Gebannt lauschen die Zuhörer dem Vortrag von Enno Park, dem Gründer der Cyborgs e.V. Foto: Neumann Foto: Schwarzwälder-Bote

Cyborgs: Vortrag beim Studium Generale an der Hochschule

Furtwangen. Enno Park aus Berlin, Gründer der Cyborgs e.V., war Gast des Studium Generale an der Hochschule. Er war 20 Jahre gehörlos, hat nun ein Cochlea-Implantat und bezeichnet sich seitdem als Cyborg.

Ein Implantat hat das Leben von Enno Park stark verändert. Das Gerät an seinem Kopf erzeugt ein elektronisches Signal; unter der Kopfhaut nimmt ein Empfänger dieses Signal auf. Über ein Kabel wird das Signal an die Hörnerven geleitet und so werden die Hautzellen des Innenohrs stimuliert. Ungefähr seit dem Jahr 2000 ist mit der Technologie des Cochlea-Implantates ein fast natürliches Hören möglich.

Die Operation bei Enno Park dauerte drei Stunden; seine Spracherkennungsfähigkeit, die vor der Operation bei 25 Prozent lag, stieg danach auf 100 Prozent an. Gehörlos geborene Menschen können allerdings selten von einem solchen Implantat profitieren, weil das Gehirn plastisch ist und sich sehr schnell an die Gehörlosigkeit "gewöhnt".

Als Besonderheiten seines Implantates erwähnte Enno Park: Er könne sein Gehör abschalten, wann immer er wolle, etwa wenn es lärmende Baustellen vor dem Haus gibt. Zudem hat er die Auswahl zwischen verschiedenen Programmen, etwa einem "Kneipenmodus". Als Besonderheit hebt er hervor, dass er sich auch direkt mit einer Klangquelle verbinden kann – so hört er Musik ohne den Umweg über Schallquellen. Sogar elektromagnetische Felder kann er wahrnehmen und Ultraschall hören. Sein Gehörsinn wurde teilweise deutlich über das Normalmaß hinaus verbessert.

Durch den Film "Terminator" sind Cyborgs (Mensch-Maschine-Wesen) einem größeren Publikum bekannt. Die exakten Eigenschaften eines Cyborgs sind jedoch in der Wissenschaft nicht klar definiert. Unter Cyborgs lassen sich Menschen verstehen, die ihren Körper mit Technik verbinden, um damit die eigenen Sinne oder bestimmte Fähigkeiten zu erweitern. Die Medizin ist in vielen Bereichen weit vorangeschritten, etwa bei Prothesen, die mit Nerven verbunden werden. Doch auch andere Erweiterungen des menschlichen Körpers wurden bereits erprobt, etwa in der Bio-Hacking-Szene das Implantieren von Magneten in Finger.

Doch bleibt es nicht nur beim medizinischen Einsatz: Bodyhacker experimentieren mit implantierbaren NFC-Chips, und Tesla-Gründer Elon Musk denkt laut über Gehirnschnittstellen nach.

Die Reihe "Studium Generale" bringt außergewöhnliche Referenten nach Furtwangen, die allgemeinverständlich über ihre Spezialgebiete sprechen. Die Vorträge finden donnerstags an der Hochschule Furtwangen statt. Nächster Termin: 30. November: "Von Daten zum Bild der Gesellschaft. Wie empirische Sozial- und Meinungsforschung funktioniert – oder auch nicht" mit dem Soziologen Robert Follmer.