Mietnomaden: 10 000 Euro Schaden in acht Monaten / Paar zieht weiter / Berge von Dreck und Müll

Es stinkt beißend, der Boden ist mit Fäkalien verschmiert, in den Zimmern stapelt sich der Müll: Ein Ehepaar aus dem Raum Freudenstadt ist Opfer von Mietnomaden geworden – die wohl gerade schon die nächste Wohnung verwahrlosen lassen.

Freudenstadt. Die Vermieter hatten das Haus erst im vergangenen Jahr für etwa 10 000 Euro renoviert. "Wir haben neue Fenster eingebaut, die Türen erneuert, Wände und Decken tapeziert und Laminat verlegt", sagt der Besitzer des Hauses in der Umlandgemeinde.

Nun müsse wieder alles erneuert werden. In dem Haus lebten die Mieter mit drei Hunden, die wohl Türen und Wände zerkratzt haben. Der Laminatboden ist aufgequollen: "Da haben die Hunde wahrscheinlich drauf gepinkelt", vermutet der Mann. Alle drei Zimmer sowie Küche, Bad und Abstellräume in dem dreistöckigen Haus mit etwa 90 Quadratmetern Wohnfläche sind in einem desolaten Zustand: Überall liegt Müll, in einigen Ecken sind die Tüten meterhoch gestapelt. Kothaufen sind im ganzen Haus verteilt. "Der Gerichtsvollzieher schätzt den Schaden auf mindestens 10 000 Euro", so der Vermieter. "Allein wegen des Geruchs verlangen die Räumungsfirmen Aufpreis", ergänzt seine Frau.

Von Anfang an kommt keine Miete

Nach der Renovierung hat das Paar das Haus im Herbst 2016 online zur Miete angeboten. Im November hätten sich Vermieter und Mieter erstmals getroffen. Man habe das Haus gemeinsam mit einer etwa 40-jährigen Frau und deren Mutter besichtigt. Mit ihnen wollte auch der rund 30-jährige Lebensgefährte der Frau einziehen. "Wir hatten schon ein gewisses Vertrauen", erinnert sich der Inhaber der Immobilie, "das waren Leute von hier – die Mutter Altenpflegerin, der Mann berufstätig und die Frau arbeitssuchend". Einkommensnachweise hätten sie gleich geliefert und angekündigt, dass Hunde mit einziehen würden. Zumindest von dem Paar hatten sie auch Ausweiskopien. So wurden im Dezember der Mietvertrag unterschrieben und die Schlüssel übergeben. "Es war kurz vor Weihnachten. Wir haben für den Dezember nicht mal Miete verlangt", sagt die Inhaberin.

Nur wenige Wochen später hätten die Mieter angerufen: "Sie sagten, dass die Januar-Miete ausfallen muss, weil ihr Auto kaputt ist. Damit waren wir nicht einverstanden, wir wollten wenigstens die Hälfte." Fortan sei das Ehepaar aber immer wieder vertröstet worden. Mal kam ein Drittel der Miete, mal gar nichts. Anrufe blieben ebenso unbeantwortet wie wiederholtes Klingeln an der Haustür – bis die Besitzer im April per SMS rechtliche Schritte ankündigten: "Von einer unbekannten Nummer kam die SMS zurück, dass alle ihre Jobs verloren hätten, aber der Mann bald 1000 Euro überweisen könne", sagt die Frau.

Nachdem sich auch dies als leeres Versprechen entpuppt hatte, schaltete das Ehepaar einen Anwalt ein: "Wir haben ihnen erst eine Frist zur Zahlung der Mietrückstände gesetzt." Dann wurde im Mai die Räumung beantragt, worauf keine Reaktion kam. Folglich stand das Vermieter-Paar Anfang August mit einem Gerichtsvollzieher und einem Zeugen von der örtlichen Rathaus-Mannschaft vor der Tür. "Wir haben aber vom Nachbarn erfahren, dass sie kurz vorher ausgezogen waren", erzählt der Vermieter. Also habe man die Haustür mit dem eigenen Schlüssel geöffnet – dann der Schock: "Mir wurde erst schlecht, dann schwarz vor Augen", sagt die Frau.

Anmeldung im Rathaus ist niemals erfolgt

Nicht nur der üble Geruch, sondern die ganze Situation samt finanzieller Sorgen habe ihr zugesetzt. "Dass man in so kurzer Zeit so einen Schaden anrichtet", zeigt sie sich fassungslos, "was sind das für Menschen?". Bis heute leidet die Frau unter Schlafstörungen.

Das Paar vermutet, dass die Mieter am Ende ihre Hunde absichtlich eingesperrt haben und die Zimmer verwüsten ließen. Zudem sei zu befürchten, dass der Kot nicht ausschließlich von Tieren stamme.

Die Mieter haben sich auch nach den Mahnungen der Verwaltung nie als Einwohner angemeldet. Nach Informationen unserer Zeitung wurde im vergangenen Jahr in Altensteig eine Wohnung zwangsgeräumt, in der die gleichen drei Personen gewohnt hatten. "Wir gehen davon aus, dass sie die Masche nun woanders durchziehen", sagt der Vermieter.

Das Trio jedenfalls ist verschwunden, bereits jetzt hat das Ehepaar nach eigenen Angaben fast 3000 Euro Gerichts- und Anwaltskosten bezahlt. In dem Haus ist noch alles so, wie es die Mieter zurückließen. Die weiteren Schritte wollen die Besitzer mit ihrem Anwalt besprechen.