Ikone im Kampf gegen Extremismus: Malala Foto: dpa

Die erst 17-jährige pakistanische Vorkämpferin für Kinderrechte, Malala Yousafzai, erhält den Friedensnobelpreis 2014.

Neu-Delhi - Mit nur 17 Jahren ist Malala Yousafzai die jüngste Friedensnobelpreisträgerin aller Zeiten. Das Mädchen, das sich für die Bildung von Kindern und besonders von Mädchen einsetzte, wurde vor zwei Jahren weltweit bekannt, als es von radikalislamische Taliban-Kämpfern beschossen und am Kopf schwer verletzt wurde. Man habe Malala wegen ihrer „prowestlichen Haltung“ töten wollen, erklärten die Taliban später. Sie wohnt heute in Birmingham, wo sie auch ärztlich betreut wurde.

Yousafzais Cousin Fakhar ul-Hassan (30), der im pakistanischen Swat-Tal lebt, berichtete am Telefon: „Von der Großmutter bis hin zu den Kleinen – alle sind völlig begeistert. Ich habe kurz mit ihr gesprochen, und sie klang überwältigt.“

Der 60-jährige Inder Satyarthi setzt sich seit Jahrzehnten für die Abschaffung von Kinderarbeit ein und forciert Bildungsprojekte auf dem Lande. „Es ist eine Ehre für alle diejenigen Kinder, die immer noch unter Versklavung und Verschleppung leiden“, kommentierte Satyarthi die Preisvergabe im indischen Fernsehen.

Malala ist inzwischen weltweit zu einem Symbol für Zivilcourage und Kampf gegen Extremismus geworden. Sie war bereits im vergangenen Jahr für den Nobelpreis nominiert worden und konnte sich in den vergangenen zwei Jahren vor Auszeichnungen und Preisen kaum retten. Das Mädchen mit den dunklen Augen und dem locker um den Kopf geschwungenen Kopftuch veröffentlichte bereits ihre Biografie und sprach vor der UN-Vollversammlung. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nannte sie „unsere Heldin“. Die US-Popsängerin Madonna widmete ihr einen Song. Malala besuchte US-Präsident Barack Obama und seine Familie im Weißen Haus und wurde von der Queen im Buckingham-Palast empfangen. Sie ist Sacharow-Preisträgerin, hat die kanadische Ehrenstaatsbürgerschaft verliehen bekommen und sogar ihr erstes Ehrendoktorat entgegengenommen. Beraten von einem Stab von PR-Experten, ist Malala zu einer internationalen Marke geworden, die der Familie Millionen Euro mit Buchverträgen, Auftritten und Filmrechten sichert. „Im Moment hören mir die Leute wirklich zu und unterstützen mich. Aber ich weiß auch, dass sich das ändern kann“, sagte Malala kürzlich dem „Guardian“. Am Anfang habe sie viele Einladungen angenommen. Doch nun habe sie sich eingeschränkt, weil sie nicht wolle, dass die Schule darunter leidet.

Malala, die eine Bewunderin der ermordeten pakistanischen Ex-Regierungschefin Benazir Bhutto ist, hegt den Wunsch, einmal in die Politik zu gehen. Sie wolle einmal Premierministerin von Pakistan sein. „Ich bin eine Tochter Pakistans, und ich bin stolz, Pakistanerin zu sein“, sagte sie der BBC. Gegenüber den extremistischen Angreifern hegt Malala keine Rachegedanken. Sie wolle Bildung für alle Kinder, auch für „die Söhne und Töchter der Taliban und aller Terroristen und Extremisten“, erklärte sie in ihrer Rede vor der UN. „Lasst uns unsere Stifte und Bücher in die Hand nehmen. Sie sind unsere mächtigsten Waffen. Bildung ist die einzige Lösung gegen Armut und Extremismus.“ In Pakistan wurden freilich Vorwürfe laut, Malala sei zu einer Marionette des Westens geworden. Bei aller internationalen Aufmerksamkeit ist sie aber auch ein ganz normales Zuwanderermädchen, wenn sie in den Parks von Birmingham mit ihren Brüdern herumblödelt oder in der Hochhauswohnung ihre Hausaufgaben macht.

Auch der indische Menschenrechtsaktivist Kailash Satyarthi kämpft für bessere Chancen für Kinder weltweit und besonders in Südasien, wo Kinderarbeit, Kinderhandel und die Verheiratung von Mädchen im Kindesalter weit verbreitet sind. Er ist der Gründer einer Organisation, die Tausende Mädchen und Jungen aus der Sklavenarbeit befreit hat. Das Nobelpreiskomitee in Oslo erklärte, Satyarthis Arbeit stehe in der Tradition von Mahatma Gandhi, dem indischen Unabhängigkeitskämpfer, der ebenso wie Satyarthi auf friedlichen Protest zur Veränderung sozialer Missstände setzte.

Der 60-Jährige hat unter anderem den Global March Against Child Labour (weltweiter Marsch gegen Kinderarbeit) ins Leben gerufen, einem Zusammenschluss von Hilfsorganisationen, Gewerkschaften und Lehrervereinigungen, um weltweit Aufmerksamkeit für das Thema zu wecken.