Die Wirtschaftsforscher sagen ein weiterhin kräftiges Wachstum der deutschen Wirtschaft voraus. Foto: dpa

Der Aufschwung ist da: Die führenden Forschungsinstitute gehen laut dem am Donnerstag in Berlin vorgelegten Frühjahrsgutachten für 2014 und das kommende Jahr von einem kräftigen Wachstum aus.

Der Aufschwung ist da: Die führenden Forschungsinstitute gehen laut dem am Donnerstag in Berlin vorgelegten Frühjahrsgutachten für 2014 und das kommende Jahr von einem kräftigen Wachstum aus.

Berlin - Trotz Rente mit 63 und Mindestlohn rechnen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute für dieses und das nächste Jahr mit einem stabilen und soliden Wachstum.

Nach dem am Donnerstag in Berlin vorgelegten Frühjahrsgutachten errechneten die Institute für 2014 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,9 Prozent. 2015 erwarten sie dann ein Wachstum von 2,0 Prozent.

Damit liegen sie in etwa auf dem Niveau der Regierungsprognose vom Februar. Diese geht 2014 von 1,8 Prozent Wachstum aus und 2015 ebenfalls von 2,0 Prozent. Am kommenden Dienstag will die Bundesregierung ihre aktuellen Zahlen präsentieren.

Die Institute äußerten deutliche Kritik an der Wirtschafts- und Sozialpolitik der großen Koalition. Die abschlagsfreie Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren laufe den Bemühungen zuwider, die Rentenversicherung an die steigende Lebenserwartung anzupassen. Und die Einführung des flächendeckenden Mindestlohns von 8,50 Euro pro Stunde "wird im Jahr 2015 den Beschäftigungsanstieg dämpfen".

Der Mindestlohn koste im kommenden Jahr etwa 200.000 Stellen - mit steigender Tendenz, kritisieren die Gutachter. Er werde im übrigen die Beschäftigungschancen Geringqualifizierter eher schmälern und auch kaum zum Abbau von Armut beitragen, so die Einschätzung der Wissenschaftler weiter.

Treibende Kraft sei die Binnennachfrage

Bei der Präsentation ihres Gutachtens räumten sie aber ein, dass ihre Berechnungen einen hohen Unsicherheitsgrad hätten, da es bisher keine Erfahrungswerte mit einem solchen Mindestlohn gebe.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) schloss sich denn auch in seinem Minderheitenvotum dieser Einschätzung nicht an. Ihr Vertreter Ferdinand Fichtner unterstrich auch, dass die 200.000 Stellen nicht zwingend Entlassungen bedeuten müssten, es würden möglicherweise auch einfach weniger Stellen geschaffen.

Die treibende Kraft für die günstigen Konjunkturdaten sehen die Institute in der Binnennachfrage. Die Zahl der Beschäftigten dürfte 2014 nochmals kräftig steigen. Zudem falle der Anstieg der Verbraucherpreise 2014 mit 1,3 Prozent moderat aus.

Im kommenden Jahr sei jedoch mit einem deutlicheren Anstieg der Verbraucherpreise um 1,8 Prozent zu rechnen. Davon seien voraussichtlich 0,2 Prozentpunkte dem allgemeinen Lohnanstieg durch den Mindestlohn geschuldet. Die Zahl der Arbeitslosen werde im Jahresdurchschnitt 2015 um 18.000 zunehmen.

Der Projektgruppe, die das Gutachten erstellt, gehören neben dem Berliner DIW das Institut für Wirtschaftsforschung Halle an, das ifo-Institut München sowie das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung in Essen.

Der Industrieverband BDI hält die Vorhersage der Institute für realistisch: "Der private Konsum, die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt und die Investitionen, gestützt durch ein günstiges Umfeld für die Unternehmensfinanzierung, prägen die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. Positive Impulse kommen auch von der Außenwirtschaft."