Die Alte Post steht wieder zum Verkauf. Mindestens 70 000 Euro verlangt die Stadt für das knapp 130 Jahre alte Gebäude. Foto: Liebau Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadt bietet Alte Post erneut zum Verkauf an / Interessengemeinschaft bitter enttäuscht

Von Hans-Jürgen Kommert

Furtwangen. Nachdem schon beinahe alles in trockenen Tüchern schien, hat die Stadt hat die vor Jahresfrist erteilte Verkaufsoption zurückgezogen – die alte Post steht somit weiterhin zum Verkauf. Aktuell verlangt die Stadt mindestens 70 000 Euro dafür.

Während sich bei der Interessengemeinschaft aus dem Maschinenbau-Ingenieur Michael Woelki und der Architektin Erika Rössle-Krinn Enttäuschung breit macht, sieht Bürgermeister Josef Herdner das anders: "Es gab da eine Diskrepanz zwischen dem uns unterbreiteten Angebot und unseren Vorstellungen, die nicht auszuräumen war", nannte er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten Gründe.

Erst im Juli hatten die beiden Interessenten ihre Pläne im Rahmen einer sorgsamen Sanierung unter Aspekten des Denkmalschutzes der Öffentlichkeit vorgestellt. Sechs absolut barrierefreie Wohnungen, dazu als gastronomische Attraktion mit einem Landfrauencafé.

Hausschwamm und Stellplätze sind Streitpunkte

"Die Bedingungen wurden immer schwieriger", stellte die Architektin fest. Über Monate hätten sich die Verhandlungen hingezogen – im Frühjahr habe man letztlich noch den Hausschwamm festgestellt, bei dem man wegen der Sanierungskosten nicht zusammen kam. Den letztendlichen Wendepunkt habe die Stadt dann mit dem Thema Stellplätze markiert. Bereits zu Beginn der Verhandlungen, im vergangenen Oktober, hatte die Kommune einen etwa 240 Quadratmeter großen Streifen an der Gartenstraße aus dem Gesamtgrundstück herausgelöst. Dort sollten laut Herdner sechs bis sieben Parkplätze entstehen, nur drei sollten für die Post-Interessenten bleiben, obwohl man wegen der Gesamtplanung Stellplätze nachweisen müsse, wie Rössle-Krinn im Gespräch mit unserer Zeitung betonte. Auch ein Abriss des Post-Nebengebäudes käme dazu nicht infrage – "wir hätten es für das gastronomische Konzept benötigt", so die Interessengemeinschaft. "Im Vorvertrag war sehr schwammig von einer Herauslösung eines schmalen Streifens die Rede, man hat damals gesprochen von drei bis vier Parkplätzen", kritisierte die Architektin.

Nun habe sich ganz offensichtlich der Gemeinderat gegenüber der Verwaltung durchgesetzt. "Der Bürgermeister hätte gegenüber dem Gremium mehr Standvermögen zeigen müssen", betonte die Interessengemeinschaft.

"Es war ja klar, dass ich nun als Buhmann dastehe", so Herdner, während die Interessengemeinschaft befürchte, dass womöglich die Stadt das Gebäude behalte, da es im Sanierungsgebiet liegt. Damit könne sie eventuell Fördermittel beantragen, falls es gelinge, im Gebäude eine soziale Einrichtung wie Flüchtlingsunterkünfte unterzubringen, hegte Erika Rössle-Krinn als Befürchtung.

Dies aber schloss Herdner kategorisch aus. Die Fördermöglichkeiten im Sanierungsgebiet böten sehr gute Bedingungen für Investoren. Er habe seitens der Interessenten ein klares "Ja" erwartet, das bis dato nicht erfolgt sei. Auf Angebote der Stadt seien weitere Bedingungen geäußert worden.

Dies sehen die bisherigen Bieter völlig anders: "Wir haben das Angebot der Stadt eigentlich angenommen – es bestand sogar ein Vorvertrag. Wir haben lediglich noch um Übernahme der halben Kosten für die Hausschwamm-Beseitigung gebeten", klagt Rössle-Krinn.

Herdner: "Wir können nun wieder bei null anfangen."

Im Oktober habe der Gemeinderat daher, so Herdner, folgerichtig einen Schlusspunkt gesetzt. "Wir können nun wieder bei null anfangen, es ist wieder alles offen", räumte der Schultes ein.

Als Drama sehe er das Thema Hausschwamm noch nicht an. Die Projektpartner hatten moniert, dass seit Bekanntwerden des im Keller angesiedelten Schwamms nichts passiert sei. "Der Befall ist nicht so dramatisch", meinte Herdner. Wäre dies anders gewesen, "hätten die Interessenten sicher schneller reagiert", behauptete er. Er stellte auch fest, dass es für die bisherigen Interessenten längst nicht vorbei sei – "sie können sich ja nun erneut um das Gebäude bewerben." Im Übrigen stehe ja auch das Nachbargebäude Rabenstraße 2 zum Verkauf, wenn es um Stellplätze gehe.

"Kein normaler Mensch kauft ein Haus, in dem seit mehr als einem Jahr der Hausschwamm drin ist. Und – ein Bürgermeister muss zu seinem Wort stehen und seine Bauverwaltung hören", monierte Rössle-Krinn. Sie sei einfach enttäuscht, könne sich momentan auch nicht vorstellen, sich noch einmal um das Gebäude zu bewerben.

Und gerade jetzt hat die Stadt die neue Ausschreibung getätigt: Meistbietend, jedoch mindestens für 70 000 Euro, soll die Alte Post verkauft werden. Das Grundstück hat eine Größe von 822 Quadratmeter

Bei Sanierungsmaßnahmen können Fördermittel durch die Stadt Furtwangen in Aussicht gestellt werden. Zudem besteht die Möglichkeit einer erhöhten steuerlichen Abschreibung.

Eine Bedingung behält sich die Stadt vor: "Maximal 50 Prozent der Wohnfläche dürfen für ›Studentisches Wohnen‹ genutzt werden", heißt es im Ausschreibungstext.

Vor knapp 130 Jahren wurde das "Kaiserliche Postamt Furtwangen" an der Wilhelmstraße von einem Privatmann erbaut, das Deutsche Reich erwarb das Haus einige Jahre danach. Viele Jahrzehnte lang wurde der Bau von der Deutschen Post vielfältig genutzt, bis die Stadt Furtwangen es im Jahre 2007 erwarb.

Laut Regierungspräsidium gilt das dreigeschossige Gebäude als erhaltenswertes Kulturdenkmal, das den Archetypen eines kleinstädtischen Postamts darstellt. Laut einer Expertise des Landesdenkmalamtes enthalte es viele historische Details aus der neoklassizistisch-historistischen Bauzeit während des Kaiserreichs, wie die Fenster, Türen, Lambris (das ist die Wandverkleidung des unteren Wandteils), die Bodenfliesung, die Decken und vor allem ein preußisches Kappengewölbe im Keller.