Angeregte Gespräche bei Getränken und Imbiss gehören zum Unternehmerfrühstück. Das Bild zeigt Referent Stefan Selke (zweiter von links) neben Bürgermeister Josef Herdner. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Hochschul-Professor Stefan Selke spricht beim Unternehmer-Frühstück / Wertschöpfungskette für Furtwangen

Furtwangen (kou). Seit einigen Jahren ist das "Unternehmerfrühstück" im Schwange. Diesmal stattete die Stadt Furtwangen das Treffen im Bürgersaal des Rathauses aus. Bei ungezwungenen Gesprächen wurden aktuelle, regionale, fachbezogene oder individuelle Themen besprochen.

Begrüßt wurden die Gäste durch Bürgermeister Josef Herdner. Als Referent trat Professor Stefan Selke mit dem Thema "Öffentliche Wissenschaft – Herausforderung für Furtwangen & HFU" auf. Ihm liege an einem Näherkommen von Wissenschaft und Bürgern. Er beleuchtete die Veränderungen im Wissenschaftsverständnis, die "öffentliche Soziologie" und das "Regional Centre of Expertise" (RCE). Er unterschied zwischen altem und neuen Wissenschaftsmodell, von "Know How" und "Know Why".

Bisher wurden wissenschaftliche Herausforderungen und ihre Themen durch die Hochschuldisziplinen bestimmt, wobei eine Kluft zwischen Experten und Laien entstand. Diese Differenz soll mit neuen, gesellschaftlich transparenten Zielen aufgehoben werden. Wissen soll nicht mehr "akademisches Kapital" sein, sondern zum "öffentlichen Gut" und jedermann zugänglich sein. In einer "Wertschöpfungskette" könnten HFU, Stadt und Bürgerschaft zusammen wirken und Bildungsprojekte gemeinsam gestalten, die durchaus auf den einzigartigen Modell der einstigen Robert-Gerwig-Schule basieren kann.

Erfahrungen bringt Selke aus dem Projekt "Soziale Inklusion Technik-gestützter Kommunikationsangebote im Stadt-Land-Vergleich" (SONIA) ein. Verwundert war er über den Effekt: Die Teilnehmer trafen sich lieber, um miteinander zu sprechen, anstatt über Tablets zu kommunizieren. Das sähe ein Techniker zwar nicht gerne, aber es kann Grundlage für Selkes persönliches soziologisches Konzept sein: Gesellschafts-Labor mit sozialem Ausgleich, Dialog und wissenschaftliche Forschung auf großer Basis.

Der Professor arbeitet an vielen bundesweiten Instituten mit, darunter im Ethikrat. Er brachte das "RCE Südschwarzwald" mit der ganzen Region und Furtwangen im Zentrum auf den Weg. Das interaktive Projekt soll der Stärkung der Kommunen dienen, wobei die HFU Wissenschaft einbringt, die "öffentliche Werte" berücksichtigt. Auch die Stadt sei gefragt, die als "Brückenglied" mit seinem Wissensvorsprung und seinen Organisationsmöglichkeiten räumliche und persönliche Vernetzungen schaffen kann. Immer währende Treffen könnten organisiert werden, um letztlich nicht im introvertierten Raum wissenschaftliche Zwecke verfolgt, sondern öffentlich wirkend gesellschaftliche Ziele voran bringt.