Im "Future Care Lab" der Hochschule werden intelligente Systeme für Pflegebedürftige und Behinderte erforscht

Von Beate Müller

Die Hochschule Furtwangen widmete am Mittwoch einen Tag dem Thema Gesundheit.

Im Rahmen des interdisziplinären Kongresses zum Thema "Technik schafft Teilhabe" des Zentrums angewandter Forschung an Hochschulen wurde dem Fachpublikum das neu eingerichtete "Future Care Lab" vorgestellt und für die Öffentlichkeit zur Besichtigung geöffnet. Bereits im vorigen Semester wurde das Labor in den Betrieb genommen.

In mehreren Führungen erläuterten Mitarbeiter der Fakultät Gesundheit-Sicherheit-Gesellschaft die Besonderheiten der barrierefreien, alters- und behindertengerechten Wohnung. Die Wohnung umfasst Flur, Bad, Schlafzimmer, sowie Wohnzimmer mit Küchenbereich. Überall sind Einrichtungsgegenstände und technische Systeme verteilt, die das Leben für pflegebedürftige Senioren und Menschen mit Behinderung in den eigenen vier Wänden erleichtern sollen.

Das "Future Care Lab" dient als realitätsnahe assistive Lebensumgebung. Technische Neuerungen können hier unter realistischen Voraussetzungen erprobt werden und dadurch früher Einzug auf dem Markt finden. Die meisten technischen Hilfssysteme und unterstützenden Einrichtungen im Labor sind bereits auf dem Markt erhältlich.

In allen Zimmern sind Touchmatten verteilt, die bei Berührung beispielsweise das Licht anmachen. Vor dem höhenverstellbaren Bett mit Gewichtssensor fungieren die Touchmatten als Kontrolle für Stürze. Fällt der Nutzer nachts aus dem Bett oder kehrt nach einem Toilettenbesuch nicht mehr zurück, wird Hilfe gerufen. Mehrere Notrufsysteme sind in der gesamten Wohnung verteilt. Auch Stürze und längere Regungslosigkeit werden ebenfalls mittels Sensoren erfasst und gemeldet. Einige Bedienungsvorgänge – wie Fenster öffnen oder die Erklärung und Vergrößerung der Bedienungssymbole für den Herd – werden mittels Tablet ausgeführt.

Auch Information und Unterhaltung ist wichtig: Der Wohnzimmertisch ist ein interaktiver Touchscreen, auf dem Spiele zur Förderung der Gedächtnisleistung durchgeführt werden können. Auch das Surfen im Internet ist möglich, was jedoch in einen seniorengerechten Rahmen mit großen Buttons und leichter Navigation gesetzt wurde. Die Badewanne ist frei im Raum beweglich, sowie höhenverstellbar. Ein Lift erleichtert das Ein- und Aussteigen. Auch der Esszimmertisch sowie die einzelnen Küchenelemente sind leicht höhenverstellbar, sodass auch eine Nutzung mit Rollstuhl ohne große Probleme möglich ist.

Die Türen in der gesamten Wohnung müssen nicht selbst geöffnet werden – via Bewegungssensoren werden sie geöffnet und geschlossen. Doch es ist nicht nur die Möblierung des "Future Care Labs": Auch Haushaltsgegenstände entpuppen sich als Pflegehelfer: Ein Staubsauger reinigt beispielsweise automatisch den Boden, ein Löffel gleicht eventuelles Zittern beim Essen aus.

Um Einsamkeit vorzubeugen und es Nahestehenden zu ermöglichen, "schnell vorbeizuschauen", ist ein Roboter für virtuelle Präsenz vorhanden. Ähnlich wie bei Skype wird ein Videotelefonat durchgeführt, nur kann die Person "im Bildschirm" sich mit dem Roboter frei durch den Raum bewegen.

Für uneingeschränkte Studierende sind Rollstühle und andere Gegenstände zur Simulation einer Einschränkung vorhanden, sodass sie sich bestmöglich in die Situation von Pflegebedürftigen versetzen können. Das Labor wird vor allem in der Lehre verwendet und soll das Verständnis der Gesundheitstechnik der Studierenden der Allgemeinen Gesundheitswissenschaften auf praktische Weise schulen. Aber auch externe Forschungen können in den Räumen des "Future Care Labs" durchgeführt werden. Die Kosten für die Einrichtung belaufen sich auf rund 500 000 Euro, was durch Fördergelder ermöglicht werden konnte.