Zwei PS-starke Boliden bei ihrer Ankunft im Europapark Rust: Die Rallye »Gumball« sorgte für einiges Aufsehen. Foto: Europapark

Rallye: "Gumball" zieht fatale Spur durchs Land. Mehr als 50 Verkehrsverstöße.

Friedrichshafen - Fraglich, ob die Prominenten-Rallye "Gumball 3000" so rasch noch einmal durch Baden-Württemberg führen wird. Die Fahrer haben in den vergangenen Tagen viel Furore gemacht.

Die überwiegend männlichen und vermögenden Teilnehmer, angeführt von Prominenten wie den Ex-Formel-1-Stars David Coulthard und Jean Alesi oder dem früheren "Baywatch"-Hauptdarsteller David Hasselhoff, haben jede Menge Aufsehen erregt. Aber weniger wegen der schnellen Autos, die sie fuhren, als vielmehr wegen der Vielzahl von Verkehrsverstößen: Raserei, Drogen am Steuer, unerlaubtes Überholen, Fahren ohne Kfz-Kennzeichen.

Die "Gumball"-Tour, die Nachfolgeveranstaltung der US-amerikanischen "Cannonball-Runs" der 1970er-Jahre, führt in diesem Jahr von Dublin nach Bukarest. Das Regierungspräsidium Freiburg hatte für die Fahrt durch Baden-Württemberg 30 Sonderauflagen gemacht. Dazu gehörten eine Begrenzung auf maximal 130 Fahrzeuge und der Nachweis gültiger Haftpflichtversicherungen für alle Fahrzeuge. Es dürfe "nicht der Eindruck eines Rennens" entstehen, hieß es außerdem. Zeitmessungen waren untersagt. Die Stopp- und Aufenthaltsorte in Baden-Württembergs waren ebenfalls vorab festgelegt worden: der Europapark Rust sowie das Messegelände Friedrichshafen, wo noch bis morgen die Messe "Tuning World" gastiert.

Es hagelt Strafzettel

Schon in Rust begann der Ärger. Der schottische Motorsport-Star Coulthard war bei der Anreise in Frankreich mit 178 statt der erlaubten 130 Stundenkilometer geblitzt worden. Außer ihm bekamen 15 weitere Rallye-Teilnehmer französische Strafzettel. Trotzdem zeigten sich Coulthard und seine Mitreisenden im Europapark gut gelaunt.

Auf der Weiterfahrt an den Bodensee wurde es dann richtig bunt. Beim Eintreffen auf dem Friedrichshafener Messegelände fehlten einige Fahrer bereits – die Polizei lieferte wenig später die Gründe dafür. Verkehrspolizisten hatten 21 Geschwindigkeitsüberschreitungen notiert, ferner 17 Überholverstöße und 13 Verstöße wegen Fahrens ohne erforderliches Kfz-Kennzeichen. Zwei "Gumball"-Raser, die sie aus dem Verkehr zog, hätten "unter der Einwirkung von Betäubungsmitteln" gestanden, so die Polizei. Ein Sprecher der Friedrichshafener Messe wollte die Rechtsverstöße nicht kommentieren. "Bei uns auf dem Gelände lief alles ruhig und geordnet ab", sagte er.

Neu sind die Probleme mit der Rallye nicht. Kritiker bemängeln längst, die im Jahr 1999 in Leben gerufene Tour sei nichts anderes als ein Raser-Ausflug vermögender Herren unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit. Einige Länder verweigern die Durchfahrt generell. Die Teilnehmergebühr beträgt, je nach Rahmenprogramm und nötigen Kontinentalflügen, 30 000 bis 60 000 Euro pro Fahrzeug. 2007 starben durch einen von Rallye-Teilnehmern verursachten Unfall in Mazedonien zwei Einheimische. Sponsoren wie Adidas oder T-Mobile stiegen daraufhin aus.

Behörde prüft

Ein Sprecher des Freiburger Regierungspräsidiums kündigte gestern eine Aufarbeitung der Vorkommnisse rund um die Rallye zusammen mit den betroffenen Polizeidienststellen an. "Wir werden uns zusammensetzen und schauen, wie’s gelaufen ist." Danach werde man für die Zukunft "die entsprechenden Schlüsse ziehen".