Die Stuhlschiedsrichterin und hinter ihr ihre Nachfolgerin? Isabell Seefried (rechts) und Janina Walisko stellten sich am Rande des BMW-AHG-Cups einem Dialog der etwas anderen Art. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Isabell Seefried und Janina Walisko erzählen aus ihrem unterschiedlichen Alltag in derselben Szene

Von Gerd Braun

In einem Dialog der etwas anderen Art haben die beiden Tennis-Schiedsrichterinnen Isabell Seefried und Janina Walisko am Rande des BMW-AHG-Cups in Bildechingen einen kleinen Einblick in ihren Alltag auf dem Stuhl und an der Linie gegeben. Das besondere daran: Die beiden waren aufgefordert, sich vor allem gegenseitig zu befragen – was nicht ganz so einfach war, da die beiden befreundet sind und ohnehin sehr viel voneinander wissen.

Isabell Seefried aus Baiersbronn, mit ihren 23 Jahren schon sehr erfahren in der Schiedsrichterei, verriet, dass sie, vorausgesetzt alles läuft wie geplant, im Oktober in Istanbul ihren Bronce-Badge erwerben will, was die letzte echte Reifeprüfung für Tennis-Schiedsrichter ist. Den White Badge hatte sie ja im März 2009 in Kairo erworben.

Wo sie ihren ersten Auftritt als Ballkind hatten,wissen beide noch. Die Baiersbronnerin beim Herren-30-Turnier, wie es sich gehört, die Bildechingerin beim BMW-AHG-Cup. Das aber ist jeweils schon sehr lange her. Und schon kam die Frage auf, wann und wo sich die beiden kennengelernt haben. Das war beim Porsche-Cup in Stuttgart, wo Janina Walisko Ballkind und Isabell Seefried Schiedsrichterin war. In der Landeshauptstadt hatten die beiden vor kurzem auch ihren ersten gemeinsamen Einsatz auf dem Court: Die Baiersbronnerin auf dem Stuhl, die Bildechingerin als Linienrichterin beim Mercedes-Cup.

Da wollte die 23-Jährige doch gerade mal von der jüngeren Kollegin wissen, ob sie auch schulfrei bekommen habe, um beim Mercedes-Cup in Stuttgart dabei sein zu können. Ja, bestätigt Janina Walisko, bei ihr gebe es eine gute Kooperation mit der Schulleitung am Horber Martin-Gerbert-Gymnasium, wo für Janina Walisko kommendes Jahr das Abitur ansteht.

Isabell Seefried räumt ein, auch in Freudenstadt an der Spranger-Schule frei bekommen zu haben, ihr Studium, Fachrichtung Spanisch und BWL, habe sie aber inzwischen für die Schiedsrichter-Karriere unterbrochen.

Wo Janina Walisko derzeit steht, nämlich kurz vor dem Erwerb des Verbandsschiedsrichter-Abzeichens, stand Isabell Seefried vor etwa vier Jahren. Und so könnte sich die 18-Jährige, je nachdem wie sie sich nach ihrer Schulzeit entscheidet, in den Fußstapfen der Baiersbronnerin treten. Ein schnelles, entschlossenes Ja war Janine Waliskos Antwort auf die Frage des Moderators, ob Isabell Seefried ihr Vorbild sei. Reaktion auf der anderen Tischseite: Ein begeistertes Lachen. Doch die Schülerin lieferte auch gleich ihre Begründung mit: "Schau mal auf ihr Facebook-Profil! Sie ist jede Woche in einem anderen Land."

Die Baiersbronnerin bestätigt dies. Sechs bis sieben Wochen am Stück sei sie meist auf der Tour unterwegs, für kommende Woche aber hat sie sich freigenommen. Dann stehen nämlich die Baiersbronn Open, ihr Heimturnier auf dem Plan. Janina Walisko muss sich dagegen entschuldigen: Sie ist verreist.

Das große Ziel junger Schiedsrichterinnen, einmal bei Grand-Slam-Turnieren dabei zu sein, kann die junge Horberin noch nicht als solches definieren, als sie nicht genau weiß, ob sie voll auf die Schiedsrichterei oder doch das Erlernen eines "normalen" Berufes setzten soll.

Ein Ziel fällt Janina Walisko aber ungeachtet dessen noch ein: Nächstes Jahr möchte sie beim Heimturnier als Schiedsrichterin mitwirken.

Die reizvollen Turniere gehören dagegen für Isabell Seefried zum Alltag. Alle Grand Slams hat sie in diesem Jahr besucht, wobei sie in Paris und Wimbledon als Linienrichterin mitwirkte, während sie bei den Australian Open sogar Stuhlschiedsrichterin war.

Ein großes Ziel für 2012 fällt schließlich auch Isabell Seeefried noch ein: Die Olympischen Spiele in London, das wäre schon etwas. So haben die beiden jeweils eigene Pläne in der selben Szene. Da Janina Walisko in ihrer Karriere ungefähr vier Jahre hinter Isabell Seefried steht und in vier Jahren erneut über die Schiedsrichter-Besetzungen für Olympische Spiele entschieden wird – da wäre eine Wiederholung dieser Fragerunde beim BMW-AHG-Cup 2015 doch eine interessante Sache.