkampf des SPD-Kandidaten des Landkreises, Jens Löw. Gemeinsam mit seiner Vorgängerin Christa Lörche kam er auf Einladung der SPD Oberes Bregtal in den Fischerhof.

Vöhrenbach. Lörcher war einst aus Protest gegen die Politik der eigenen Partei aus der SPD-Fraktion ausgetreten. Mit dieser Ikone der SPD-Geschichte besuchter Löw die Einrichtung, die Teil der Bruderhaus Diakonie ist. Der Fischerhof ist bekannt für seine Behindertenhilfe und als Sozialpsychiatrische Einrichtung. Weniger bekannt ist, dass hier auch Rentner leben, die eine Behinderung haben.

"Wir sind ziemlich industrielastig", warnte Walter Riedel, Leiter der Einrichtung, vor. Unter Führung von Werkstattleiter Arthur Olfert besuchten die Gäste eine muntere Schar von Bewohnern bei der Arbeit. Es werde sehr viel für die Automobilindustrie gearbeitet, doch verhandle man immer wieder mit Neukunden aus anderen Sparten. Zudem würden immer öfter Klienten des Fischerhofs und der beiden weiteren Einrichtungen der Bruderhaus Diakonie im Landkreis direkt beim Kunden beschäftigt.

Die Selbstbestimmung der Menschen müsse Normalität sein, betonten Löw und Lörcher. Das Problem sei sicher auch die Altersgrenze. "Wir zwingen keinen in Rente, wenn jemand weiter arbeiten will, weil das sein Leben ist, darf er das", so der stellvertretende Leiter, David Müller.

"Es hat sich vieles geändert in den letzten Jahren", stellte Christa Lörcher fest, die lange intensiven Kontakt mit dem Fischerhof pflegte. Nach dem Verdienst der Männer und Frauen gefragt, erklärte Olfert, dass dieser nur im Rahmen eines selbst verdienten Taschengelds liege. Er machte auch darauf aufmerksam, dass es nicht einfach sei, gutes Personal zu bekommen – den Meisten sei der Verdienst zu gering. Dies wurde auch bei der anschließenden Diskussion deutlich, als der Leiter erläuterte, dass im Haus Berufsausbildungen zum Arbeitserzieher oder zum Heilerziehungspfleger möglich seien.

"Wie sieht es denn mit dem Therapeutischen Reiten aus?", wollte Löw wissen. Der Hof verfüge über drei speziell ausgebildete Pferde, eine Mitarbeiterin sei dafür geschult. Auch die musische Beschäftigung komme nicht zu kurz.

Auf die Frage nach Ehrenamtlichen als Unterstützung oder Zivildienstleistenden gab es Schulterzucken – es seien ganz wenige Ehrenamtliche da, die eher unregelmäßig kämen. Es gebe immer wieder junge Menschen, die ein soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst absolvierten. "Aber aus den Zivis konnten wir immer mal den einen oder anderen Mitarbeiter gewinnen. Das gibt es jetzt nicht mehr", bedauerte der Leiter.

Derzeit sei man auch in der Flüchtlingshilfe aktiv und betreue ein Dutzend unbegleitete Jugendliche. "Das war am Anfang nicht leicht, da diese ganz andere Verhältnisse zu Behinderten gewohnt waren", gab Riedel zu. Daher sei es auch schwer, diese jungen Menschen zu einer entsprechenden Ausbildung zu bewegen. Problematisch sei es, Wohnraum außerhalb des Heimes zu beschaffen.

Beeindruckt von der Arbeit mit Menschen mit teils schwerer Behinderung verabschiedete sich die Delegation nach mehr als zwei Stunden intensiver Diskussion.