Beim Schlussapplaus (von links): Francois Kilian, Anton Hollisch, Alois Müller, Julia Richtberg, Harald Paul, Ewald Adam, Sasha Somow und Wolfgang Güttler. Foto: Adrian Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: Baden-Badener Salonorchester gibt im großen Kursaal ein Benefizkonzert für "Die Treppe"

Einen bezaubernden Konzertabend bescherte das Baden-Badener Salonorchester dem Publikum mit seinem Neujahrskonzert im Freudenstädter Kurhaus.

Freudenstadt. Der Reinerlös des gut besuchten Benefizkonzerts im Kurhaus Freudenstadt kommt der Freudenstädter psychosomatischen Hilfsgemeinschaft "Die Treppe" zugute.

Feierlich in schwarze Fracks mit roter Bauchschärpe und roten Fliegen gekleidet, traten die Musiker des Salonorchesters Baden-Baden auf. Die Violinistin Julia Richtberg, das einzige weibliche Ensemblemitglied, glänzte im festlich nachtblauen, schulterfreien Paillettenkleid.

Die Musiker sind alle Meister ihres Fachs und beherrschen das gesamte Spektrum der Musik mit seiner breiten Gefühlsskala meisterhaft, war schon in der Konzert-Ankündigung zu lesen. Sie spielen oder spielten in berühmten Orchestern, haben zum Teil Lehrerfahrung und wurden mehrfach ausgezeichnet. Bemerkenswert ist, dass die Hälfte der Musiker aus osteuropäischen Ländern stammt. Anton Hollich (Klarinette und Saxofon) und Ewald Adam (Viola) sind Banaterschwaben, Ensembleleiter Harald Paul (Violine, Stehgeige) und Wolfgang Güttler (Kontrabass) kommen aus Siebenbürgen, der Cellist Sasha Somov ist Bulgare, und Pianist Francois Kilian ist Franzose. In Deutschland geboren wurden Alois Müller (Akkordeon) und Julia Richtberg (Violine), Moderator Willi Huber (Zither) imponierte als waschechter Bayer. Virtuose und melancholische Zigeunerklänge, österreichische Kaffeehausmusik und beschwingte Tanzformen scheinen vielen der Instrumentalisten im Blut zu liegen.

Geigerin schlägt auch die Triangel

Im ersten Teil des Konzerts wurde bereits in der Toselli-Serenade deutlich, dass die einzelnen Musiker immer wieder Solo-Passagen zu bewältigen hatten – wie in dieser Serenade Cellist Sasha Somow mit einem betörenden Solo. Im Tango  "Ole Guapa" brillierte Alois Müller mit seinem Akkordeon und bestimmte virtuos den charakteristischen Rhythmus. In der Tritsch-Tratsch-Polka hatte die Geigerin Julia Richtberg ihren Soloauftritt und imponierte diesmal nicht mit sanftem Violinstrich, sondern schlug wacker die Triangel. Moderator Willi Huber beschrieb nicht nur humorvoll-spritzig die Programmpunkte, sondern spielte hervorragend die Zither, das "bayerische Nationalinstrument", wie er hervorhob. Mit dem Medley "Schlagobers", das österreichische Klänge wie etwa "Frühling in Wien" bot, zeigte er zusammen mit dem Orchester seine ganze Kunst und Fingerfertigkeit. Als letztes Stück vor der Pause gab es  "Hora staccato" in dem Anton Hollisch ein bestechendes Klarinetten-Solo bot und auch seine Fertigkeiten auf der Sopranflöte einfließen ließ. Zudem beeindruckte und amüsierte Hollisch durch seine Mimik und Gestik, mit der er das Publikum während des gesamten Konzertabends immer wieder zum Schmunzeln brachte.

Das Ensemble begeisterte das Publikum auch mit der romantisch-aufregenden "Petersburger Schlittenfahrt". Spannende Facetten und große Dynamik wurden zudem im "Csárdás" aus der Operette "Die Csárdás-Fürstin" geboten, in der Harald Paul sein großes Können mit seiner Violine zeigte und sich ein wahrhaftes Tempo-Wettrennen mit der Klarinette lieferte, während Edward Adam (Viola) mit Johann Güttler am Kontrabass und den weiteren Geigern dem Stück Leichtigkeit verlieh. Francois Kilian sorgte am Flügel bei dem gesamten Konzert für einen klangvollen Rahmen. Mit einem leisen, stimmungsvollen "Sag’ zum Abschied leise Servus" verabschiedeten sich die Musiker des Salonorchesters von dem restlos begeisterten Publikum, das stehenden Applaus gespendet hatte.