Die Bergwacht hat in der Region vielfältige und anspruchsvolle Aufgaben zu erledigen. Das Bild zeigt die Ortsgruppe Furtwangen zusammen mit dem DRK bei einer Übung am Linacher Stausee. Foto: Archiv

Landeszuschuss reicht nicht. Lebensretter müssen drauflegen. Zu viele Nachteile halten Nachwuchs fern.

Furtwangen - Mit Rostlauben zum Einsatz fahren, aus Fahrzeugmangel das Privat-Auto nehmen und nach anstrengendem Einsatz Überstunden und das Grinsen des Kollegen ertragen: "Na, Bergwacht?". Rainer Probst erzählt, womit die Lebensretter zu kämpfen haben.

Es ist ein Thema, das hohe Wellen schlägt: Die Bergwacht Schwarzwald benötigt mehr Geld. Der Landeszuschuss von 70.000 Euro pro Jahr reiche laut Landespressereferet David Vaulont nicht. Wie sich diese Unterfinanzierung in den einzelnen Ortsgruppen zeigt, weiß Rainer Probst, Vorsitzender der Bergwacht Furtwangen, zu berichten.

"Manchmal fragen wir uns: Wie sollen wir das gestrickt kriegen?", gibt der 49-Jährige zu. Seit er volljährig ist rettet er Leben, ist allein seit 18 Jahren im Vorstand der Ortsgruppe. Zunächst müsse man wissen, dass es pro Einsatz einen pauschalen Betrag gebe, von dem 70 Prozent zur Landesleitung und 30 zur Ortsgruppe fließen würden. Damit und mit Arbeitseinsätzen, wie beim Trödlermarkt, müssen die Kosten abgedeckt werden. "Wir bestreiten viel damit, aber alles – das wird nie funktionieren", lautet Probsts Fazit.

Nachdem man zum Jahresbeginn ein neues Einsatzfahrzeug mit Spendengeldern finanzieren konnte, sei man bei diesem Thema zufrieden. "Vor zwei Jahren sah das noch ganz anders aus. Da haben uns die Leute Blumen in die Rostlöcher gesteckt", erinnert er sich. Anders sehe es da bei anderen Gruppen aus. "Die Kollegen haben kein Fahrzeug oder es rostet ihnen unter dem Hintern weg, weil sie erst auf der Beschaffungsliste für kommendes Jahr stehen", lautet die bittere Wahrheit. Deswegen müssten sich teilweise mehrere Gruppen ein Fahrzeug teilen.

Auch er habe schon mit dem Privat-Auto hinterher fahren müssen, weil im alten Fahrzeug kein Platz war. "Dann muss man hinterher der Versicherung erklären, warum man in unwegsamem Gelände einen Ast übersehen hat". Das neue Fahrzeug biete immerhin Platz für sieben Personen plus Patienten und sei geländetauglich.

Ein größeres Problem sei der Nachwuchs. Zu Beginn der Ausbildung erhalte man alles noch kostenlos, doch danach geht es mit den Ausgaben los. Wärmejacke, Spezialschuhe, Helm und Klettergurt schlagen mit rund 1500 Euro zu Buche, die der Neuzugang selber zahlen muss.

"Schlimmer ist, dass man bei rund 120 Einsätzen viele während der Arbeitszeit hat", weiß Probst. Da müsse man erst einmal einen Arbeitgeber finden, der die Fehlzeiten in Kauf nehme und einen unter diesen Voraussetzungen einstelle. "Der Chef weiß: Wenn’s piept, ist der Angestellte weg. Da kriegt der Bewerber dann Märchen wie ›Leider ist die Stelle bereits vergeben‹ erzählt", hat es der Ortsgruppen-Vorsitzende schon über einige Ecken mitbekommen. Je nach Einsatz könne der Arbeitsausfall von einer bis zu sechs Stunden reichen. Das müsse der Arbeitnehmer dann in Form von Überstunden nachholen oder er bekomme etwas vom Lohn abgezogen. "Das ist anders als bei der Feuerwehr. Da leistet die Kommune den finanziellen Ausgleich", erklärt Probst die Mechanismen bei staatsgeführten Systemen. Eine gute Alternative sei seiner Meinung nach eine Berufsbergwacht.

"Die Positionen der Bergwacht in den nächsten 20 Jahren zu besetzen wird kaum machbar sein", wagt Probst eine Prognose. Ihm bereitet es derweil immer noch Freude, Leben zu retten, auch wenn er abends noch ein paar Stunden länger bei der Arbeit sitzt.