Kaum genesen, scheut Torwart Frederik Wurster die Zweikämpfe schon nicht mehr. Das hinterließ Blessuren: "Ich bin schwer gezeichnet", sagte der Goalie nach dem Spiel. Foto: SV Gündringen Foto: Schwarzwälder-Bote

Spieler des Tages: Gündringens Torwart Frederik Wurster feiert nach Verletzungspause gelungenes Comeback.

Gündringen - Im Fußball gibt es das ungeschriebene Gesetz, der Torwart sei tabu und dürfe nicht hart angegangen werden. Das gilt offenbar nicht mehr oder nicht für alle – Frederik Wurster kann ein Lied davon singen.

Waghalsiger Einsatz, großartige Leistungen. "Dass man als Torhüter einen an der Klatsche haben muss, ist ja hinlänglich bekannt", sagt Wurster. Dass die einsame Nummer eins aber vergleichsweise oft einstecken muss, sehen viele gar nicht. "Bei den Feldspielern sind es eher die Knochen und die Bänder, bei uns sind es darüber hinaus noch schlechte Bedingungen der Platzverhältnisse, Prellungen an Knöcheln, Fingern und Knie", zählt der Gündringer Goalie auf.

Zuletzt hatte es auch ihn erwischt. Erst am Sonntag konnte Wurster nach mehrwöchiger Verletzungspause wieder das Tor hüten. Schleichend kam er daher, der Schmerz im Ellenbogen, es wurde immer schlimmer. "Erst dachte ich, das wird schon, wir Torhüter jammern auch nicht bei kleinen Wehwehchen. Aber plötzlich ging gar nichts mehr. Zu viele Bälle draufbekommen", diagnostizierte er knapp.

Der Arzt sagte etwas anderes, nämlich eine schwere Verletzung, eine Entzündung und Abnutzung des Ellenbogens. Ein Schockmoment für den 29-Jährigen, der in einer noch so jungen Mannschaft spielt. "Es hieß, dass eine Heilung zwischen einem und fünf Monaten dauern könne. Wenn überhaupt. Es wäre auch möglich gewesen, dass ich gar nicht mehr hätte spielen können", sagt er. Aber die Entscheidung, wann Schluss sei, wollte er dann doch selber treffen. Eine OP kam für ihn nicht in Frage, auch beim VfB Stuttgart habe er sich erkundigt, allesamt hätten sie von solch einem Schritt abgeraten, "und da viele Torhüter dieses Problem haben, habe auch ich davon Abstand genommen".

Die Konsequenz: Muskelaufbau und Schiene tragen, mit der Zweiten Mannschaft trainieren, "da auch als Feldspieler, der Respekt und die Angst, wieder einen draufzukriegen war einfach zu groß". Umso überraschender, dass der heute in Herrenberg ansässige am Sonntag wieder volle Leistung bringen konnte, und was für eine. Sein Coach und guter Freund Marc Wagner attestierte ihm ein "geniales Spiel vor allem in den Eins gegen Eins-Situationen". Wurster selbst bestätigt seine Leistung, obwohl er das gar nicht gerne macht, "ich finde das schwierig. Meine Schwächen wie die relativ kleine Körpergröße und auch, dass ich nicht mehr der Schnellste bin, mache ich da schneller aus. Sonst bin ich so der Typ Oliver Kahn".

Also Zähne zusammenbeißen und durch. In ein Spiel mit einer Abwehr vor sich, "die so sicher nicht mehr auflaufen wird. Bei uns ändert sich ja wöchentlich etwas. Gegen Empfingen, das war schin eine Art Experiment. Probleme gibt es in der Innenverteidigung", sagt der selbst erklärte Fußballfreak. Genau da ist es wichtig, einen wie ihn zu haben. Gerade aufgrund seines Alters bringt er die nötige Erfahrung mit, strahlt Coolness aus. Wurster kann aber auch mal brüllen, "ich bin einfach so, extrovertiert. Meine Freundin erkennt mich auf dem Platz manchmal nicht wieder. Aber um gute Leistungen zu bringen, muss das so sein. Ich hoffe, die Mitspieler nehmen mir das nicht übel".

Nach solch einem Auftritt wie am Sonntag wohl kaum, im Gegenteil, Bewunderung dürfte eher angebracht sein. Einmal drin im Spiel, den ersten Ball weggefaustet und abgelegt war der Respekt, die heimliche Angst, man könnte sich wieder verletzen. Aber Wurster bekam es diesmal weniger am Ellenbogen, als "im Gesicht und sonst wo ab. Ich bin schwer gezeichnet, aber auch extrem glücklich. Endlich wieder spielen zu können, war ein absoluter Glücksfall für mich" – ob mit oder ohne Schmerzen.